Ich bin es mittlerweile gewohnt, meine Eindrücke zu Gitarren, Verstärkern, Effekten und Zubehör in warme Worte zu kleiden; heute mag ich mich mal an der Besprechung eines Cajons versuchen.
Mein Erfahrungshorizont ist hier leider nicht so ausgeprägt wie rund um die Gitarre, was nicht bedeutet, dass ich nicht bereits diverse Sitztrommeln - Achtung, billiges Wortspiel! - besessen hätte, von denen ich gerne rückschließen werde.
Das hier vorzustellende Cajon stammt vom spanischen Hersteller De Gregorio und hört auf den Namen Yaqui; ich habe es in der Farbausführung Iris bestellt, was bedeutet, dass die natürlichen Streifen in aufeinander folgenden Regenbogenfarben koloriert sind. Auf manchen Werbebildern wirkt das dann bonbonfarben; in natura macht es einen viel natürlicheren, homogeneren, aber auch blasseren Eindruck.
Es ist aus mehrlagiger Birke gefertigt und wirkt massiver als meine Vergleichsmöglichkeiten; die Schlagfläche selbst ist komplett verschraubt und ist etwas kleiner als die Kiste selbst, so dass es eine kleine Stufe gibt. Die seitlichen oberen Kanten sind leicht abgerundet, sämtliche Oberflächen wahre Handschmeichler, fein und seidig, so dass sich ein sehr positiver Verarbeitungseinruck ergibt.
Das Yaqui erzeugt seinen Snareton via zweier komplett entnehmbarer Gitarren-Saitenpaare, die im Inneren durch Klett dicht an der Schlagfläche vorbei geführt werden und durch einen im Kasten arretierbaren Inbus-Schlüssel von unten gestimmt werden können; auf der Sitzfläche befinden sich - im Gegensatz zur Abbildung oben - die Gegenstücke in Form zweier runder Nieten (mit mir dann drei).
Zusätzlich ist im Inneren ein Nylon-Faden zwischen den beiden Außenwänden gespannt, an dem vier Glöckchen befestigt sind, die für Obertöne sorgen sollen. Ich kann mich da schwer irren, aber ich halte dies für ausgemachten Aberglauben und zweifle besagte Funktion an.
Dann eine kleine, unangekündigte Überraschung: In einem Plastiktütchen findet sich ein Ersatz-Saitenpaar, bereits in zwei Holzblöcke eingespannt. Toller Service!
Dafür fehlt die angekündigte Lehr-DVD, was ich nicht weiter schlimm finde; hätte ich mir wahrscheinlich eh niemals angeschaut.
Das De Gregorio musste sich zunächst gegen ein altes Maestro-Cajon aus gleichem Hause (ca. 100¤ Aufpreis) schlagen (lassen), welches ebenfalls dem Gitarrensaiten-System frönt; überdies standen mir zwei Fame-Cajons (Fame ist die Hausmarke eines überregional bekannten Kölner Musikalienhandels) mit Snare-Teppich-Technik als Vergleichsmöglichkeit zur Seite. Alle drei Kisten sind mir jahrelange Begleiter und mit viel Liebe ausgesucht worden.
Mein erster Eindruck ist ein sehr guter: Saubere Bass- und Snare-Trennung, wobei letztere dennoch schnell genug anspricht und erstere satt und sonor, indes nicht ganz so tief, dafür aber druckvoller als andere tönt. Das gefällt mir spontan besser als beim großen Bruder, dessen Snare zwar noch schneller anspricht, so allerdings auch bei stärkeren Bass-Schlägen, was ich nicht so gerne mag.
Dabei klingt es nach Körperspannung, noch nicht so "eingelatscht" wie die drei Brüder, was ich - Überraschung, da anders erwartet - angenehm finde. Leise gespielt fällt der Schnarreffekt dann ganz weg, was mit ebenfalls zusagt und eher an Conga- oder Bongo-Perkussion erinnert; eine schöne Variante!
Auch reagiert die Snare sensibel auf den Anschlagort, so dass es in Richtung Außenkante obertonreicher und höherstimmig (Slap) zur Sache geht: Eine feine zusätzliche Klangfarbe!
Da ich auch noch andere De Gregorio-Modelle kenne, möchte ich dem spanischen Hersteller an dieser Stelle eine eigene Klang- und Spielidentität bescheinigen, die der Funktion des Mini-Drumsets sehr entgegen kommt, was mir wiederum liegt; ich habe noch kein schlechtes Cajon aus diesem Hause gespielt oder gehört, was ebenfalls für saubere Abstimmung bei Verlassen der Fabrik und eine geringe Streuung spricht.
Wenige anders lautende Testberichte im Netz kann ich demnach nicht bestätigen, sondern muss diesen im Gegenteil entschieden widersprechen!
Fazit: Für 169¤ bekommt man ein sehr gut verarbeitetes, sehr gut bespielbares und sehr gut klingendes Cajon, welches bei mir keine Wünsche offen lässt. Es klingt eher modern und unterstützt den Aushilfsdrummer ebenso wie den Percussionisten, spricht nicht blitzartig, aber immer noch schnell genug an, was zusätzliche Dynamik und Klangfarben ermöglicht.
Ich kann das De Gregorio Yaqui Iris uneingeschränkt empfehlen und halte es nicht für schlechter als die größeren Brüder aus gleichem Hause. Meiner bescheidenen Meinung nach muss man nicht mehr Geld ausgeben.
Zum Schluss meinen Dank dem Musikhaus Thomann, welches das Cajon trotz des starken Kundenandrangs hurtig mit entsprechendem Mehraufwand ohne Aufpreis termingerecht geliefert hat: Das nenne ich einmal mehr exzellenten Service alter Schule, wie man ihn heutzutage bei einbrüstigen Allzweck-Versandhäusern nicht mehr findet! :o)