Zum System selbst wurde schon viel geschrieben: Es ist Einsteigerfreundlich, man hat ein paar Kanäle zur Auswahl und die Bedienung ist mehr als einfach. Aber es hat nach ein paar Jahren der Nutzung große Mankos, weshalb ich es aussortiert habe.
Thema Halterung:
Die Halterung für den Sender ist wirklich ein Witz. Trotz pfleglicher Behandlung segnet diese irgendwann das Zeitliche. Ich empfehle daher jedem direkt eine günstige Halterung für den Gitarrengurt zu kaufen.
Batteriefach:
Mit der Zeit treten Wackler und Kontaktprobleme auf. Das ist an sich schon schlimm genug, aber besonders ärgerlich wird es, wenn die eigentlich volle Batterie durch einen Wackler kurz aussteigt. Der Funksender denkt dann "Batterie leer" und hört mit blinkenden LED's auf zu senden, auch wenn die Spannung durch den Wackelkontakt nur kurz unterbrochen war. Der Sender merkt erst wieder, dass die volle Spannung längst wieder da ist, wenn man diesen aus- und wieder einschaltet. Sprich: Live auf der Bühne ein falscher Rüttler am Sender, schon bist du stumm und bleibst es auch, bis du den Sender aus- und wieder einschaltest.
601 Kontaktspray, Essig, Alkohol, Kontakte nachbiegen... nichts hilft. Habe auch verschiedene Akkus und Batterien durch. Vielleicht ist es auch eine schlechte Lötstelle, was mittlerweile eher meine Vermutung ist. Dazu später mehr.
Ebenfalls negativ ist der schlöbbrige Löbbes (Batteriefachdeckel). Sorry, aber anders kann man den Mist nicht bezeichnen. Der Deckel platzt schon beim Hinsehen auf und ist nur mit einem ziemlich mickrigen Plastikverschluss gesichert. Im Prinzip ist es eine kleine Plastiknase, die sich einen guten Millimeter unter das Gehäuse schiebt und so den Batteriefachdeckel verschließt. Bei dem biegsamen Plastik ist das aber wirklich nicht viel. Wenn man da mal aus versehen ordentlich anstößt, fliegen die Batterien raus und die Zuschauer können zusehen, wie man den davonrollenden Batterien nachrennt. Deshalb ist eine Sendertasche für den Gitarrengurt zu empfehlen, mit der man das Batteriefach stramm zuziehen kann. Panzertape tut es auch. Egal wie: Niemals ohne Sicherung damit auf die Bühne.
Innenleben:
Da die Garantie abgelaufen ist, habe ich den Sender zerlegt. Da sieht man die billige Verarbeitung. Die Lötstellen für Plus und Minus sind auf der Platine irgendwo im Nirvana, aber nicht dort, wo man sie für die Batterien braucht. Deshalb sind dort zwei L-förmige Flachdrähte angelötet, die um die Kurve herum unter das Batteriefach verlaufen, wo dann wieder Flachdrähte im 90°-Winkel angelötet sind, die sich über das Batteriefach wie ein U reinbiegen. Diese dienen auch als Feder für die Batterien. Die Endstücke bzw. die "Federn" für Plus und Minuspol labbern lose am Gehäuse umher, weil sie nirgends dazwischen befestigt sind. Die einzige Befestigungsstelle ist die anfängliche Lötstelle an der Platine. Entsprechend bescheiden ist der Anpressdruck des Drahtes an den Batterien, was vermutlich auch zu meinen Kontaktproblemen beiträgt.
Thema Antenne:
Die schwarze "Plastikwurst" am Rand des Sendergehäuses ist eigentlich die Ummantelung für die Antenne. Das Ding ist aber fast komplett hohl. Von innen wirkt es so, als sollte hier mal eine ordentliche Antenne verbaut werden, die aber durch ein 2 cm langes, verbogenes Drähtchen ersetzt wurde. Diese Antennenaussparung im Gehäuse ist daher entweder nur "Show", oder man hat die Gewinnmarge nachträglich durch eine günstige Antenne "optimiert". Die Antenne befindet sich übrigens im ersten Drittel neben der Klinkenbuchse. Man kann das Plastik darüber ruhig mit Tape umwickeln, ohne Empfangsqualität einzubüßen. Dann muss man wenigstens keine Angst haben, dass das Batteriefach aufplatzt.
Thema Latenz:
In der Nähe des Empfängers und mit gutem Empfang ist keine wirkliche Latenz wahrzunehmen. Allerdings steigt diese bei schlechtem Empfang, oder weiter Entfernung zum Empfänger. Es ist kein realistisches Szenario, aber ich bin während einer Pause mit der Gitarre zum Spaß aus dem Proberaum, einen ca. 6 Meter langen Gang raus ins Freie. Luftlinie zum Amp und Empfänger max. 9 Meter. Eine dünne Altbauwand war dazwischen und die Tür zum Proberaum war weit offen.
Bei der Distanz braucht der Schall schon mal ca. 26 Millisekunden bis zum Ohr, aber die Latenz war ein Vielfaches davon. Wie gesagt: Kein realistisches Szenario. In den allermeisten Fällen bemerkt man die Latenz vom Relay G30 nicht, ABER das System ist entgegen der Aussage mancher Rezesenten definitiv nicht frei von Latenzen.
Mein Fazit nach ein paar Jahren:
Finger weg vom G30. Entweder die kleineren, günstigeren Drahtlossysteme von Line6 Für den Spaß- und Heimgebrauch, oder gleich G60 aufwärts kaufen.
Ernsthaft, mir tut es weh das G30 so schlecht zu bewerten, weil an sich ist es super. In 99% der Fälle keine merkliche Latenz, keine Probleme mit den Funkfrequenzen, Reichweite für die meisten Fälle ausreichend...
Bringt aber alles nichts, wenn es durch Wackelkontakte während des Gigs aussteigt, oder durch einen unglücklichen Stoß die Batterien herausfliegen. Das sind Dinge, mit denen man sich in der Preisklasse nicht herumärgern darf.