Harley Benton Blues Mundharmonika in G-Dur

Eigentlich habe ich die Harmonika vor einem halben Jahr nur gekauft, um mir die Versandkosten zu meinen Saiten zu sparen und um sie mal für vier € auszuprobieren, da wusste ich noch nicht, dass ich Muha-Fan werde und einige schöne Stunden mit ihr in einem Halter zusammen mit Gitarre oder Klavier haben werde.
Natürlich könnte man argumentieren, dass Anfänger mit solch billigem Gerät die Lust am Spielen verlieren könnten, doch ermöglichte mir dieser Preis den Einstieg in diese neue, transportabele Welt und weckte mein Interesse. Allerdings wird man sich wohl, sobald man merkt, dass die Mundharmonika mit all ihren Vorzügen etwas für einen ist, etwas höherwertiges und -preisiges anschaffen, da man merkt, dass der Klang vergleichsweise leise ist und auch viel Luft an den Stimmzungen vorbeirauscht. Man ist also rasch außer Atem. Optisch stark von der Hohner Special 20 inspiriert, bieten sich die verdeckten Stimmplatten gerade für Anfänger an. Auch das gelegentliche Ausderhosentaschefallen, da ich sie (bis ich Besseres hatte) stets bei mir hatte, verzeiht sie einem spurlos. Bending und Overblow gelingen nicht so gut wie bei zum Beispiel der Hohner Blues Harp MS, und auch sprechen manche Töne unterschiedlich gut an. So ist bei meiner der dritte Ziehton kaum spielbar. Also bei "Ansprache" nur 3 Sterne. Die 4 Sterne bei "Features" gibt es wegen der Hülle, auch wenn die Muha darin herumklappert, und da sie in Gänze auseinanderschraubbar ist, was eine Reinigung erleichtert. Da es keine scharfen Kanten gibt und da sie recht robust ist, aber eben trotzdem keine Seydelqualität hat, 4 Sterne bei "Verarbeitung".
Also zum Reinschnuppern empfehlenswert, aber nicht abschrecken lassen, wenn es nicht so viel Freude bereitet, bei einem Modell höheren Preises ist dem vielleicht anders. PS: G-Dur empfiehlt sich, da es nach oben nicht so schrill wird wie beispielsweise bei F.

Einsatzbereich: Straßenmusik.
Als straßenmusiker verschleißt man schnell die stimmplättchen seiner harp. Will man nicht einen Großteil seiner "beute" für Ersatzteile ausgeben, muss was günstiges her.
Und hier kommt die harley benton ins spiel.
Rund 5 euro für ne harp, sind was anderes als 15 euro..

Aber jetzt zur Sache:
Wer für fünf euro spielzeug sound erwartet, wird sich wundern. Die kling ziemlich gut. Gut genug für die straße alle mal. Klar mit einer marine Band hält sie nicht mit, aber für den preis einer marine band, kriegt man 8 hiervon.
Man braucht aber schon eine gute lunge um lunge passagen halbwegs sauber und kraftvopl zu speielen. Bei einer Marine band, geht sowas leichter von den lippen. Aber die kostet ja auch nicht 5 euro.
Verarbeitung ist soweit gut. Verschleißt auch nicht schnelles als die stimmplättchen der teuren. Bei intensiv spielern 4-6 monate. Gelegenheitsspieler haben länger was davon.

Mit der Harp kann man hier nichts falsch machen! Die wirklich günstige Bluse Harp liegt gut in der Hand, hat keine scharfen Kanten oder Ecken, der Kunststoffkörper gammelt nicht. Außerdem ist sie dadurch auch schön leicht, zudem wiegt sie nicht viel, was sie zur absoluten Hosentaschen-Mitnehm-Harp macht!

Die Kanzellen liegen nicht zu nah beieinander und nicht zu weit von einander entfernt, was auch ein Melodiespiel ermöglicht! An die Richter- / Blues-Stimmung, d.h. die "fehlenden" Töne, gewöhnt man sich schnell. Meiner Meinung nach sprechen die Stimmzungen auch schnell an, man braucht keine Unmengen an Luft bzw. Lungenvolumen um einen lauten, satten Ton zu bekommen. Vielleicht liegt es auch an mir, aber das Benden fällt mir mit dieser Harp schwerer als mit anderen.

Noch ein Wort zur Qualität: Wenn man die Harp in der Hosentasche hat, kann es schon mal passieren, dass sich die Metalldeckel verbiegen. Zulange sollte man sie nach dem Spielen auch nicht darin aufbewahren, weil sonst die Zungen anfangen zu "gammeln" und evtl. mit der Grundplatte "verkleben" - sollte das passieren, einfach den Metalldeckel abmachen, und mit einem Messer mit schmaler Klinge kurz drunter hebeln, dann sollte sich die Zunge wieder befreien!

Die Aufbewahrungsbox ist manchmal etwas schwer zu öffnen und die Harp liegt etwas lose darin. Abhilfe schaffen hier oben und unten ein Stückchen Armaflex-Klebeband oder sowas in der Art.

Aber über all das kann man dank des sagenhaft günstigen Preises ja hinweg sehen!

bei ca. 100 Konzerten pro Saison spiele ich aus einem Sortiment von 8 Harley Benton Bluesharps (versch.Tonarten, A und Bb sind die meistgespielten davon), sie ist nach meinen Erfahrungen ein zuverlässiges, gut gearbeitetes Arbeitsinstrument mit guter Ansprache. Von Hohner habe ich nur noch die Little Lady, die super ist für bessondere Aufmerksamkeit. Dazu von Seydel 2 mit tiefen Tönen, Lee Oskar 4 mit Sonderstimmungen, und seit kurzem eine größere Suzuki Tremolo, die sich perfekt für volkstümliche Melodien eignet. Seydel ist natürlich top - auch im Preis. Bei Lee Oskar und Suzuki scheint mir das Preis/Leistungsverhältnis ausgewogen zu sein. Die Preise bei den Harley Benton Produkten lassen Zweifel aufkommen, ob hier faire Arbeits- und Transportbedingungen möglich sind (?)

Für Leute, die sich noch nicht sonderlich sicher sind, ob sie Mundharmonika lernen wollen. Für diesen Preis kann man wenig besser machen, fängt man allerdings an, aktiv mehr zu spielen, wird man bald nach einem Upgrade suchen.
Die Töne klingen etwas unsauber und schwach, da einiges an Luft beim Spielen entweicht.
Dennoch ist diese Mundharmonika optimal, um das Spielgefühl zu verstehen und sich ein Bild davon zu machen, wie das Instrument funktioniert.
Für den Preis auf jeden Fall zu empfehlen, sucht man jedoch ernsthaft nach einem Instrument, mit welchem man gescheit Musik machen will, reicht es bereits ~ 20€ mehr in die Hand zu nehmen, um neue Levels an Qualität zu erreichen.