Jensen JCH615-4 Gitarrenlautsprecher

Ich habe - wie wahrscheinlich auch viele andere "Bewerter" den Lautsprecher als Ersatz für den Original-Speaker meines Fender Champ 600 gekauft. Aufgrund der Größe - oder besser "Winzigkeit" des Lautsprechers ist der JCH615-4 günstig zu erhalten.

Der Umbau dauert keine 15 Minuten wenn man den Verstärkereinschub aus dem Champ bekommt, in meinem Fall war die Fertigungstoleranz von Fender sehr knapp, der Einschub klemmt.

Die vorhandenen Befestigungsschrauben passen, die Kabelschuhe auch.

Wie ist der Unterschied im Klang? Ist nicht so leicht zu definieren. Der Jensen klingt noch "fenderiger" als der Originallautsprecher und ich habe die schon in verschiedenen Medien beschriebene etwas geringere Bassübertragung auch festgestellt. Der Lautsprecher klingt nach einigen Betriebsstunden voller als gleich nach dem Einbau. Mit Telecaster, "Volume" in etwas über der Mittelstellung und einem Reverb-Pedal vorgeschaltet kann man im Wohnzimmer wirklich schön damit üben.

Der Original-Speaker scheint etwas weicher aufgehängt zu sein. Damit nimmt die Neigung undefiniert zu verzerren bei höherer Lautstärke ab.

Ingesamt eine feine Sache, man wüßte, dass man im Falle eines Defekts einen günstigen Lautsprecher bekommt, hat eine lustige Bastelstunde und einen etwas anderen Klang.

Nach einigen Stunden Betrieb klingt der JCH615-4 etwas "geschmeidiger", ist wohl der allseits beschriebene Einspieleffekt. Jetzt gefällt er mir noch besser als nach dem Umbau.

Für mich perfekt: ich habe noch einen älteren HB "CG10X Street"-Amp (5 bzw 10 W, Batteriebetrieb möglich) mit 2 Kanälen (Clean, Overdrive). Der ist für A- und E-Gitarre gedacht. Der Originalspeaker scheint deswegen ein Fullrangespeaker zu sein. Mit Gain gibt es da nerviges Höhengezirpe. Für E-Gitarre musste ich da immer die Höhen am Amp runterdrehen.
Der Jensen JCH615-4 passt 1:1 ins Gehäuse (nur Kabel umlöten erforderlich). Jetzt klingt der Amp mit dem Jensen mit allen Tone-Reglern in Mittelstellung original nach E-Gitarre - mit runden, angenehmen Höhen. Fein! Und das transportabel und passend fürs Wohnzimmer und den Garten. Kein Modellingmatsch und keine überdynamische Röhre mit zuviel Durchschlagskraft.
Der Jensen JCH615-4 wertet sicher auch viele andere (billige) Transistoramps spürbar auf! Meist ist da eher der Speaker der Schwachpunkt und nicht die Elektronik.

Welchen Sinn hätte es, einen kleinen LS zu kaufen und eine GROSSE Box damit zu bauen?

Das Ziel war also, eine möglichst kleine Box mit dem LS zu bauen.

Auf diversen Foren findet man als Zitat aus der Celestion Homepage die Aussage, dass Thiele Small Parameter keine praktische Bedeutung hätten bei Gitarrencabs. (Mit Hilfe dieser Parameter können Boxenbauer Gehäuse zielgerichtet dimensionieren. Eine Überschlagsrechnung hatte gezeigt, dass das Gehäuse ziemlich groß werden muss.)

Also habe ich einfach mal "frisch drauflos" ein Gehäuse ca. 17*17*17cm³ gebastelt, hinten offen. - Und festgestellt, dass das absolut fürchterlich eimerig klingt. Die Celestion- Aussage scheint wohl nur für Cabs zu gelten, die sowieso schon groß genug sind. Eine seeehhhr ausgeprägte Resonanz bei ca. 400Hz hat alles versaut. Grauenhaft. - Also doch Richtung Bassreflexgehäuse. Eine Rückwand mit Öffnungsbohrung D=2cm senkte die Resonanzfrequenz auf ca. 150Hz, nicht mehr so stark ausgeprägt. (Stichwort: Helmholtzresonator) Dieses Cab kann man nun entweder über einen Notchfilter betreiben oder besser mit einem Amp dessen Gegenkoppelung man einstellen kann. Eine "gewisse" Gegenkoppelung schwächt die Resonanz ab und lässt dem LS doch noch Spielraum.

Fazit: Dieser Lautsprecher klingt schön. In einer kleinen fast geschlossenen Eigenbau- Box profitiert der Klang dabei von einstellbarer Gegenkopplung.

Der JENSEN JCH 615-4 CHICAGO wird in den USA unter der Bezeichnung "MOD" verkauft und gilt in den einschlägigen Foren als angesagter Verbesserungsvorschlag Nummer 1 für den Fender Champion 600. Dieser 5W Vollröhrenverstärker hat einen billigen 6" Lautsprecher "Made in China", der recht dumpf und muffig klingt und bei höheren Lautstärken kratzt und "f..zt". Der Umbau geht recht einfach, auch für technisch ungeübte ist er gut durchführbar. Löten ist nicht erforderlich.

Der recht überschaubare Aufwand lohnt sich allemal: Sofort (d.h. schon ohne Einspielzeit) klingt der Champ offener, die Höhen und Hochmitten kommen klarer. Auf Spielnuancen und vorgeschaltete Effekte reagiert der Amp nun deutlich direkter. Die Sonne geht auf!

Meine Empfehlung: Diese Modifikation ist fast ein Muss!