Vor dem Kauf, ein kurzer Vergleich:
Bei der Kaufentscheidung für den Drawmer MC2.1 war die Forderung nach klanglicher Neutralität ausschlaggebend. Der Drawmer hat, nach meiner subjektiven Ansicht, seinen Konkurrenten gegenüber einige Vorzüge:
- er ist flexibler als der ColemanTB4-MKII, aber genau so neutral.
- das Übersprechen zwischen den Eingangskanälen ist beim Drawmer unhörbar gering, nämlich >85 dB. Das kann man vom SPL MTC (-65dB) nicht behaupten. Wenn der Normpegel in der Regie bei 85 dB liegt, muss der crosstalk mithalten können.
- eine Presonus Central Station ist ein flexibles Gerät, einigermaßen klangneutral und auch die mitgelieferte kabelgebundene Fernbedienung ist nicht zu verachten. Die mangelhafte Zuverlässigkeit schon.
- vielseitig ist auch der Big Knob. Klangneutral ist er aber nicht.
Monitor Controller mit eigenem Wandler, also Dangerous Music oder Avocet schieden in meinem Fall aus.
Ausgepackt, erster Eindruck und kalibrieren
Dieser Controller wirkt haptisch hochwertiger, als der Preis vermuten lässt. Beim Einschalten vernimmt man ein leises klacken - also sorgen Relais für eine kleine Einschaltverzögerung und so sind alle angeschlossenen Lautsprecher vor jedwedem Einschaltgeräusch in Sicherheit. Der Poti läuft satt und präzise. Auch die anderen Schalter sind von exzellenter Qualität, die Schaltvorgänge geräuschlos. Das Eigenrauschen ist ebenso unhörbar.
Zunächst wurde kalibriert - c-gewichtete 85 dB waren das Ziel und mit den sehr leichtgängigen Potis auf der Unterseite des Geräts, entsprechenden Testsignalen aus der DAW und einem Schallpegel-Messgerät, ist das kein Problem gewesen.
Achtung: die Bedienungsanleitung erwähnt es vielleicht nicht, weil der Zielgruppe so etwas eigentlich klar sein sollte, aber natürlich muss man den Rechts/Links-Versatz messtechnisch nachprüfen. Also werden die Ausgänge des Drawmers mit der DAW verbunden und gemessen. Erwähnenswert ist, dass mein Gerät, anders als ein bei Bonedo getestetes, auf beiden Kanälen (rechts und links) ein präzise gleich starkes Signal liefert.
Nach der Kalibrierung wurde mit verschiedenen Testsignalen und Referenz-Aufnahmen probegehört sowie die Ausgänge des MC2.1 aufgenommen. Das Ergebnis ist: der Drawmer klingt fantastisch, was bedeutet, dass er fast völlig neutral bleibt. Keine Verzerrungen bei den Testsignalen, keine hörbaren Verfälschungen bei den Referenz-Aufnahmen, ein Phasenumkehr-Test mit den aufgenommenen Ausgangssignalen ergab eine beinahe vollkommene Auslöschung.
Nachteilige Eigenschaften:
Beim Zuschalten des geteilten Aux-Eingangs erhöht sich die Gesamtlautstärke der symmetrischen Eingänge beträchtlich. Wer das nicht beachtet, kann seinen Normpegel vergessen. Der freundliche Drawmer Support hat mir mitgeteilt, dieses Verhalten sei normal und eine Nebenwirkung einer Schaltung, die für das sehr geringe Übersprechen zwischen den Eingangskanälen notwendig ist. Die Pegeländerung sei eine Folge der veränderten Impedanz im Mix Bus.
Wer weiss, wie sehr crosstalk stören kann, findet sich damit ab. Natürlich kann man seine Monitore alternativ mit aktiviertem Aux/In einmessen und muss diesen dann eben auch standardmäßig aktiviert lassen. Vielleicht sollte dies, wie auch das Überprüfen der Kalibrierung, im ansonsten sehr guten „User Manual“ dokumentiert werden.
Positive Eigenschaften:
- eine Dim Schaltung die nicht färbt
- Mono switch - unerlässlich
- Phasenumkehrschalter
- Mute, sowie getrennter links- bzw. rechts-cut, besonders praktisch beim Kalibrieren des Geräts.
- das überdurchschnittlich gut klingende Talkback Mikrofon. Beim Betätigen des Talkback werden alle anderen anliegenden Signale ein paar dB abgeschwächt. Auto-Ducking also.
- Das Talkback Signal wird zusätzlich über einen Mono Out ausgegeben. Man kann es also auf eine externe Kopfhörer-Mischung oder auf einen Lautsprecher im Aufnahmeraum routen.
- Der Kopfhörerverstärker ist ziemlich laut und von ordentlicher Qualität.
Fazit:
Bis auf den erwähnten Nachteil des Aux/Inputs, kann ich kaum Schwachpunkte am Drawmer MC2.1 finden. Wäre ein zusätzlicher Bus vorhanden um das anliegende Signal ungedämpft durchzuschleifen, könnte man ein RTW Messgerät direkt anschließen, was ich wirklich super fände. Dass dieser fehlt und das Verhalten des Aux/Inputs begründet meine leichten Wertungsabzüge in den Disziplinen „Bedienung“ und „Features“. Ansonsten ist das herausragende Preis-Leistungs-Verhältnis bemerkenswert. Der MC2.1 wird in England gebaut.
Die Audioqualität dieses Drawmer Monitor Controllers bleibt seine hervorragende Eigenschaft. Sie ist, über diese Preisklasse hinaus, erstklassig.
Nachtrag nach drei Monaten: Die Beschriftungen sind beim MC2.1 nicht durch Klarlack geschützt und lösen sich zügig und rückstandsfrei ab. Eigentlich profan, es ändert nichts daran, dass dies ein hervorragender Monitorcontroller ist. Trotzdem sollte so etwas vermeidbar sein - somit nur noch vier statt fünf Sterne für die Verarbeitung.