Ich spiele seit den Mitte 80ern alle Arten von Amps und Klampfen, Effekten, Floorboards, Talkboxen, etc. bisher, seit Mitte der 90er als Professional bundesweit.
Einen Attenuator habe ich bisher nie benutzt, auch bei TheaterGigs oder da, wo es grundsätzlich leise und sehr kontrolliert zugehen muss. Bei solchen Anforderungen nehme ich den entsprechenden Amp mit, dessen Leistung mit zb nur 10-15 W genau die Lautstärke liefert, die da gebraucht wird und es trotzdem richtig "voll" klingen muss bzw die Sättigung der Röhren an den Punkt gebracht werden kann, wo es richtig geil wird, aber die Lautstärke immer noch sehr moderat ausfällt.
Das entscheidende für einen guten Sound bei moderater Lautstärke ist m.E. A) die richtige Leistung des Amps für gestellte Anforderung zu wählen und, genauso wichtig B) den dazu gewählten Speaker an seinen bestmöglichen Wirkungsgrad optimal zu nutzen. Wenn dieses Zusammenspiel passt, braucht man keinen Attenuator. Speziell der optimale Wirkungsgrad eines Speaker ist für mich aber der eigentliche Knackpunkt, denn sofern dieser nicht an den Punkt gefahren werden kann, wo er anfängt richtig gut zu klingen, hilft mir der beste Attenuator nichts. Dieser saugt einfach nur die Leistung ab, die in den Speaker fließen muss, damit er vernünftig arbeiten kann.
Man kann es vergleichen mit einem Automotor, der das optimale Drehmoment erreichen sollte, um vernünftig damit zu fahren. Gehe ich nicht ansatzweise an das optimale Drehmoment, fahre ich generell untertourig, was dem Motor vermutlich zwar nicht wirklich schadet, aber ich mich auch nicht wundern darf, wenn die Karre nicht vernünftig "wegzieht". Wozu also einen 200 PS Motor kaufen und zwangsläufig drosseln müssen, wenn ich ihn nicht ausfahren kann. Dann nehme ich doch gleich nur die 50 PS-Variante.
Ich habe diesen Attenuator mit 5 verschiedenen Setups zwischen 5 und 50 Watt Röhre, sowie Speaker 8" bis 15" getestet - und zwar, alle im CLEAN-Modus, teils mit Vor/Endstufe, teils ohne Vorstufe, teils alt, teils moderner. Da ich meine Amps alle sehr gut kenne und weiß, was ich von welchem genau erwarten darf war es spätestens nach dem dritten Versuch klar, dass es sich überall physikalisch gleich verhält - die fehlende, nicht im Speaker ankommende, geschluckte Leistung macht sich ganz klar im Klangbild bemerkbar. Vor allem der sensible Punkt, wenn die Röhren in die Sättigung kommen, komprimieren und anfangen einen schwachen Overdrive zu produzieren war sehr interessant, denn da klingt das alles deutlich anders und viel schneidender, fast schon wie ein schlechter, höhenlastiger Transistoramp, dem die Bässe kastriert wurden.
Dafür kann aber der Attenuator nichts, sondern der Versuch, Leistung weg zu fressen, die eigentlich für den Wirkungsgrad im Speaker benötigt wird. Insofern ist für mich klar, dass das gesamte Prinzip, egal wie teuer oder günstig ein Attenuator sein mag, schlicht und ergreifend aus physikalischem Grund nicht richtig funktioniert.
Die Speakersimulation habe ich kurz getestet und hat mich noch weniger überzeugt, auch der REC-OUT XLR klingt nicht wirklich gut, aber das ist ja nichts neues und hat wenig mit DIESEM Gerät zu tun. Kaum eine dieser Varianten, wo auch immer "abgezweigt", klingt so, wie Du Deinen Amp nun mal kennst und auch hören möchtest.
Fazit: Ich bleibe dabei, bei Wahl mit einem Röhrenamp & Speaker zu recorden/üben/etc., den Anforderungen entsprechende Amp & Speaker-Größen zu wählen, ohne einen Attenuator zu betreiben. Wenn es beim Recording mal etwas lauter zugehen muss, um den gewünschten Sound aus dem Amp und Speaker zu locken, nutze ich eine eigens dafür angefertigte "Recording-Kiste", die innen stark gedämmt ist, ein fix installierte Aufnahme für das Mikro besitzt, nicht sonderlich groß und schwer ist. Dafür habe ich dann aber auch einfach "meinen" Lieblingssound.
Daneben habe ich ein digitales, frei programmierbares Modul im Preissegment ca 500,- € inc Amp & Speakersimulationen, das ich ggf. relativ genau SO programmieren/einstellen kann, dass es in etwa einem meiner Röhrenamps sehr ähnlich klingt. Da ist es dann ziemlich egal, ob ich mit dem Kopfhörer, einer DAW, einem Verstärkerteil & Speaker arbeite - auch bei geringen Lautstärken klingt das dann auf jeden Fall noch sehr gut.