Vorwort:
Ich habe mir nach langem Überlegen den Marshall DSL1HR gekauft. Davor spielte ich den Marshall Code 50 als Wiedereinstieg in die E-Gitarren-Welt. Der Code gefiel mir zwar, aber es musste endlich ein Röhrenamp her, der auch wirklich das wieder gibt was man ihm vorlegt.
Nun das Problem: Ich wohne in einer Mietwohnung im dritten Stock. Ich höre die Nachbarn und Sie hören mich. Und da ich persönlich häufiges Verspielen beim Üben als peinlich empfinde (wenn es jeder dauernd hören muss) musste also ein AMP her, der auch leise kann.
Ich spielte dutzende Verstärker, meistens Combos, die dann aber mit dem internen Speaker so flach und pappig klangen, dass mir das überhaupt keine Freude bereitete. Also machte ich mir über Topteile Gedanken mit einer 1*12er Box. Und so kam ich nach langem Recherchieren auf den DSL1HR.
Lieferumfang:
Der DSL1HR kommt mit einer sehr sporadischen Bedienungsanleitung. Aber mehr als da drin steht ist eigentlich auch nicht zu sagen. Weiterhin kommt er mit einem Fußschalter, der den Gitarristen zwischen Clean- und Gain-Channel wechseln lässt. Zudem ist dem DSL noch ein Boxenkabel beigefügt.
Optik und Haptik:
Mein Topteil ist absolut sauber verarbeitet, es steht kerzengerade, fühlt sich wertig an, einfach top!
Sound:
Erst einmal zu meinem Setup: Ich spiele den DSL mit einer Gibson Les Paul und dem Egnater Tweaker 112 Cabinet (was ich mit dem DSL gleich mitbestellte).
Der Marshall macht meines Erachtens soundmäßig alles richtig.
Im "Classic-Gain"- Kanal habe ich erstmals gemerkt wie schön und harmonisch meine Paula clean klingen kann. Mit dem NeckPU hat man einen tollen warmen "erdigen" Sound der einfach nur toll klingt. Der BridgePU entlockt dem verstärker seine "funky" Seite die strahlender und deutlich leichter klingt. Ich habe noch nie so gerne Clean gespielt, wie mit diesem Zwerg. Sobald man den Clean-Regler weiter hochdreht bekommt man die Endstufenzerre die einfach nur rockt (aber selbst auf der 0.1 Watt EInstellung für das "ruhige" Üben zu laut ist).
Im "Ultra-Gain-Canal", also einfach dem Gain Kanal, gibt es von angecrunchtem Blues bis hin zu leichtem Metal eigentlich jedes Spektrum. Wenn man aber den Gainregler über 13 Uhr dreht gewinnt der DSL lediglich an Kompression, jedoch ohne Zunahme des eigentlichen Gains. Für Metal-Enthusiasten muss demnach ein Pedal vor den AMP.
Der 3-Band-EQ ist gut brauchbar und lässt vielfältige Einstellungen zu.
Er ist gut genug um zwischen Musikstilen wechseln zu können, aber einfach genug um einen guten Sound ohne Rockmusik-Abitur zu bekommen. Einzig der Tone-Shift-Button ist ein unnützes Feature: Der Button nimmt die Mitten der Gitarre raus und es klingt mMn einfach nur Dumpf, als würde man durch Ohrstöpsel üben. Aber vielleicht habe ich einfach nur noch nicht verstanden für was man den Button nuten sollte.
Der Reverb klingt erstaunlich gut! Von leichtem anheben des Sustains bis hin zum Kirchenhall kann er alles. Aber ab ca 12 Uhr klingt der Hall mMn zu künstlich und ich würde daher eher ein Pedal nutzen. Jedoch ist der Reverb vor dieser Stellung mehr als brauchbar und hat mir bis heute den Kauf eines Reverbpedales erspart.
Lautstärke und Sound mit dem Attenuator:
Der DSL hat auf der Rückseite einen 1/ 0,1 Watt Schalter. In meiner oben beschrieben Wohnsituation spiele ich dem Übungszweck in dem 0,1 Watt modus bei Volume Werten bei ca 9 Uhr. Durch den 12 Zoll Speaker habe ich dennoch einen satten Sound der mir für viele Patzer beim spielen Peinlichkeiten erspart. Selbst aber auf der 0,1 Watt Einstellung kann ich den kleinen DSl so laut hochdrehen, dass die Nachbarn mich deutlich hören können. Der 0,1 Watt Modus klingt zwar nicht zu 100% so schön wie der 1 Watt Modus, aber immernoch echt gut!
Und wie laut kann nun 1 Watt? Die läppischen 1 Watt voll aufgerissen sind deutlich über Zimmerlautstärke, sodass euch wahrscheinlich das ganze Mehrfamilienhaus deutlich hören kann. Aber es ist "leise" genug, ab und an mal spielen zu können ohne danach für zwei Stunden taub zu sein.
Kopfhörer/ Di- Out/ Effektweg:
Den DI-Out und den Effektweg habe ich beide nicht getestet. Aber den Ausgang für Kopfhörer zu nutzen empfand ich als fad. Es macht kaum Spaß, die Lautstärke ist zu schwach und hat auch nicht die tonale Finesse wie über das Cabinet.
Schade, aber dafür kann der AMP ja leise genug sein.
Fazit:
Wenn ihr Rocksound mögt, eure Nachbarn nicht stören wollt und dennoch einen tollen Sound zu Hause erleben möchtet: Kauft euch das Ding (am besten mit einer 1*12 Box oder eben 4*12)! Er ist günstig, sieht gut aus und klingt wie ein Großer.
Ich liebe das Teil.