Nach den ersten paar Wochen habe ich mit dem DSL 20 Combo endlich Frieden geschlossen.
Ich habe mich für den DSL entschieden, da ich nach einem kleinen bezahlbaren Röhrenamp gesucht habe, den ich als Pedalplattform nutzen kann und der trotzdem genug Power mitbringt, um gegen ein Schlagzeug in die Schlacht geschickt zu werden.
Nach längerem Abwägen fiel die Wahl dann auf den DSL 20 Combo - Reverb sollte er haben und zwei Kanäle für glockige Cleans und kantige Zerren nach Marshall-Manier.
Zunächst war ich wohl Opfer meiner hohen Erwartungen: Für 499€ kann man keine Verarbeitung erster Güteklasse erwarten; stattdessen erschien mir der Amp beim Auspacken zunächst sehr plastiklastig zu sein - naja... Er ist allerdings keineswegs unsauber verarbeitet, vielmehr waren es Optik und Haptik, die mich bei näherer Betrachtung etwas enttäuschten. Im Gegensatz dazu war ich von der Verarbeitung des Fußschalters sehr positiv überrascht - schwer und aus Metall wie er sein soll.
Nach einigem Herumspielen an den Reglern konnte ich dem Verstärker dann erstaunlich schöne Klänge entlocken. Über das hier viel kritisierte digitale Reverb kann ich nichts Schlechtes sagen: Man hört zwar, dass es digital ist (ab drei Uhr fängt es im Release etwas an zu stottern), aber das stört mich nicht.
Der tatsächliche klangliche Flaschenhals des Verstärkers ist jedoch der verbaute günstige Lautsprecher. Sobald man über kräftige Zimmerlautstärke hinausgeht, klingt dieser schnell sehr blechend und vom sauberen Marshall-Klang geht einiges verloren; vor allem bei voller Power. Schade eigentlich, denn der Austausch des Lautsprechers zu einem nur etwas teurerem Modell (V30 oder Creamback) machen den gesamten Verstärker um einiges besser.
Das einzig wirklich enttäuschend unbrauchbare Feature des Verstäkers ist der emulierte Recording-Ausgang. Da wird man wohl irgendeine Filterkurve drübergelegt haben, zumindest klingt dieser sehr dumpf und ist nicht für Aufnahmen zu empfehlen. Wer seinen Verstärker hier nicht per Mikro aufnehmen will, der wählt trotzdem lieber den Effektloop als Schnittstelle anstatt des emulierten Ausgangs.
Hier wäre ein DI-Out die bessere Wahl gewesen, aber was solls.
Mein Fazit zum Marshall DSL20CR bleibt dennoch überwiegend positiv. Solange man sich im Vorfeld darüber informiert, was man bekommt, wird man von diesem Verstärker nicht enttäuscht.