Während die Mehrzahl der auf dem Markt befindlichen Gitarren mit einer Decke aus Fichte und einem Korpus aus Palisander kommt, haben die Gitarrenbauer bei Cort die Flow OC mit einer Decke aus Rotzeder sowie Boden und Zargen aus Mahagoni ausgestattet. Das ist gegen den Mainstream, und so ist dieses relativ kleine Instrument speziell für Gitarristen bestimmt, die wissen, was sie wollen. Darauf deutet beispielsweise auch der 44,5mm breite Hals mit seinem asymmetrischen Halsprofil hin. Die Verarbeitung und die Ausstattung mit vergoldeten Mechaniken sowie dem ausgezeichneten Tonabnehmersystem „Anthem“ von L.R. Baggs unterstreichen zudem den professionellen Anspruch der Flow OC.
Die Cort Flow besitzt einen Korpus in Concert-Größe und gehört damit zu den sehr handlichen Instrumenten. Zusammen mit der Decke aus massivem Rotzedernholz und dem Korpus aus Mahagoni ist daraus ein schön mittiger, präziser und ziemlich ausgewogener Sound zu erwarten. Auch beim Hals geht Cort eigene Wege; er besteht zwar aus dem gewohnten Mahagoni, weist aber ein unsymmetrisches Halsprofil auf. Das soll für eine bequemere und exaktere Handhaltung sorgen. Die Gesamterscheinung ist eher schlicht, aber ein paar Details wie die vergoldeten Mechaniken mit Ebenholzgriffen und das Tonabnehmersystem von L. R. Baggs verraten, dass wir uns hier nicht mehr in der Einsteigerklasse bewegen.
Aber wer sind die Gitarristen, die genau wissen, dass sie die Cort Flow OC wollen? Es sind in erster Linie die Fingerpicker, denn die Cort bietet als eine der herausragendsten Eigenschaften eine exzellente Trennung der Register. Melodielinien, Bassbegleitung und Rhythmik werden genau so dargestellt, wie der Gitarrist sie spielen kann. Die Bässe sind nicht zu stark (ein Grund, warum nur wenige ausgewiesene Fingerpicker zu einer Dreadnought greifen), und der Gesamtsound durch die verwendeten Hölzer angenehm warm. Und der breite, bequeme Hals lässt der linken Hand genügend Platz für sämtliche rezeptpflichtige Verrenkungen.
Die südkoreanische Firma "Cort Musical Instruments" baut seit den frühen 1970er-Jahren Gitarren und hat sich seither zu einem der größten Gitarrenhersteller der Welt entwickelt. Während Cort in seinen Werken in Indonesien und China als sogenannter Erstausrüster auch preiswerte Instrumente für andere Hersteller mit Lizenz herstellt, hat sich die Firma seit den 1990er-Jahren vor allem der Eigenprodukten im Gitarren-, Bass- und Verstärkerbereich gewidmet. Dabei kam es gehäuft zur Zusammenarbeit mit vielen namhaften Künstlern, die teilweise eng in die Entwicklung der Produkte eingebunden waren: Larry Coryell, Matt Murphy, TM Stevens, Matthias Jabs, Gene Simmons, Jeff Berlin oder Frank Gambale, um nur einige von ihnen zu nennen. Unter dem Firmendach Cor-Tek produziert und exportiert der Hersteller nach eigenen Angaben pro Jahr über eine Million Gitarren und rund 300.000 Verstärker.
Die Cort Flow OC ist eine spezielle Gitarre, allerdings anders und vielleicht nicht ganz so puristisch wie das Schwestermodell Cort Passion. Dementsprechend besitzt sie einen breiteren Einsatzbereich. Die Spezialität bleibt natürlich Fingerstyle, eine Spieltechnik, die sie mit einem weichen, angenehmen Sound darstellen kann. Hier ist auch der breite Hals vorteilhaft. Der Sound und die Ansprache lassen jedoch auch zu, die Gitarre für Strumming und damit für Liedbegleitung einzusetzen – sofern man sich mit dem relativ breiten Hals anfreunden kann. Und dann ist da natürlich noch das Tonabnehmersystem, das mit seinem zusätzlichen Mikro dafür sorgt, dass sämtliche Nuancen auch auf der großen Bühne gehört werden können.