Lange habe ich versucht, Informationen über die dB Technologies ES602 im Internet zu finden. Zu exakt dieser Anlage gab es aber weder konkrete Testberichte, noch Kundenmeinungen. Seit längerem suche ich für den mobilen DJ-Betrieb eine Anlage für kleinere Events, die sich einfacher aufbauen und platzsparender transportieren lässt als meine zwei 12" Tops und der passende 18" Subwoofer von Electro Voice.
Ein befreundeter DJ hat seit einigen Monaten die größere Version ES802 im Einsatz, die ich live auf einer Hochzeit hören konnte. Ich war erst skeptisch, dann im Betrieb aber durchaus positiv überrascht. Lediglich die Höhen waren etwas spitz bei höheren Lautstärken. Kleiner Griff an den Mischpult EQ und das Problem war gelöst.
Grundsätzlich sind Säulensysteme aktuell ja recht angesagt. Als Konsument habe ich das Gefühl, dass sich in diesem Bereich für die Hersteller auch noch Geld verdienen lässt, während die klassischen 12" Tops ja einem ordentlichen Preisdruck unterliegen. Die üblichen Säulensysteme/ Klein-PAs kosten pro (Mono-) System zwischen 650 bis zu mehreren tausend Euro.
Und dann kommt auf einemal db technologies und halbiert den Preis für die Einstiegsserie ES602. Zuerst dachte ich, es läge ein Fehler bei thomann vor. Nachdem der Preis aber bei besagten 333? blieb, habe ich mir testweise zwei Systeme bestellt.
Vorab muss gesagt werden, dass ich die PA noch nicht im DJ Einsatz live testen konnte. Diese Bewertung bezieht sich auf den ersten Eindruck, nachdem mit verschiedenem Material getestet wurde.
Verpackung: Das System kommt super verpackt an, alles sitzt fest und lässt sich dank des geringen Gewichts der Komponenten leicht alleine auspacken.
Erstes Anschließen: Der Anschluss verläuft absolut entspannt und einfach. die zwei kurzen Stangen zusammengeschraubt, die untere in den Sub, die obere ausgefahren und mit einer Hand das 2kg Top oben drauf. Speakon-Kabel dran, mit mitgeliefertem Kabelklett hinten befestigt. Stromkabel dran und dann per XLR an den Mixer. Dauer pro System maximal zwei Minuten. Absolut top. Was mich aktuell verwundert: Anschluss meines Mixers an Sub 1 mit Cinch.Kabel, weiter in Sub 2 über "Link" mit XLR-Kabel funktioniert nicht. Geht vielleicht nur, wenn man auch per XLR in die Box geht?
Eindruck Verarbeitung: Der Sub fühlt sich absolut wertig an, trotz des geringen Gewichtes. Der Strukturlack und das Frontgitter schauen gut aus, die Potis und Schalter lassen sich angenehm bedienen. Die Distanzstange steckt fest in der Box. Sie wirkt nicht super robust aber für die kleinen Tops reicht es mehr als genug. Voll ausgefahren bringen sie die Tops so weit hoch, dass sie auch große Gäste überragen. Die mitgelieferten Speakon Kabel wirken von den Anschlüssen her eher billig und sind leider auch etwas kutz geraten. Sind die Tops ganz oben, lassen sich die Kabel nicht mehr so schön mit dem Kabelklett befestigen, es entsteht ein Kabel-Dreieck. Bei einem System, was nicht zuletzt wegen der Optik gekauft wird, hätte man die 20 cm vielleicht noch investieren können. Die Tops machen für eine 2kg Plastikbox einen ordentlichen Eindruck. Leider kann man die Tops nicht an der Distanzstangen festdrehen, sodass sie sich leicht verdrehen lassen. Bei diesem geringen Gewicht ein Nachteil. In der Praxis werde ich wohl einmal mit Gaffa die Stange umwickeln, damit es hält. Nicht die ideale Lösung.
Sound: Wie oben beschrieben, ist noch kein endgültiges Urteil möglich. Der erste Eindruck ist aber durchaus positiv. Ich spiele meist Konservenmusik, entsprechend werde ich am DSP eine Einstallung wählen, die den Bass stärker betont. Besonders gefällt mir die Wiedergabe von akustischer Musik oder Jazz, wenn auch man bei den Mitten kein HighEnd erwarten darf. HipHop oder House ist nicht die natürliche Stärke von 10" Subs, jedoch klingt es in kleineren Räumen auch damit durchaus anständig. Klingt größer, als es aussieht.
Fazit: Optisch genial, Verarbeitung bis auf Details in Ordnung, der erste Sound-Eindruck ist ebenfalls positiv. Mal schauen, wie sich das System bei den ersten Live-Einsätzen schlagen wird.
Update: Inzwischen konnte ich die Anlage live ausgiebig testen. Zuerst, was mich stört: Die Oberfläche der Subs ist extrem anfällig was Macken und Kratzer angeht. Gleich beim ersten Einsatz ist an einer Stelle nach leichter Berührung die Farbe bis aufs Holz weg. Ohne Taschen ist ein Einsatz nicht sinnvoll. Die Stromanschlüsse wirken eher labil, man sollte bei der Aufstellung darauf achten, die Rückseite der Subs entsprechend zu schützen. Irgendwo muss sich der Preis ja bemerkbar machen.
Zum Positiven: Lautstärke ist (bei realistischem Einsatz indoor bis 70-80 Leute, gemischte Musik) absolut kein Problem. Bin überrascht über das Bassfundament, wenn auch die Subs aufgrund der höheren Trennfrequenz natürlich nicht ganz so kanckig spielen wie ein bei 100 oder 120 Hz getrennter Sub. Insgesamt empfinde ich den Klang in der neutralen DSP Einstellung als am besten. Wenn es laut wird, fahre ich am Mischpult die Höhen leicht runter. Wer direkt vor dem Hochtöner tanzt, empfindet den Sound als etwas spitz, da sich die Frequenzen (der Sub am Boden) erst nach einer kleinen Distanz ideal mischen. Die Sprachverständlichkeit bei Durchsagen ist nicht überragend aber vollkommen in Ordnung. Feedback hat man bei der Verwendung guter Mikros so gut wie gar nicht, selbst wenn der Sprecher 1 Meter vor dem Speaker steht.
Würde die ES 602 wieder kaufen und freue mich über das unkomplizierte Handling in Verbindung mit insgesamt gutem Klang.