Den Line6Spider V 30 MkII habe ich für meinen Sohn als Übungsverstärker gekauft, ihn aber auch selbstverständlich selbst ausgiebig angespielt.
Wer einen guten und kleinen (Übe-) Amp mit großem Funktionsumfang für daheim sucht, kann beim Line6Spider V 30 MkII guten Gewissens zugreifen.
Die 30 Watt reichen für die heimische Umgebung vollkommen aus und bieten bei der Lautstärke reichlich Reserven nach oben. Wer ihn ausfährt, erhält die Möglichkeit, die Qualität des eigenen Gitarrenspiels am nächsten Tag mit den Nachbarn diskutieren zu können. Über die Leistung muss sich also niemand Sorgen machen, außer vielleicht er möchte sich irgendwann mal mit dem Spider im Band-Kontext durchsetzen. Dafür ist er aber letztlich auch nicht unbedingt gedacht. Wer aber erst einmal an dem Punkt des Könnens angekommen ist, der hat vermutlich dank des typischen Gear Acquisition Syndrome ohnehin schon aufgerüstet. Als Übungsamp ist der Spider aber definitif gut. Und dafür ist er ja letztlich auch gedacht.
Der Funktionsumfang des Spider ist erstaunlich. Neben den typischen Kanälen Clean, Crunch und Hi Gain hat er Amp Simulationen, Speaker Simulationen, Effekte, und und und an Bord.
Genau da liegt aber auch ein wenig Problem des kleinen Alleskönners. Wer die Kiste mit dem vollen Funktionsumfang "durchspielen" möchte, wird sicherlich einige Zeit mit der Besienungsanleitung und dem Internet verbringen, bevor man auch nur halbwegs herausgefunden hat, wie man alles bedient und einstellt.
Wer entsprechend technikaffin ist und die Lust mitbringt, sich in dieses Gerät mit seiner Einstellungstiefe reinzufuchsen, der kann getrost zugreifen und wird vom Spider nicht enttäuscht.
Wer wie ich eher oldschool ist und einen Verstärker mit wenigen Knöpfen intuitiv bedienen möchte, sollte besser bei anderen Herstellern ins Programm schauen.
Richtig gut finde ich, dass der Spider ein eingebautes Stimmgerät und ein Metronom mitbringt. Für einen Übeverstärker ist das ein sehr gutes Argument.
Der Klang ist wie immer Geschmachssache. Selbstverständlich klingt er nicht wie ein Röhrenverstärker über ein gutes 4x12 Klangmöbel. Das kann man von einem 30 W Transistor Modelling Amp mit einem 8 Zoll Lautsprecher aber auch nicht erwarten.
Bei den vielen Einstellungen findet man gute Klänge ebenso, wie auch einige abschreckende Beispiele dafür, was man besser nicht als Preset gespeichert und angeboten hätte. Bei den vielen angebotenen Möglichkeiten und Presets sollte aber für jeden ein brauchbarer Sound im Bereich zwischen Clean und Hi Gain dabei sein. Und den sollte man sich dann auch besser sofort abspeichern, bevor man ihn in der Einstellungsvielfalt und -tiefe nicht mehr wiederfindet. ;-)
Fazit:
Pros:
- Guter Übungsverstärker mit Metronom(!) und Stimmgerät.
- Von Zimmerlautstärke bis richtig laut reichen die 30 W für einen Übungsverstärker daheim vollkommen aus.
- Großer Funktionsumfang mit Effekten und Amp Simulationen
Contra:
- Die Bedienung könnte intuitiver und einfacher sein, sobald man über die Grundkanäle hinaus individuell nach seinem Sound sucht.
- Der Sound eines 30 W Transistor Übungsamps hat natürlich seine Grenzen. Auch mit Amp Simulationen wird er nie eine Röhre an einem 4x12 werden. Anspruchsvolle und verwöhnte Ohren werden also vermutlich schnell wieder am Gear Acquisition Syndrome leiden und - wie ich - daheim mit einer auf 1 Watt reduzierbaren Röhre und Pedalen am 4x12 spielen und üben. Da reden wir dann aber natürlich über ganz andere Preise und nicht die aktuell 229,- Euro des Line6 Spider V 30 MkII.
Für den Preis und die ihm zugedachte Aufgabe ist der Line6 Spider V 30 MkII ein toller Verstärker mit großem Funktionsumfang und damit in der Preisklasse als Transistor Amp eine Kaufempfehlung.
Gesamtergebnis: 4 Sterne