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Harley Benton BJ-55Pro 5 String Banjo

165 Kundenbewertungen

4.5 / 5

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8 Rezensionen

Harley Benton BJ-55Pro 5 String Banjo
205 CHF
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1
b
Viel vergebenes Potenzial
banjerino 10.06.2024
Nach längerem Vergleich mit anderen Banjos in diesem Preisbereich hatte ich mich für das BJ-55Pro entschieden.

Nach dem Auspacken und Anspielen war der erste Eindruck gar nicht schlecht. Saitenlage und Halskrümmung waren vernünftig eingestellt. Das Fell war zwar nicht ganz einheitlich gespannt, aber befand sich zumindest in einem spielbaren Bereich. Die Entscheidung, bei einem Resonator-Banjo kein Remo Coated Top, sondern ein Remo Renaissance zu verbauen, kann man allerdings durchaus hinterfragen.

Das Tailpiece war im Auslieferungszustand zu weit heruntergedreht und drückte gegen das Fell. Die Mechaniken sind recht schwergängig, aber ansonsten durchaus brauchbar.

Klanglich war durch einen Saitenwechsel, Austausch des Stegs, leichtes Spannen des Fells und Korrektur der Tailpiece-Höhe eine deutliche Verbesserung zu erzielen.

Zum positiven Eindruck trägt ebenfalls der in der Artikelbeschreibung mit keinem Wort erwähnte Rolled Brass Tone Ring bei.

Das BJ-55Pro ist im Auslieferungszustand problemlos spielbar. Wenn man es etwas genauer unter die Lupe nimmt, stößt man dann aber doch auf einige kleinere und leider auch größere Probleme:

Verarbeitung und optischer Zustand im Sichtbereich sind zwar einwandfrei. Nach dem Abnehmen des Resonators kam allerdings eine kleine Roststelle an der Unterseite des Flange zum Vorschein. Unter der Truss-Rod-Abdeckung zeigten sich zudem deutliche Lackschäden. Ein weiteres eigentlich vermeidbares Problem besteht im Bereich der Armstütze. Deren Schrauben sind zu lang und verursachen Beschädigungen in Form von zwei unschönen Druckstellen im Rim.

Die Bohrungen im Rim für die Halsbolzen und den Coordinator Rod sitzen nicht exakt mittig zwischen den J-Hooks. Dadurch ist beim Spannen des Fells etwas Überzeugungsarbeit nötig, um den Tension Hoop richtig zu zentrieren. Auch das Tailpiece sitzt hierdurch nicht ganz mittig, lässt sich aber dank Langloch im T-Bracket ausreichend weit verschieben.

Sowohl die Bracket Shoes als auch die Wall Lugs im Resonator sind lose. Bei den Bracket Shoes kein großes Problem, da die Schrauben auf der Innenseite des Rims problemlos zugänglich sind; allerdings lösen sie sich durch die von den J-Hooks ausgeübten Kräfte sehr schnell wieder. Die Innengewinde der Wall Lugs im Resonator zeigen nach dem Festziehen leider in die falsche Richtung, Hier hat man also keine andere Wahl, als die Lugs wieder etwas zu lösen, damit sich der Resonator wieder mit den Rändelschrauben befestigen lässt.

Die Nut im Rim für den Tone Ring ist leider zu tief. Hierdurch überragt der Tone Ring die Oberseite des Rims nur minimal, und das Fell hat weiterhin Kontakt mit dem Rim. Weshalb man einen Tone Ring verbaut, dessen klangliches Potenzial dann aber durch einen mangelhaften Einbau verschenkt, ist nicht so recht nachvollziehbar.

Das Innengewinde im Coordinator Rod für die Verschraubung mit dem unteren Halsbolzen ist leider minderwertig und beim gefühlvollen Festziehen sofort zerbröselt. Ich habe den Rod bei meinem Exemplar deshalb durch eine M8-Gewindestange ersetzt (mit Reduziermuffe auf M6 für den Halsbolzen).

