Ich bin schon länger ein Freund und Besitzer von den extrem kleinen Bässen. So besitze ich unter anderem einen "originalen" UBass und einen Solidbody Eigenbau. Als ich die Harley Bentons das erste mal entdeckte, war ich sofort neugierig wie die sich im Preis/Leistungsverhältnis zu den Originalen schlagen. Zuerst habe ich mir einen bundierten gekauft der aber, als B-Stock, so einige Problemchen hatte. Der war aber eh als Test- und Bastelobjekt gedacht und um den gehts hier ja auch nicht. Als nächstes fiel mir ein Ashbory in die Hände und faszinierte mich ob der Möglichkeiten die ein Fretless bietet. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich dem Bundlosen Harley Benton eine Chance zu geben. Und ich habe es nicht bereut!
Wie üblich lieferte Thomann extrem schnell. Heute bestellt, morgen da. Tiptop! Nach dem Auspacken nahm ich den Bass dann mal genau unter die Lupe, die Schwachstellen kannte ich ja von dem bundierten. Aber, hier keine Spur davon. Keine großartigen Verarbeitungsmängel, alle Mechaniken laufen sauber. Das Finish ist hier genauso dünn wie bei dem bundierten, also fast nicht vorhanden. Alles OK, vor allem mit dem Preis im Hinterkopf. Aber erstmal ran an den Verstärker um zu gucken ob da alles in Ordnung ist. Vorher natürlich Stimmen. Das Stimmen geht leicht von der Hand, wenn man es nicht mit dem eingebauten Stimmgerät versucht. Den HB in Grundstimmung zu bringen ist damit eine Arbeit für jemanden der Vater und Mutter erschlagen hat. Viel zu zappelig das Ding. Einmal in Stimmung gebracht kann man Korrekturen aber durchaus mit dem eingebauten Gerät durchführen, wenn man nur minimal nachregeln muß. Hier kam aber auch das einzige, wirklich kleine, "Problem" auf. Die A-Saite war etwas zu lang und demenstprechnd zu oft um die Mechanik gewickelt. Das machte das Ganze etwas schwergängig und zäh. Später habe ich die Saite einfach entspannt und 2cm abgeschnitten, danach alles Problemlos. Am Verstärker bringt der Kleine dann einen unglaublichen Bums und ja, ich empfinde den Klang, vor allem bei dem Fretless, als durchaus "Kontrabssig". Was mir aber wichtig war: Alle Saiten werden exakt gleich laut abgenommen! Das ist bei meiner bundierten Version nicht der Fall und generell ein häufiges Problem bei Instrumenten mit Piezo-Pickup.
Die aufgezogenen Aquila-Saiten sind vom Klang her hervorragend, leider aber auch ein wenig klebrig und rauh, was zu teilweise recht deutlichen Nebengeräuschen führt, wenn auch nicht so stark wie bei der bundierten Version. Richtig vernünftig spielen lassen sie sich (jedenfalls von mir) nur wenn man sich die Finger vorher ganz leicht mit Vaseline einreibt. Wer das nicht möchte kann aber auch alternativ die Pahoehoe-Saiten vom UBass aufziehen, die haben das Problem nicht, klingen dafür aber auch nicht ganz so "mächtig".
Die Fretlines sind sauber eingesetzt und geben einen guten Anhaltspunkt dafür wo der richtige Ton zu finden ist. Zu 100% stimmt das allerdings nicht und kann es auch gar nicht, das es zum einen von der Dicke der Saite abhängt und zum anderen auch davon wie stark man die Saite herunterdrückt. Man muß sich etwas dran gewöhnen, bekommt aber dann schnell ein Gefühl dafür wie stark man welche Saite wo greifen muß. Das ist aber kein HB-Problem, sondern bei Fretless eigentlich normal.
Kurz und Grün: Der HB ist für mich ein Top-Instrument mit einer soliden Verarbeitung und erstklassigem Sound. Wobei sich das AUSSCHLIESSLICH auf exakt das Instrument bezieht das ich hier vor mir liegen habe. Leider gibt es da ja immer mal Streuungen.