Wer einmal ein komplettes Klassik-Recording einstampfen mußte, obwohl es spielerisch einwandfrei lief, einzig und allein deshalb, weil die Quietsch-, Griff- und Kratz-Geräusche unerträglich waren und von keinem Tontechniker der Welt behoben werden konnten, der weiß die La Bella Recording Saiten zu schätzen.
Man kann damit wie beim Cello ein glissando auf den Baßsaiten machen, ohne daß es wie das Öffnen einer eingerosteten Türe klingt. Einige klassische Werke, wie z.B. die Präludien Nr. 1, 2 und 4 von Heitor Villa-Lobos, sind ohne solche Saiten nicht spielbar. Er komponierte diese Stücke, als noch die geräuscharmen Darmsaiten auf die Klassikgitarren aufgezogen wurden und weil er Virtuose sowohl an der Gitarre, als auch am Cello war.
Die Bässe sind ziemlich glatt poliert, keine Flatwounds, sondern mit Runddraht umsponnen, der danach bis auf fast die Hälfte des Drahtquerschnitts herunterpoliert wird. Die D-Saite ist so glatt, daß sie sich anfühlt wie die G-Saite. Zudem sieht die Gitarre mit diesen Saiten immer top aus, versiffte Bässe gehören ebenso wie schwarz verfärbte Fingerkuppen der Vergangenheit an. Der Kontrast des Edelstahls zu den Nylons ist viel gefälliger als bei den versilberten Roundwounds.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor für guten Klang ist das Anschlagsgeräusch, wenn der Fingernagel über die Saite streift. Bei herkömmlichen Roundwounds ist immer ein Kratzgeräusch zu hören und es macht ein kurzes "ratsch", bevor der Ton sich entfaltet. Dagegen macht es bei den polierten Saiten beim Anschlag einfach nur "bumm", genauso wie auf den Nylons.
Wer die Roundwounds gewöhnt ist, der hat bei den Polierten wohl erst mal den Eindruck, die Brillianz würde fehlen. Das ging mir vor vielen Jahren ganz genauso. Tatsächlich ist aber so, daß man sich an das Kratzen und Quietschen gewöhnt und es schließlich auch lieben gelernt hatte, so sehr, daß diese Geräusche weggeblendet und als scheinbare Brillianz wahrgenommen werden. Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich den objektiven Test, das gleiche Stück mit der gleichen Gitarre, aber mit den beiden unterschiedlichen Saitentypen aufzunehmen und über gute Monitore / Kopfhörer anzuhören. Da merkt man sofort, daß die scheinbare Brillianz der Roudwounds eine einzige Täuschung war (wie die abtrünig gewordene Herzallerliebste). Denn tatsächlich klingen die Aufnahmen mit den polierten Saiten transparenter, angenehmer und rundum musikalischer.
Ich benutze aber immer noch Roundwounds (beschichtete Harley Benton) auf einer recht gut klingenden Lagerfeuer-Gitarret für manche Etuden, um sauberes Greifen und Fingerabheben zu üben und natürlich für den Spaß am Lagerfeuer. Richtige Musik mache ich jedoch nur mit den polierten Saiten.
Diese sind zwar mehr als doppelt so teuer wie normale Roundwounds, dafür halten sie aber gefühlt ungefähr 30 Mal so lang. Ich hatte die Dinger schon über 2 Jahre auf der Gitarre, bei täglich mehrstündigem Spiel. Dabei gingen vom Satz etliche Male die Nylon-Trebles zugrunde, die nach ca. 2 Monaten Druckstellen an den Bundstäben bekamen und deswegen nicht mehr sauber intonierten. Als Ersatz verwende ich die Pyramid Einzelsaiten. Nach mehreren Monaten nehme ich auch mal die Bässe herunter, lege sie ein paar Stunden in Isopropylalkohol, wische sie sauber und ziehe sie wieder auf. Vor Aufnahmen oder einem Konzert ist das aber nicht ratsam, weil die erneut aufgezogenen Saiten eher reißen können.