Zunächt einmal ein wichtiger Punkt vorweg: für 179€ ist wohl kaum mehr möglich, von klitzekleinen Verbesserungen vielleicht mal abgesehen!
Zur Verarbeitung:
Auch wenn der Korpus aus Sperrholz besteht, so hat man doch bei der Decke einen "bookmatched" Effekt hinbekommen und sogar einen gewölbten Boden spendiert! Der Hals ist gerade und die Bünde recht ordentlich abgerichtet; nur direkt oberhalb des Griffbretts sind noch Grate spürbar, die ein Gitarrenbauer sicherlich von Hand entfernt hätte. Hier ist man wohl einmal mit einer Maschine drüber und das war´s dann. Eine Verletzungsgefahr besteht m. E. aber nicht. Die Mechaniken sind etwas "lieblos" montiert worden, da sie nicht entlang der Headplate-Kontur ausgerichtet sind - vermutlich wurden die Stützschräubchen ohne Vorbohren und nach "Augenmaß" positioniert, was auch deren vernudelten Kreuzschlitz-Köpfe erklären dürfte. Die Mechaniken sind übrigens leichtgängig und die Hochglanzlackierung ist OK.
Spielbarkeit & Sound (trocken):
Die Saitenlage war ab Werk ganz nach meinem Geschmack eingestellt, nichts schnarrt und alle Saiten sind bundrein. Die Saiten (roundwound, verkupfert) sind nicht so mein Fall, da sie mir zu hochtonreich sind - das hat sich aber inzwischen etwas gegeben. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, daß die H-Saite lautstärkemäßig gegenüber den anderen nicht abfällt! Der Bass klingt holzig und kann unverstärkt mit einer moderat gespielten Westerngitarre mithalten. Soweit alles gut!
Sound verstärkt:
Nach einigen Wochen Wohnzimmereinsatz, also unverstärkt, habe ich den Bass mal an einen kleinen Combo angeschlossen und.... mit voll aufgedrehtem Volume kam viel Rauschen mit ganz leisen Basstönen. Elektronik oder Pickup? Da ich noch einen Piezo-PU für Westerngitarren mit passendem Stecker in der Schublade hatte, von dem ich wußte, daß der funktioniert, habe ich den probeweise angeschlossen. Jetzt zumindest war das Beklopfen laut und deutlich zu hören, somit war der eingebaute Piezo offensichlich defekt. Daraufhin den Thomann Service angekabelt, mit dem Vorschlag, man möge mir einen Ersatz schicken, einbauen kann ich den dann ja selbst. Drei Tage später erhielt ich den neuen PU, der qualitativ deutlich besser ist, als der ursprünglich eingebaute Piezofolientyp. Wirklich größtes Lob an das Thomanmn Team!!!! Nach dem Einbau lieferte der Bass ein rauscharmes und lautes Signal, leider jedoch mit deutlich lauterer E- und H-Saite. Da an beiden Enden der Nut für die Stegeinlage eine Bohrung für das Kabel eines Piezo-PUs vorhanden ist, drehte ich den neuen mal um - an dem Lautstärkeunterschied änderte sich damit nichts. Einen Einbaufehler meinerseits kann ich ausschließen, da der Nutboden absolut eben und die Einlage gerade eingesetzt worden ist.
Ich denke, daß als Ursache der Steg selbst in Frage kommt; hier werden nämlich auch die Ballends der Saiten aufgenommen und die Saiten nicht durch die Decke geführt und mit Pins fixiert. Jedenfalls üben die E- und die H-Saite, bedingt durch den größeren Winkel, mit dem sie hinter der Stegeinlage in den Steg einlaufen, einen höheren Druck auf die Stegeinlage und damit auch auf den PU aus, als die anderen Saiten, die eben flacher einlaufen. Naja, ich kann damit leben, da ich den Bass ohnehin nur zum Üben trocken benutzen, oder verstärkt mit einem Mikro abgenommen einsetzen werde.
Mein Fazit:
Ein durchaus brauchbares Instrument zu einem angemessenen Preis.
Klanglich natürlich mit deutlich teureren Intrumenten nicht zu vergleichen, aber das wird sicherlich auch niemand erwarten.
Und: Für wenige € mehr müßte doch eigentlich ein besserer Steg mit Pins möglich sein, oder?