Ich habe wie viele Andere seit über einem Jahr auf das Erscheinen dieses Instruments gewartet, nun steht es seit zwei Tagen bei mir.
Meine Stilrichtung ist vorwiegend ProgRock und und ein Wenig Classic-Rock. Ergänzend zu diversen Romplern und VAs, die bereits hier stehen, sollte der Behringer mein neuer Lead-/Performance -Synthesizer mit dem "real analogen Touch" werden.
Haptisch wirkt er zunächst recht solide gefertigt, klangtechnisch muß man sich die wenigen Perlen jedoch mühevoll herauspicken...
Die Presets hätte man gut und gerne auf ca. 100 reduzieren können, denn vieles wiederholt sich und vieles mutet eher an wie eine Demonstration der Effekte
als der klanglichen Essenz des Synthesizers.
Insgesamt finden sich für mich hier ca. 30 gute bis sehr gute pad/comp/lead-Sounds, die die eigentliche klangliche Stärke des Gerätes herausarbeiten.
Die Tastatur ist OK, entspricht in ungefähr der meines Korg TR 61, die nicht gewichtet ist aber ein ähnliches Spielgefühl vermittelt.
Die Verarbeitung ist jedoch deutlich ungleichmäßiger; einzelne Tasten liegen sehr nahe beieinander, während zwischen anderen "Zahnlücken" klaffen.
Das sollte bei einem Gerät in dieser Preislage und Kategorie eigentlich nicht sein.
Die hohe G-Taste verursacht bei etwas stärkerem Anschlag ein metallenes Geräusch, welches sehr ungesund klingt.
Jetzt aber zum Dealbreaker: das Pitch-Bend-Rad hat in der Mittelstellung einige Milimeter Spiel nach unten und oben, schnelles intuitives Bending ist hier Fehlanzeige, zudem ist die Festigkeit der Federn zu hoch gewählt, das heißt, es ist ein gewisser Widerstand zu überwinden bevor das wheel anläuft. An der glatten Kunststoffoberfläche
des wheels rutscht der Daumen bei schnellem Zugriff dadurch gerne immer wieder ab. Warum ist dieser nicht mit einer dünnen Schicht Gummi belegt worden, wie bei vielen anderen Herstellern schon länger üblich ?
Und nun die Krönung: das Rad schleift. nicht ständig aber immer wieder und zwar an der rechten Seite.
Für einen Performance-/Lead-Synthesizer als den ich ihn geplant hatte, ist der Deepmind für mich somit nicht zu gebrauchen.
Manch einer wird jetzt "Jammern auf hohem Niveau" wittern aber das hier wäre jetzt mein zwölfter Hardwaresynthesizer in ca. 30 Jahren und ich denke ich weiß, wovon ich hier schreibe. Das Spielgefühl stimmt hier (für mich) ganz und gar nicht!
Ich scheine auch nicht der Einzige mit diesem Problem zu sein, da in Internetforen bereits über das sog. Pitch bend wheel slack-Problem berichtet wurde.
Da ich also derzeit nicht sicher sein kann, daß ein Austauschgerät in den genannten Punkten besser sein wird, möchte ich den Thomann-Mitarbeitern, mir selbst und der armen Postbotin die erneute Mühe ersparen und sende das Gerät definitiv zurück. Ich freue mich jedoch schon auf das Expandermodul, welches hoffentlich demnächst in Produktion geht?
Update 01.01.2019:
Jetzt habe ich ihn seit Kurzem wieder, d.h. meine Frau hat ihn mir geschenkt aber leider nicht bei Thomann geordert, denn sonst hätte ich es ja mitbekommen.
Somit Zeit für eine Revision meiner Erstbeurteilung.
Jetzt ist die Tastatur einwandfrei, die Wheels funktionieren wie sie sollen (zwar immer noch nicht mit Gummi beschichtet aber kein Schleifen). Möchte man in Richtung kräftige Jupiter-Pads gehen, reduziert sich im Unisono-2 Modus die Stimmenanzahl zwar auf 6, das ist aber immer noch mehr als bei so manchem Vintage-Analogen ohne dessen altersbedingten Nachteile. Im Einklang mit dem nun reduzierten Preis gibt es eine klare Kaufempfehlung. Vielleicht hatte ich ja beim ersten Mal wirklich nur ein Montagsgerät erwischt.