...wenn das hier der State of the Art ist, was das Modeling von Verstärkern angeht, schleppe ich mir lieber den Rücken krumm mit alten Marshalls und Fendern. Ja, die Bedienung und der Komfort des Helix Stomp sind super. Aber der Klang- und Spielgefühlunterschied zu einem richtigen Amp ist einfach so himmelweit, dass es den Spaß enorm reduziert. Und ich hab nicht mal irgendwelche Luxus-Amps - ich hab jetzt einen Marshall DSL 20, vorher einen Engl, vorher einen kleinen Boogie gehabt. Aus den Begeisterungsstürmen über die neuen Line6 Sachen, gerade die Helix-Serie, hatte ich herausgelesen, dass Software Modeling da mittlerweile sehr, sehr nah dran ist. Ist es aber nicht.
Ich hab den Helix in zwei für mich relevanten Szenarien ausprobiert: Als "Soundmaschine" vor einem billigen Transistoramp (auf so etwas trifft man ja manchmal bei auswärtigen Sessions) und als 4-Kabel-Effektgerät am Marshall. In beiden Fällen ist natürlich die Qualität der Digitaleffekte alleine prima, aber sobald ich die Amp- oder Overdrive-Simulationen angeworfen hab, war es vorbei. Verzerrung sägend, Dynamik leblos. Aber genau wegen der Amps und Overdrives will man doch einen Helix - man will alles aus einem Gerät! Denn hinreichend gute Modulationseffekte, Reverb, Delay usw bekommt man auch von jedem Multieffektgerät um die 100 €.
Für mich bedeutet das am Ende die Einsicht, dass für mich die Unterschiede zwischen echt und modelliert im Jahr 2020 einfach noch zu groß sind und durch die Komfort-Vorteile nicht aufgewogen werden. Schade.