Hier meine Nutzererfahrung nach etwa 14 Tagen:
Okay, es ist ein etwas längerer Text, sorry:
Vor einigen Jahren (2008) habe ich auf der Suche nach einem Amp für meine Gitarre beim Händler vor Ort verschiedene Amps durchprobiert. U.a. stand da auch ein gebrauchter Marschall 212er Combo, dessen Typbezeichnung ich jetzt nicht mehr weiss.
Sein Sound hatte mich jedoch von Anfang an überzeugt, war mir aber leider zu teuer, so dass ich mich dann für einen Fender Princeton Chorus DSP Transistoramp entschieden habe, der mich durch seinen guten Clean-Sound damals dann als Preis-Leistungskompromiss überzeugt hat.
Seitdem war ich eigentlich durch eigene Erfahrung vom Marshall Röhren-Sound voll überzeugt.
Als ich hier jetzt den DSL1HR entdeckt habe, und den Preis gesehen habe, dachte ich: "WOW! musst du haben!".
Vorher habe ich lange recherchiert und überlegt und zunächst auch wegen des guten Emulated Out aber den Blackstar HT1 R geordert (Gute Rezensionen, etc.).
Bisher habe ich das Boss GT-001 als Ampsimulation für das Recording genutzt und war damit sehr zufrieden. Aber (S.o.) ein Röhrenamp zu dem Preis und dann steht noch Marshall/Blackstar drauf? ...Jetzt musste aber ein kleiner Röhrenamp her! Hab ich G-A-S ?
Diese beiden Amps standen für mich als passionierter Homerecorder mit Blick aufs Geld also zur Auswahl. Den Blackstar hab ich dann zurückgehen lassen, da mir die Klangregelung zu eingeschränkt war und er zudem keinen Effektweg hatte. Der als Kopfhörer- u. Speaker-Emulated Kombi-Out des Blackstar waren jedoch vom Sound sehr gut!
Aber er hatte mich trotzdem nicht überzeugen können. Also mit dem netten Thomann-Service gesprochen ein Paar Euro draufgezahlt und die Bestellung gegen den Marshall DSL1HR ausgetauscht: Dieser hatte einen EQ, Hall und zwei Kanäle, Footswitch, einen Effektweg (Mono), und wie die Dinger klingen können, davon war ich ja wie Eingangs erwähnt schon überzeugt. Ich dachte also, ich mach nix verkehrt...
Im Grunde freu ich mich auch über den kleinen Amp, der mir
Röhrensound auf den Schreibtisch gebracht hat. Er war für mich wegen der besseren Features also die richtigere Wahl.
Aber dann ging es los:
POSITIV:
Der Amp kann OHNE LOAD/BOX und angestecktes Speakerkabel verwendet werden, weil er einen eingebauten LOAD hat, wie mir die Marshall-Techniker nach Anruf in England bestätigt haben:
Man muss jedoch vorher das Speakerkabel aus dem ausgeschalteten(!) Verstärker(!) ziehen. Dadurch wird der eingebaute Lastwiderstand aktiviert!
SUPER! Ist also keine Box/Loadbox kein Mikro etc. für die Aufnahme nötig. Klasse. Dann die Enttäuschung: Der statt dessen verwendbare EMULATED-OUT auf der Rückseite klingt sehr "mumpfig" und lässt sich mit dem EQ nur begrenzt aufhellen. Es fehlt Transparenz und Brillianz im Klang. Sehr enttäuschend. der Sound ist sicher für Blues ganz gut...leicht angezerrt klingt er so recht "bluesig" out of the Box.
Aber Funk und bissiger Rock macht damit keinen rechten Spaß es fehlt die Aggro-Schärfe im Sound...
Eben halt sehr dumpf und mumpfig ohne Billianz und Transparenz.
Macht keinen wirklichen Spass das Ding so "muffig" aufzunehmen, wenn man weiss: der kann eigentlich mehr(?)... Oder muss ich mein Gehör jetzt umtrainieren??!
