Was Behringer/Bugera hier für kleines Geld abliefert, ist in Qualität und Ausstattung schon sehr beachtlich Doch leider hat das Ganze auch eine Schattenseite - und die liegt im Konzept, wie ich im weiteren ausführen werde.
Zunächst aber mal das Löbliche:
Der gediegene Qualitätseindruck kommt bereits beim Auspacken zum Vorschein. Ein doppelter Umkarton - der innere 4-farbig schick gestaltet - weckt positive Erwartungen. Am gut gepolsterten Tragegriff läßt sich der nicht eben leichte Verstärker herausnehmen und überzeugt spontan mit einer wertig aussehenden und makellos aufgetragenen Tolex-Beschichtung. Große Gummifüße geben satten Halt. Die Front mit sauber eingepasster Schallwand und dem Bedienfeld in geschmackvoll gestalteter Vintage-Optik gibt dem Ganzen ein schmuckes Gesicht. Bewegt man dann noch die sahnig-gleichmäßig laufenden Regler und den soliden Kippschalter, ist man bis hierhin schon mal begeistert - vor allem bei dem Preis!
Nach kurzer Warmlaufphase gibt der Kleine erste Lebenszeichen von sich. Typisch für einen (Single-ended) Röhren-Amp ist ein leises Summen zu vernehmen, jedoch deutlich geringer als ich das von einem weit teureren Verstärker (Fender Vibro Champ) in Erinnerung habe. Nun also die Strat angeschlossen, die Regler für Gain und Volume nur bis 4 aufgedreht und in der 5 Watt Einstellung einen brauchbaren Clean-Sound in Zimmerlautstärke vernommen.
Jedoch, für meinen Geschmack zu wenig Top-End und zuviel untere Mitten bei erwartungsgemäß schlankem Bass - ist ja nur ein 8"-Speaker in kleinem Gehäuse. Den Tone-Regler auf Anschlag bringt mehr Höhen, aber nicht die Präsenz, um auch den "Draht" im Ton hören zu können. "Topfig" und etwas undefiniert bleiben die untere Mitten leider immer noch.
Also mal mit einem EQ-Pedal nachgeholfen. 200-400Hz minus 4 bis 6dB, 4kHz plus 3 bis 4 dB - schon deutlich gefälliger - zumindest mit der Strat. Für die Les Paul reicht derlei Korrektur nicht - mir gelang es nicht, einen guten Sound hinzubekommen.
Nächster Ansatz war dann der Speaker-Tausch. Ein Jensen C8R hat einen Frequenzgang, der genau die zuvor genannten Frequenzbereiche ausgleicht, d.h. Senke im Grundton und Anhebung der Präsenz. Und tatsächlich, da klingt es doch um Welten offener und feinzeichnender als zuvor. Nur - jetzt fehlt dem Sound der Tiefton - alles klingt jetzt schlank, zu schlank.
Da an anderer Stelle ein Celestion 8"15 empfohlen wird, habe ich auch den ausprobiert. Hiermit ist das Klangbild ausgewogener, doch letztlich ohne EQ-Pedal immer noch nicht nach meinem Geschmack.
Eine befriedigende Gesamtlösung mit dann auch erweiterten Spielmöglichkeiten war für mich die Kombination aus Line6 PodGo (EQ, Effekte, kein Amp/Cab) in den Bugera V5. Was dann insgesamt aber auch nicht mehr "low-budget" darstellt und eben auch mehr Gerätschaften im (Wohn-) Raum bedeutet.
Mein Fazit: Mit einem größeren Gehäuse und Speaker (10" oder 12") wäre der V5 ab Werk bei nur geringfügig höheren Fertigungskosten (ein Jensen 10" kostet im Laden gerade mal 6 Euro mehr als ein 8") ein "ausgewachsener" klingender Verstärker , der nicht unbedingt externer Helferlein oder sonstwelcher "Mods" bedürfte (von denen es im Netz einige gibt). Wer den V5 serienmäßig (mit dem Turbosound-Speaker) beläßt, sollte m.E. zumindest ein (preisgünstiges) EQ-Pedal hinzubeordern. Schade, ich mochte den hübschen Amp, und mein Dank geht an Thomann für die unproblematische Rücknahme.