Gleich vorab, Begeisterung und Desillusionierung halten sich die Waage, aber ich würde die Box wieder kaufen und auch, abhängig vom Verwendungszweck, weiterempfehlen.
Sound:
Endlich ein richtiger Zwölfer, und noch dazu ein Vintage 30.
Beim ersten Anspielen stellt sich jedoch Ernüchterung ein; eine kurze Internetrecherche ergibt: den Sound aus den Videos und Songs gibt es nur mit Studiomagie, mikrofoniert bei unerträglichen Pegeln in passend eingerichteten Studioräumen. Hat man sich damit aber angefreundet, gibt's auch bei niedriger Lautstärke guten Gitarrensound und, abhängig vom Verstärker, brachialen Schalldruck. Man merkt mit dieser Box auch, in welcher Traumwelt manche Gitarristen herumtanzen, die einem von 100W-Röhrentops mit 4x12ern vorschwärmen. Ein Zwei-Watt-Transistorverstärker Marke Eigenbau bringt auf drei Viertel des Master-Volume Regelwegs mit dieser Box im Nachbarraum das Stahlwerkzeug im Schrank zum Scheppern; der Ohrenarzt steigt auf die Barrikaden. Mit einem modifizierten Mini-Marshall ist ohne Gehörschutz definitiv Ende Gelände. Positiv ist allerdings zu erwähnen: Ein Zwei-Watt-Transistorverstärker Marke Eigenbau bringt auf drei Viertel des Master-Volume Regelwegs mit dieser Box im Nachbarraum das Stahlwerkzeug im Schrank zum Scheppern, dass der Ohrenarzt auf die Barrikaden steigt; und mit einem modifizierten Mini-Marshall ist ohne Gehörschutz definitiv Ende Gelände.
Zur Verarbeitung und den Features:
Man sieht eigentlich nur an einer Seite, dass die Box aus der Sub-200€ Klasse kommt, aber das ist blöderweise die Vorderseite. Das Gewebe ist recht wellig bespannt, und die weiße Umrandung fährt Achterbahn um den Speaker. An einer Stelle scheint eine zweite Lage drunter gerutscht zu sein. Durchwachsener Ersteindruck für eine sonst eigentlich sehr schön verarbeitete Box, Rückseite und Seitenflächen, Bohrungen, Plaketten und Eckenschoner machen einen absolut vernünftigen Eindruck.
Ein großes Manko ist meiner Ansicht nach das Fehlen seitlicher Griffe; wofür es vermutlich nachvollziehbare tontechnische Gründe gibt. Hat das Topteil vernünftige Gummifüße, kann man es zwar gut auf die Box stellen, aber wenn man die Kiste schnell mal rumrücken möchte, gibts wenig Angriffsfläche für die Hände. Vorraussichtlich werde ich mich nach ein paar stabilen Alugriffen zum seitlichen Anschrauben umsehen.
Hauptattraktion: Der Celestion Vintage 30. Man kann sagen, was man will, wenn das magische Logo aus dem Holzkasten leuchtet, macht sich Befriedigung breit. Mehr Mojo für weniger Kohle gibts schwer bis gar nicht. Harley Benton war so nett, auch vorne das "Celestion equipped"-Logo draufzumachen, damit man nicht immer um die Kiste herumkriechen muss, was ich ohne Spaß und Ironie als Pluspunkt ansehe. Man überlege ernsthaft, die Kiste innen mit schwarzem Plüsch auszukleiden und eine LED-Beleuchtung reinzubauen.
Abschließend:
Man kauft hier grundsätzlich Mojo in a Box. Klasse, wenn man das „richtige Feeling“ mal ausprobieren will, mal einen „richtigen“ Zwölfzoller haben will oder anfangen möchte, mit Topteilen, Endstufen, Vorverstärkern und Mirkofonierung zu experimentieren; ohne gleich den kompletten Bausparer zu liquidieren. Für Wohnzimmeranwendungen, Homrecording und nächtliches Üben empfehle ich weiterhin und bleibe auch weiterhin bei digitalen Multieffekten und aktiven Fullrange-Lautsprechersystemen bzw. Kopfhörern.