Der Preis dieses Studiomonitors ist seit seinem Erscheinen um ein Drittel gefallen. Obwohl ich wegen der schlechten Akustik meines Wohnzimmers nur noch über hochwertige Kopfhörer (AKG K 812 und 872 sowie ein Stax-Elektrostat, der allerdings erheblicher Equalizer-Korrekturen bedarf) hörte, konnte ich bei diesem Preis nicht widerstehen, da man mit kleinen Nahfeldmonitoren der schlechten Raumakustik ein Schnippchen schlagen kann.
A.. Aufstellung
Ich habe die 8020 mit Genelec Stativadaptern 8020-408 auf Ständern 8000-409B frei im Raum aufgestellt; Hörposition und Monitore bilden ein gleichseitiges Dreieck mit nur 94 cm Kantenlänge. Auf den Ständern sitzen die 8020 für meinen bevorzugten Sessel etwas zu hoch (die mögliche Nach-vorne-unten-Neigung reicht nicht aus), ein dickes Kissen schafft da Abhilfe.
B.. Equalization
Wie fast alle Studiomonitore sind die 8020 für meinen Geschmack etwas zu hell abgestimmt; auch die Bassabstimmung ist - wie schon aus dem Freifeldfrequenzgang zu erkennen - nicht optimal. Mit einem semi-parametrischen Equalizer Elysia "X-Filter" habe ich das Klangbild der 8020 dem des AKG Kopfhörers K 872 (m. E. der beste erhältliche Kopfhörer, besser noch als der berühmte K 812) weitgehend angeglichen, eine Arbeit von nur zwei Tagen. Angesteuert werden die 8020 durch einen SPL Phonitor 2, der nicht nur ein überragender Kopfhörerverstärker, sondern auch ein ausgezeichneter Monitor-Controller ist.
C.. Klang
Die kleinen 8020 darf man natürlich nicht überfordern; der Bass reicht aber beispielsweise für das Violoncello und die Viola da Gamba aus. Ich spiele mit den 8020 nur Musik, die ihren Fähigkeiten angemessen ist. Damit erzeugen die 8020 ein sehr ausgeglichenes, transparentes Klangbild, wobei besonders die ausgezeichnete Tiefenstaffelung beeindruckt.
D.. Datenvergleich Genelec 8020 - 8030
Die über 80 Prozent teureren 8030 bieten m.E. keinen signifikanten Mehrwert. Anstelle eines 4 Zoll-Woofers erhält man einen von 5 Zoll (d.h. anderthalb mal größere Fläche) und einen nur marginal tieferen Bass, der beispielsweise für die tiefsten Klavierklänge auch nicht ausreicht. Der Freifeldfrequenzgang ist etwas besser. Ob dies den erheblich höheren Preis wert ist, muss jeder Interessent für sich entscheiden.
E..Fazit
Die Genelec 8020 sind eine hervorragende Ergänzung zu Premium-Kopfhörern. Die Preis-Qualitäts-Relation ist unschlagbar.
Nachträge vom 22.04.2018:
(1) Für Interessenten, die mit der Mathematik der Musik nicht vertraut sind, hier der Unterschied in der Basswiedergabe des 8020 und 8030: In den technischen Daten angegebene untere Frequenzen: 8020: 62 Hz, 8030 54 Hz, Verhältnis 1,1481. In musikalischen Cents ausgedrückt beträgt der Unterschied 239 Cents. In der modernen gleichmäßig temperierten Stimmung sind 200 Cents ein Ganzton. Die 8030 reichen im Bass daher nur etwas mehr als einen Ganzton tiefer als die 8020. Wer kann dies hören??
(2) Ein bemerkenswertes Detail der 8020 hatte ich oben nicht erwähnt: Sie blähen kleine Instrumente (Bsp. Geige) nicht auf. Ein Merkmal, das mit größeren Lautsprechern nur schwer zu verwirklichen ist. Selbst manche Kopfhörer (Bsp. Beyerdynamic DT 1770 Pro) vergrößern kleine Instrumente; statt einer Geige hört man das Unisono von zweien oder gar dreien.
(3) Stör- oder Knackgeräusche traten in meiner Anlage nicht auf.
(4) Die neuen 8020 (4. Generation der 8020-Serie) sind - richtig aufgestellt und angesteuert - wirklich ganz hervorragende Nearfieldmonitore, wenn man mit einem guten analogen Equalizer die kleinen Unebenheiten korrigieren kann. Und das zum Schnäppchenpreis!!