Seid bitte alle vorsichtig, wenn Ihr überlegt, Euch den Kemper Profiling Amplifier anzuschaffen. Es könnte nämlich sein, dass sich damit der Wunsch nach neuen, den ultimativen Gitarrenton endlich bringenden Röhrenverstärkern erledigt hat. Ihr werdet sie nur noch "profilieren" wollen, z.B. bei Musikerkollegen, oder die entsprechenden Profile gleich auf den Kemper-Webseiten herunterladen. Und das wär' doch schade! ;-)
Nun 'mal im Ernst, der KPA hat mich mit seinen Fähigkeiten und seinem Bedienkonzept wirklich überrascht. Man muss wissen, er ist ein Preamp, und im Rack-Gehäuse ist auch nicht wie in der "Gitarrennerdhandtasche" ein Ort für den Einbau einer (zukünftigen) Endstufe schon vorgesehen. Man kann ihn also per (Studio-) Kopfhörer abhören, oder im Studio ans Mischpult anschliessen, oder an eine PA-Anlage, oder einen Poweramp. Ich habe noch eine andere Möglichkeit genutzt und schleife sein Signal bei meinem Marshall JVM410H vor der Endstufe ein, man muss dann die Cab (-inet) Simulation ausschalten, denn von da geht es ja auf die 4x12 Box. So ergibt eine absolut authenthische Wiedergabe der vielfältigen Profile, inklusive der merkwürdigen Momente, in denen es aus dem Marshall so tönt wie aus einem glockigen Fender Silverface. Was man so nicht hören kann, sind die Stereoeffekte (empfehle da Rotary Speaker mit verbreitertem Stereo-Mix, ist allein schon halluzinogen), für die habe ich ihn dann an aktive Studiomonitore angeschlossen, auch sehr schön, hier gehen die Möglichkeiten dann über einen ganzen Haufen Amps noch hinaus.
Das Bedienkonzept ist sehr anschaulich und in der Anleitung auch schon gut erklärt, im Netz gibt es dann noch zu allen Effekten und Profilen eine längere "all you ever wanted to know but were afraid to ask"- Anleitung. Alles in Deutsch, nicht in Toningenieurisch.
Profiliert habe ich bisher nur einen meiner Verstärker (den ich danach auf EBay versteigert habe ;-), es ging mit Shure SM-57 gut, wie auch schon bei der Wiedergabe ist die Menüführung über das Display sehr hilfreich und logisch. Das Ergebnis war erstaunlich, für mich nicht vom Original zu unterscheiden. Der Profilierungsvorgang selber ist mit sehr lauten Testtönen verbunden, was ich schon vorher wusste, meine Nachbarn erst hinterher.
Fazit: Das Ding bringt's und ist Nicht-Musikern sogar als Gegenmittel zum ungebremsten Verstärker-Kaufrausch zu vermitteln.