Das Tonex Pedal habe ich zum Backup meiner Verstärker gekauft, leider ließen sich die Sounds nicht wie erhofft reproduzieren. Das größte Manko ist jedoch die Bedienung.
Bedienung:
Unterirdisch. Im Jahr 2023 solch eine UI auf den Markt zu bringen, verstehe ich nicht. Wenigstens ein Dot-Matrix-Display aus den 90er-Jahren wäre angemessen gewesen, so hätte man sich das nervige Scrolling und die ganzen Abkürzungen ersparen können.
Statt Endlosencodern sind Potis verbaut. Bei Korrketuren wird der Ausgangswert ganz kurz angezeigt, man muss also genau Aufpassen, was man tut. Gerade Live, wofür das Pedal ja konzipiert ist, sehr schwierig.
Die Ladezeiten der Presets sind flott, schneller als beim Helix. Es wird die negative Flanke des Schalters ausgewertet, also Umschalten, wenn der Schalter losgelassen wrid.
Die Parameterstruktur ist unübersichtlich und der zweite Layer für die alternativen Funktionen per "press&hold", statt per "press" erreichbar. Das dauert Live einfach zu lange.
Tonemodels oder Cabs/IRs am Gerät zu ändern ist schlichtweg eine Katastrophe. Punkt.
Ich möchte hier eigentlich nur auf das Pedal eingehen und nicht auf die Tonex Software, aber die beiden Produkte lassen sich nicht komplett trennen. Die Tonex Software ist kein Editor, nur ein Verwaltungsprogramm der Presets (und bei der kostenpflichtigen Version auch Capturetool)
Man kann keine Custom IRs direkt auf das Pedal laden!!! Das geht nur über Umwege, indem man ein Preset mit der entsprechenden IR in der Tonex-Software erstellt. Hier haben die Produktenwickler leider versagt. Das alleine ist schon für mich Grund genug, das Pedal nicht zu nutzen.
Die Bedienung der Software ist ebenfalls unübersichtlich und nicht sehr logisch gegliedert. 25% des Bildschirms wird durch die bunte Ampmodel-Grafik ausgefüllt, mehr Platz, als für die Preset/Modell-Übersicht. Sieht schön aus, ist aber nicht praktikabel.
Der Captureprozess ist eine Katastrophe, für das Fertigstellen eines Profils in maximaler Auflösung sind ca. 5h notwendig! Eine Stapelverabeitung, in der die Prozesse "Capture" und "Training" getrennt bearbeitet werden könnten, gibt es nicht.
Features:
Die Ausstattung ist grundsätzlich ausreichend. Da viele Funktionen, wie z.B. der parametrische EQ, durch die grottige UI nur schwer zu erreichen sind, nutzt man sie zu wenig, auch hier wurde viel Potential verschenkt. Ein separater Headphonevolume wäre sinnvoll gewesen, der fehlt hier leider.
Captures/Profiling ist nur mit kostenpflichtiger Software möglich, dessen muss man sich bewusst sein. Auch die Anzahl der verfügbaren Tonemodels ist Versionsabhängig. Bitte nicht auf Youtube verlassen.
Sound:
Der Sound ist abhängig von den Profilen/Tonemodels. Die VIRs und Cabs gefallen mir nicht besonders. Die Reverbs sind Butter und Brot Qualität. Den Kompressor finde ich ziemlich gut. XLR-Outs sind nicht vorhanden. Für mich ist das Pedal soundmäßig durchgefallen, aber das muss jeder für sich selbst beurteilen. Mitgelieferte Tonemodels bewerte ich hier nicht, da ich sie eh nicht genutzt hätte.
Verarbeitung:
Bis auf das Netzteil, von der billigsten Sorte, ist das Pedal sehr gut Verarbeitet.
Fazit:
Mit der Bedienung und der inakzeptabelen Capturedauer versaut der Hersteller sich eine tolle Produktidee. Zum erstellen von Profilen ist zusätzlich noch kostenpflichtige Software und Hardware in Form von Interface, DI-Box, Reamp-Box und ggf. Loadbox nötig, was unterm Strich die Kosten deutlich erhöht. In Summe ist das dann nicht mehr so günstig, wie es anfänglich erscheint.
Für mich ist das Tonex Pedal leider mit Pauken und Trompete durchgefallen, wobei ich vorher richtig heiß auf das Gerät war. Bei weniger progressivem Marketing wäre die Enttäuschnung sicher nicht so groß gewesen.
Schade, IK Multimedia, Sie hätten besser das Werbebudget für die Youtuber in das Produkt investieren sollen!