Die Lee Oskars kommen aus Japan und zeigen einmal mehr, dass "Made in Japan" ein absolutes und verlässliches Qualitätsattribut ist - trotz des geringen Preises. Der einzige echte Nachteil, den ich an diesem Instrument erkennen kann, ist der lange Reiseweg in einem Container über alle sieben Weltmeere. Aber das ist bei den Hering Harps auch der Fall, nur dass die aus Brasilien kommen. Doch genug Geographie, kommen wir nach einer kurzen Überleitung zu Musik und Physik:
Während ich in den öfter gespielten Tonarten auch gern ein paar Euro mehr für ein gutes Instrument ausgebe, reicht mir zur Komplettierung der selteneren Tonarten die gute Mittelklasse mit Standardfeatures. Da eine Harp in F-Stimmung tonal verdammt nah an einer Hundepfeife ist, brauchte ich eine Harp in LowF. Bei den tiefen Stimmungen hat zwar Seydel arschkar die Nase vorn, aber ich wollte wissen, ob die Lee Oskars wirklich so gut sind, wie viele schreiben und gab der Lee Oskar in LF eine Chance.
Die Ansprache ist bemerkenswert gut, die Harp setzt Befehle sofort um und braucht nicht viel Luft. Bendings und Effekte gelingen auch Anfängern auf Anhieb. Unbestritten ein sehr empfehlenswertes Anfängerinstrument. Versuch: Wenn Du die Lee Oskar bei starkem Wind in Windrichtung drehst, bekommst einen hübschen Akkord. Das geht mit billigen Fernosttröten nicht, denn erstmal kommt da nichts raus und wenn doch, dann klingt's nicht hübsch. Ergebnis: Die Lee Oskar ist keine billige Fernosthupe, insgesamt darf ihre Ansprache als ausgezeichnet bewertet werden. Sie ist schön dicht und liefert ausreichend Druck.
Für 29 Euro gehen ein Kunststoffkanzellenkörper und Messingreeds absolut in Ordnung, zumal sie für einen satten und sauberen Klang vollkommen ausreichen. Ich mag Holz trotzdem lieber. Der Klang der Lee Oskar ist klar, sauber und durchsetzungsfähig, bei Bedarf sehr laut und ausreichend schmutzig, im Detail allerdings auch etwas beliebig. Sie könnte etwas mehr Charakter vertragen. Vielleicht bildet der sich ja noch... Insgesamt ist der Sound jedenfalls sehr gut und bluesig genug.
Die Verarbeitung ist auf einem solch hohen Niveau, wie wir es aus Japan kennen. Das spürt man, und das hört man. Die Lee Oskar etwas größer als ihre Mitbewerberinnen aus Deutschland, lässt sich aber mit den Händen gut umschließen und bequem spielen.
Ich werde trotz des sehr positiven Eindrucks, den die Lee Oskar hinterlässt, bei den Hohner MS und Seydel Bluesharps bleiben - es ist die Sache mit der langen Reise...