Vorab das, was mir gar nicht gefällt und Kopfschütteln auslöst:
- Rear Panel:
Das ist eigentlich kein Rear Panel. Die Anschlüsse für Netzstecker, Footswitch, DI Out und FX Loop sind hinten versenkt und nach unten ausgerichtet. Und nach unten beschriftet. Großartig, ein Beispiel dafür, wie man einem Livegitarristen das Leben schwer macht. Also entweder den Amp beim Verkabeln speakerseitig auf den Boden legen und mit Handytaschenlampe hinten reinleuchten, um zu sehen, ob man z. B. den Loop richtig verkabelt, oder schicke Beschriftungen auf der Rückseite exakt über den jeweiligen Buchsen selbst aufkleben. Grund für diesen Unsinn ist wohl, dass - vermutlich aus Kostengründen - beim Combo schlicht und ergreifend ein und dasselbe Amp-Chassis verwendet wird, wie beim Head. Behaupte ich jetzt mal, da sich diese Vermutung infolge der anders nicht erklärbaren miserablen Position der rückseitigen Anschlüsse aufdrängt.
- Footswitch/FX-Loop:
Wenn ich jetzt nicht irgendeinen Trick übersehen habe, dann ist der FX-Loop nur nutzbar, wenn der Footswitch angeschlossen ist. Dann erst kann der Loop eingeschaltet werden. Ist kein Switch dran, ist der Loop aus. Am Amp ist kein Schalter dafür. Also immer Footswitsch dabei haben. Oh Mannomann, Marshall. Seit wie vielen Jahren baut ihr jetzt Amps?
Sound:
Der ist ok, ich würde sagen, am Preis gemessen sogar überdurchschnittlich. Relativ offen und dynamisch, solange man bedenkt, was der Amp kostet. Wunder darf man nicht erwarten, aber der Amp macht schon Spaß. Es ist ein 1-Kanaler. Über Gain kommt mit ner Strat nicht viel Zerre, sondern eher Druck, was schon gut ist. Aber halt auch mehr Kompression. Mit dem Master kommt Endstufenzerre, die durchaus passabel ist.
Der Tilt-Regler bei Null bedeutet lt. Manual ?normale Höhen?. Je weiter man aufdreht, desto mehr ?hohe Höhen? werden lt. Manual zugegeben. Das trifft es in der Tat ziemlich. Nützlich zu Anpassung von Singlecoil Gitarren zu Humbuckern. Wobei ich über eine Einstellung von 11:00 Uhr mit keiner meiner Gitarren (Fender Strats/Teles und Gibson Paulas) hinausgekommen bin, weil es sonst echt schrill wurde.
Presence bei Singlecoils praktisch nicht relevant (also eher gegen 0). Die 3-Band-Regelung ist in Ordnung, wobei der Mittenregler eher höhere Mitten regelt.
Der Amp kann im Clean/Crunch Bereich durchaus Druck aufbauen.
Pedale:
Der Loop arbeitet gut. Reverb (Neunaber) und Delay (Boss DD7) nimmt er gut. Zerrer vor dem Amp sind unterschiedlich, wie bei den meisten Amps. Okko Diablo und div. Tonehunter Zerrer laufen gut. Auch den Tubescreamer mag der Amp.
Optik/Verarbeitung:
Fein, nichts negativ aufgefallen. Im Gegenteil, wirkt für den Preis eher überdurchschnittlich.
Speaker:
Celestion Midnight habe ich davor noch nie gehört. Nach ein paar Stunden zuhause und 1 Bandprobe finde ich den Speaker gar nicht so übel und er bleibt erstmal drin. Testweise kommt mal ein 12er V-Type rein, schreit irgendwie danach.
Vergleich zum Origin 20 Combo:
Vor Ort bei Thomann konnte ich den 20er und 50er Combo im A/B-Vergleich testen. Der 50er hat für mich (ganz deutlich) gewonnen. Der 10er V-Type im 20er Combo bzw. diese Kombination hat mir überhaupt nicht gefallen. Der 20er klingt für mich nach Schuhschachtel, soll heißen beengt, weniger dynamisch, schlapp. Der 50er dagegen klingt offener, dynamischer, spritziger. Der 50er reduziert auf 10 Watt ist immernoch ordentlich laut und klingt. Der 20er reduziert auf 7,5 Watt klingt noch näselnder als mit 20 Watt. Gut, ist aber alles subjektiv.
Warum bleibt der Amp?
Ich stehe auf leichten Dreck im cleanen Stratsound über Neckpickup. Das kann er gut. Er hat clean auch ordentlich Headroom, aber immer vor dem Hintergrund, dass ich so ganz bissl Dreck gerne drin hab.
Fazit:
Im Ergebnis klingt der 50er Combo schon ordentlich und ist relativ dynamisch, immer gemessen an der Preisklasse. Den 20er Combo schlägt er in meinen Augen um Längen. Wenn man FX-Loop nutzt, hat man leider eine Riesenfummelei mit der Verkabelung an den sehr schlecht zugänglichen Buchsen. Zudem muss bei Verwendung des Loops immer der Footswitsch angeschlossen und der Loop darüber aktiviert sein. Der Origin 50er. Combo ist keine Wunderkiste, aber bei zugrundeliegender Berücksichtigung seiner Preisklasse ein durchaus ordentlicher und optisch gelungener Amp.