Beim Spannen des Fells lassen sich einige Muttern nicht richtig festziehen, da die J-Hooks zu lang sind (bzw. deren Teilgewinde zu kurz). Bei meinem Exemplar war eine Fellspannung von 90 auf dem Drum Dial gerade noch zu erreichen. Für höhere Spannungen fehlen aber einige Gewindegänge. In diesem Fall muss man dann entweder mit Unterlegscheiben nachhelfen oder die Hooks durch kürzere Varianten ersetzen. Weiterer unschöner Nebeneffekt: Die Hooks ragen beim Spielen ohne Resonator mehrere Millimeter über die Unterseite des Banjos hinaus und bleiben in der Kleidung hängen oder drücken unangenehm gegen den Oberkörper.

Nun zum wohl schwerwiegendsten Problem: Das überhängende Ende des Griffbretts drückt stark gegen den Tension Hoop und erschwert das Erreichen einer gleichmäßigen Fellspannung deutlich, weil der Hoop hierdurch eingeklemmt wird. Darüber hinaus kann der ständige Druck langfristig auch eine Ablösung des Griffbretts vom Hals verursachen. Bei meinem Exemplar habe ich den Überhang deshalb etwas abgeschliffen, um ausreichend Freiraum zu schaffen. Das verursachte allerdings ein unerwartetes Folgeproblem: Die Saitenlage war plötzlich unspielbar hoch. Ursache hierfür ist, dass der Heel Cut des Halses leider nicht den eigentlich üblichen Winkel von 3° aufweist. Dass im Auslieferungszustand trotzdem eine perfekte Saitenlage vorhanden war, wurde also nur durch den Griffbrett-Überhang erreicht, der den Hals in den "richtigen" Winkel zwingt.

Letzendlich steht man also vor der Wahl, sich entweder mit der Kollision von Griffbrett und Tension Hoop und den hieraus resultierenden Schwierigkeiten beim Spannen des Fells und potenziellen Langzeitschäden abzufinden, oder aber den Halswinkel per Shim zu korrigieren.

Fazit: Das BJ-55Pro hat mich sehr zwiegespalten hinterlassen. Hätte ich es gekauft, wenn mir alle Mängel vorher schon bekannt gewesen wären? Nein. Da ich schon begonnen hatte, die kleineren Probleme selbst zu beheben, bevor der fehlerhafte Halswinkel zum Vorschein kam, habe ich aber davon abgesehen, mein Exemplar zurückzusenden.

Aufgrund des Halswinkels und des Coordinator Rods mit selbstzerstörerischen Tendenzen kann ich das BJ-55Pro leider nur mit zwei Sternen bewerten. Auch bei einem Instrument in dieser Preisklasse sollte dank CNC-Fertigung ein Heel Cut mit 3° keine besondere Herausforderung darstellen. Ohne diese beiden Mängel wären durchaus vier Sterne angemessen, und wenn dann noch der Tone Ring besser eingepasst und die sonstigen kleineren Probleme nicht vorhanden wären, könnte man bedenkenlos auch fünf Sterne vergeben - dann wäre das Instrument zu diesem Preis nämlich absolut konkurrenzlos.

Würde ich es trotzdem weiterempfehlen? Mit Einschränkungen. Spielbar ist das Instrument im Auslieferungszustand ja wie oben dargelegt durchaus. Hinzu kommt, dass Angebote der Konkurrenz zu diesem Preis schlicht keine vergleichbare Ausstattung bieten. Wenn man also bereit ist, sich entweder mit den genannten Mängeln abzufinden, oder aber über ausreichend Kenntnisse, Zeit und handwerkliches Geschick verfügt, um selbst Abhilfe zu schaffen, dann kann man das BJ-55Pro durchaus in Betracht ziehen.
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Harley Benton BJ-55Pro 5 String Banjo