Also, fangen wir doch einmal beim Guten an. Das Instrument ist wirklich sehr schön und außergewöhnlich, daran besteht gar kein Zweifel. Die Photos täuschen nicht. Ich würde sogar sagen, dass in Wirklichkeit, als ich das Instrument dann vor mir liegen hatte, die Farben noch schöner und etwas satter sind als auf den Bildern. Gestaltungs- und aussehenstechnisch also wirklich sehr schön, mehr kann man da wirklich nicht verlangen. Der Klang ist ebenfalls sehr anständig, da gibt es nichts auszusetzen. Ein schöner, runder, bauchiger Klang, der sich logischerweise durch den Korpus ergibt. Die Mechaniken sehen schön aus und sind leicht zu bedienen, darüber hinaus stimmstabil. Die generelle Verarbeitung rundum (also Verleimung, Übergänge, Form, Lackierung, alle plastischen Arbeiten) ist aus meiner Sicht sehr gut, abgesehen vom Griffbrett, dazu aber später mehr. Ungewöhnlich für eine Domra ist natürlich auch die vierte Saite. Für jeden, der gerne ein wirklich violinenartiges Intrument hätte, das allerdings keine Mandoline ist, und etwas heller und voller klingt, ist dies im Grunde ein Traum.
Jetzt kommt aber das große Aber: Erstens, was unheimlich nervt, ist, dass der Steg nicht fixiert ist. Also bei jedem Seitentausch muss der neuaufgesetzt und justiert werden. Na gut, damit kann man noch leben, kann eventuell auch sinnig sein. Was allerdings die Bewertung so weit heruntergerissen hat ist der zweite Punkt: Das Griffbrett. Gut, zunächst einmal, dies ist zwar schwarz, ist allerdings nur Farbe, löst sich also schon nach wenigen Tagen Spielens ab. Nervt, ist aber nicht das große Problem (für mich). Das Ding ist einfach nicht stimmbar! Und da geht dann auch der Spaß am Instrument doch "etwas" verloren. Auch wenn der Steg richtig ausgerichtet ist (und ich habe noch viele weitere Nuancen durchgetestet), ist das Instrument nicht sauber stimmbar. Und ich rede hier jetzt nicht von irgendwelchen pedantischen Minimalabweichungen, sondern von ganz grundlegender und fundamentaler Stimmung zwischen zwei Saiten. Denn wenn beispielsweise die D-Saite an der G-Saite ausgerichtet und gestimmt wurde, sodass hier das D des siebten Bundes auf der G-Saite mit dem leeren D der D-Saite übereinstimmt, stimmt allerdings das oktavierte G auf dem fünften Bund der D-Saite mit dem offenen G der G-Saite überhaupt nicht mehr überein, und anders herum. Und das gilt für jedes Saitenpaar! Das ist äußerst grauenvoll, da wenn die Stimmung in eine Richtung stimmt, sie in der anderen grausam dissonant ist. Da hätten sich die Bauer doch noch einmal mit dem Instrument eingehender beschäftigen müssen, da hier die Mensur offenbar vollkommen inkorrekt ist. Vielleicht (und hoffentlich) ist da ja aber auch nur bei meiner Domra so.
In jedem Falle ist das Spielen von Akkorden völlig ausgeschlossen, außer man verspürt den Wunsch, seine Nachbarn und sich selbst zu quälen. Das Tonleiterspiel geht gerade so vielleicht noch, wenn man nicht zu oft oder auffällig die Saiten wechselt. Leider sehr enttäuschend, daher hängt das Ding im Moment erst einmal bei mir zur Dekoration an der Wand, bis ich Saiten gefunden habe, die das vielleicht einigermaßen kaschieren können.
Aussehen wunderbar, Spielbarkeit sehr enttäuschend.