Das Gerät geht zurück, weil es genau die gleichen Probleme bei der umständlichen Software-Installation gibt, wie schon seit Erscheinen des Vorgängers GT-1000 (siehe Kritiken in Internetforen). Da hat Boss nichts, aber auch gar nichts dazugelernt. Man muss sage und schreibe 4 (!) Software-Pakete separat herunterladen und installieren: Zwei auf Mac/PC (GX-100 Treiber + Bedienoberfläche "Boss Tonestudio"). Danach zwei auf dem GX-100 (aktuelle Version des Betriebssystem und - separat - den IR Loader). Auf meinem PC scheiterte die USB-Verbindung mit dem GX-100 per USB-Kabel. Auf meinem Mac (etwas älteres Modell mit OS X und mit Windows-VM) ließ sich der Treiber nicht installieren. Schließlich hab ich es aufgegeben. Fast 2 Tage Arbeit umsonst.
Daher nur 2 Sterne für die Bedienung. Die ist ansonsten klasse.
Das neue farbige Touch Display ermöglicht eine super einfache Programmierung der Effektkette. Ein Quantensprung im Vergleich zum GT-1000.
Zwar hat der neue Bildschirm bei weitem noch nicht die Qualität eines Smartphone-Touchscreens (Buchstaben muss man nach wie vor immer noch über die Drehregler eingeben, und kann sie nicht einfach antippen).
Doch die Effektkette ist ruckzuck in 10 Minuten programmiert. Beim GT-1000 hab ich dafür ne Stunde rumgefummelt.
Allerdings muss ich schweren Herzens auch auf einige gute Funktionen des GT-1000 verzichten. Z.B. zwei Fußschalter „opfern“, denn das GT-1000 hat 10 Fussschalter, und das GX-100 nur 8.
Auch vermisse ich beim GX-100 den genialen dritten Modus des GT-1000, den sog. „Pedalboard-Mode“, wo man ohne Hin- u. Herschalten zwischen Bänken und Presets auf einen Blick ganze 10 Stompboxen zur Verfügung hat, so wie bei einem analogen Pedalboard.
Das hat der GX-100 nicht. Da muss man wieder wie früher hin- u. herschalten zwischen den altbekannten Modi „Memory Mode“ (fertige Presets) und „Manual Mode“ (pro Preset zuschaltbare Zusatzeffekte). Die Umschalterei erfordert einige Konzentration und Übung.
Hier hilft zum Glück das Display. Denn es ist nun farbig (GT-1000: s/w). Das erleichtert die Orientierung beim Hin- u. Herschalten. Man erkennt viel leichter, welcher Fußschalter denn nun welchen Effekt schaltet. Weist man z.B. einem Fußschalter die Funktion „Delay“ und die Lämpchen-Farbe „rosa“ zu, dann leuchtet auch darüber im Display die Farbe „rosa“ auf, in einem Kästchen mit der Beschriftung „Delay“.
Die zwei „fehlenden“ Fußschalter kann ich teilweise etwas kompensieren durch raffinierte Mehrfach-Belegung der verbleibenden acht. z.B. kann man im „Memory-Mode“ jedem der vier Haupt-Schalter 1-4 jeweils eine Rhythmus- und eine Lead Funktion zuweisen (also 2 x 4 = 8 Sounds). Oder im „Manual-Mode“ ein- und denselben Fussschalter als zwei verschiedene Stompboxen verwenden, z.B. einmal als „Tubescreamer, crunchy, mittig“ und dann als „OD-1, verzerrt, höhenreich“.
Anschluss + Soundqualität:
Ich steckte das Gerät direkt in den Amp-Input des Clean-Kanals eines Röhren- bzw. Transistoramps, sei es mit an- oder mit ausgeschalteten Amp-Simulationen am GX-100. Meist aber lasse ich die Amp-Sims ganz weg und benutze nur die Effekte, dann spüre ich den Charakter des Amps mehr. Mit den Amp-Sims verliert man deutlich an Dynamik und Anschlagsgefühl, trotz „AIRD“-Technologie und trotz Anpassbarkeit auf verschiedene Gitarren-Pickups über INPUT-Selector. Custom IR´s habe ich noch nicht probiert.
Die Effekte sind sehr gut, das muss man Boss lassen.
Klingt genauso wie das GT-1000, das allerdings schon 4 Jahre alt ist. Also nix neues beim Amp-Modeling. Hmmmh....
Verarbeitung
Das GX-100 ist extrem robust, aber für ein semiprofessionelles Gerät übertrieben groß und schwer. 3,4 kg ist genauso schwer wie meine Gitarre und man braucht einen stabilen Extra-Rucksack um es zu transportieren. Daher würde ich das GX-100 nur ungern zu ner spontanen Jam Session mitschleppen - da greif ich lieber zu nem leichten Pod Go.