Weiter:
Der Effekt-Weg ist rein Mono und seriell ausgelegt und mein bisheriges Equipment kann ich damit nur eingeschränkt nutzen. Keine Stereo-Ping-Pong Delays. Keinen Kompressor vorm Amp weil ich bisher Multieffekte nutze (Boss GT001, ME50) ich habe alle möglichen Konfigurationen ausprobiert, stellt mich alles nicht zufrieden, entweder ist das Delay Mono oder der Kompressor sitzt hinter der Vorstufe, etc. Bei zwei "Amps" (GT001sim & Marshall) gibt es fiese Phasenverschiebungen.
Also der erhoffte Zugewinn durch "echten" Ampsound ist eigentlich so nicht gegeben. 4-Kabel-Methode nicht möglich.
Die Folge:
Ich werde mir jetzt Stompboxes anschaffen müssen um den Amp sinnvoll zu nutzen. DENNOCH: für sich allein hat er einen guten Sound auch bei geringer Lautstärke. Fehlt aber Chorus, Kompressor, Delay, etc. ...was man so braucht...
Der Hall ist ganz passabel, setzt aber erst ab 10Uhr Reglerstellung hörbar ein. Auch liegt er in der Endstufe, wird also beim Abgreifen über die Send-Buchse nicht mit ausgegeben und ist nicht zuregelbar...
Auch ist der von mir bisher ausschliesslich verwendete
Emlated-Out schon von vornherein auf 0,1 Watt gedrosselt. Leiser Leise geht also nicht.
Meine vorläufige(?) Lösung ist also den Amp über den Send-Weg des Effektloops abzugreifen, den Return wahlweise mit Blindstöpsel zu muten und im Rechner dann mit IR die Boxen zu simulieren. Das ergibt einen deutlich besseren Klang, Allerding greift der EQ am Amp dann kaum noch oder reagiert anders als erwartet.
Aber immerhin, das "mumpfige" ist weg und der Sound ist brillianter geworden. Jedoch sind die anderen Nachteile weiter vorhanden. (s.o.)
Das alles erzählte ich auch dem freundlichen Thomannmitarbeiter, der mir nun vorschlug, eine Cabsimulation als
Stompbox auszuprobieren (Digitech CabdryVR) das werde ich jetzt tun und dann mal sehen... Wenn der Sound durch diese Erweiterung in meinen Ohren dazugewonnen hat wird er bei mir auf dem Schreibtisch wohnen bleiben, sonst muss er im Rahmen der 30-Tagerückgabe leider(!) wieder zurück.
Obwohl ich einen "Marshall" immer schon haben wollte.
Aber was nützt er mir so? Box und Mikro etc. will ich nun nicht extra noch anschaffen. Schaun wir mal...
FAZIT: Es ist nicht alles Gold, wovon ich mich blenden lasse,
dennoch ist der Amp ganz gut mit seinen Features "Out-of-the-Box" aber für meine Erwartungen und Ansprüche eher bedingt zu gebrauchen. Trotzdem möchte ich ihn nur ungern wieder zurückgeben, werde es aber wohl tun müssen wenn ich keine praktikable Lösung finde. Mal sehen...
NACHTRAG 10.11.18:
Jetzt hab ich mein Setup rausgefunden und bin richtig zufrieden mit dem Amp und dem Sound:
Das Boss ME50 für Kompression Wah und evtl Distortion in den Instrumenteneingang des Amps, also vor den Amp.
Das Boss GT 001 in den Effects Send (Instrumenteneingang in Send. Return bleibt unbenutzt...Preamps OFF!) und den Stereo Out des GT-001 in den rechten und linken Eingang des Digitech CabdryVR.
Von da aus in den Mixer und in die DAW. Et voila: Full Stereo! Der Emulated Out des Amps selber geht auch in den Mixer und der Sound kommt -so kombiniert- riiichtig fett! Am geilsten isses wenn man dann den Amp in den Ultra Gain Kanal umschaltet. Das "perlt" :-))
NEIN, der bleibt. Und ich rock die Hütte! So!