Nach ~14 Jahren Gitarre ausschließlich auf Rock/Metal Gitarren mit Humbuckern (Ibanez, MusicMan, Epiphone etc.) hatte ich nun endlich Lust auf eine Gitarre die mir perlige Cleansounds und Country-Twang ermöglicht. Also warum nicht mal eine Tele ausprobieren ? Vor allem wenn der Preis so freundlich ist wie bei der TE-30.
*Ersteindruck *
Nach dem Auspacken war ich erst einmal beindruckt von der Blond/Leicht-Rosa Lackierung und dem weiß gemusterten Schlagbrett. Sicherlich nicht jedermans Sache und ich denke die Gitarre würde sich noch besser mit einem schwarzen Schlagbrett machen, aber trotzdem ein edles und nicht übertrieben kitschiges Aussehen.
Beim ersten mal in die Hand nehmen fallen das Gewicht und der Hals am meisten auf.
Die Gitarre ist mit Abstand die schwerste, die ich jemals in der Hand hatte und somit nicht gerade bequem im stehen zu spielen, hier macht sich der Preis am meisten bemerkbar.
Im Gegensatz dazu ist der Hals für mich perfekt. Nach jahrelangen flachen *Speed* Hälsen sind die ersten Griffe hier überraschend. Ziemlich fett, gute C Form und für meine relativ großen Hände perfekt ausfüllend ohne unbequem zu sein. Gelobt sei hier auch die matte oder unlackierte Rückseite, da ein großer Teil der Tele und Strat Varianten hochglanz lackierte Hälse besitzen was für mich ein sofortiges no-no ist und ein guter Teil der Entscheidung für die TE-30 war.
*Features*
Hier gibt es nicht viel zu sagen.
Zwei Singe-Coil Tonabnehmer in einer klasichen Tele-Schaltung mit 3-Wege-Switch und Lautstärke- und Ton-Potis.
Eine 3-Sattel Brücke ohne den klassischen 'Aschenbecher-Rand' mit Saitenführung durch die Brücke anstatt durch den Korpus, sowie non-locking Tuner und String-Trees an der Kopfseite.
Generell meiner Meinung nach alles gute Entscheidungen.
*Verarbeitung*
Das erste Minus das nach kurzer Zeit auffällt, ist dass das Griffbrett weder lackiert noch geölt oder abgeschliffen scheint. Die Oberfläche ist rau beim darüber streichen.
Dies ist ein Problem weil das bedeutet, dass sich Dreck und Hautöle sofort auf dem Griffbrett absetzen und es langfristig verfärben und errodieren wenn man es nicht nach jeder Benutzung sofort reinigt oder versiegelt.
Die Hardware macht einen zwiespältigen Eindruck.
Die Brücke ist völlig ok, die Verstellung der Reiter funktioniert leicht und es gibt keine scharfen Kanten.
Die Tuner hingegen sind ein Reinfall, keine gleichmässige Übersetzung, ein paar klemmen und sind kaum zu bewegen, ein anderer ist zu leichtgängig und 2 der Tuner wackeln und drehen sich in ihrem Loch.
Die nächste Enttäuschung war doch ein bischen unerwartet.
Das Schlagbrett ist komplett non-Standard in seiner Verschraubung und weder die Harley-Benton noch die Original Fender Schlagbretter sind passgleich.
Die TE-30 hat die Schrauben an leicht anderen Stellen, aber leider nahe genug an den standard Positionen das man die alten Löcher füllen müsste wenn man den Schritt wagen würde neue Löcher durch den Lack in den Korpus zu bohren.
Sonst gibt es leichte Lackplatzer an der Halstasche und der Outputbuchse, was bei der Dicke des Lacks an schmalen Stellen nicht überrascht und auch nicht weiter für mich ins Gewicht fällt.
*Sound*
Nun das Wichtigste.
Akustisch schwingt das Instrument trotz der hohen Masse gut und klingt sauber und knallig.
Am Verstärker setzt sich dann leider die Ernüchterung ein.
Der Halstonabnehmer einer Tele ist sowieso oft schwer zu lieben mit seinem gedämpften Charakter der oft so klingen kann als ob jemand einen Strat Halstonabnehmer in ein Kiste eingeschlossen hätte.
Und genau dieses Problem findet sich hier wieder. Am Hals gibt es kaum durchsetzende, höhenarme Tone und am Steg einen sehr dünnen aber noch brauchbaren Klang. Echter Twang ist nur schwer zu erlangen, aber zumindest die Mittelstellung mit beiden Tonabnehmern macht noch einen besseren Eindruck.
Ok, kein Problem, man geht bei einer Gitarre dieser Preisklasse davon aus dass man noch etwas investieren muss und für Anfänger ist es sicherlich noch brauchbar.
Also neue Tonabnehmer und gleich einen Satz Locking-Tuner dazu und siehe da, beim Ausbau der Tonabnehmer fällt gleich das Problem auf.
Beide Tonabnehmer besitzen einen durchgehen Magnetblock an der Unterseite was alles andere als traditionell für Single-Coils ist.
Wer weiss ob es sich hier um Preisoptimierung oder Experimentation handelt, aber auf alle Fälle hat mich diese Entscheidung nicht überzeugt.
*Fazit*
Für Anfänger vielleicht eine passable Gitarre, aber aufgrund des hohen Gewichts und der mäßigen Hardware nicht wirklich zu empfehlen.
Aber obwohl die Bewertung sich vielleicht relativ negativ liest ist sie als konstruktiv zu lesen.
Harley-Benton ist mit diesem Instrument nahe an einem Volltreffer.
Falls das Gewichtsproblem gelöst werden kann, man die Tonabnehmer überarbeitet und die Qualitätskontrolle verbessert, könnte man hier ein objektv sehr gutes Instrument für einen großartigen Preis haben, momentan würde ich aber eher raten wenn möglich etwas mehr Geld für ein Instrument einer höheren Preisklasse auszugeben.