Ich spiele seit gut 30 Jahren Gitarre und habe schon einiges an Equipment sowohl im niedrigen wie auch im hohen Preissegment gespielt und besessen. Was ich bislang nur vom Hörensagen her kannte, waren Combos von Mesa Boogie, die angeblich für ihren guten Sound und vor allem ihre hervorragende Verarbeitung bekannt sein sollen.
Daher habe ich mir zunächst bei Thomann den Mark V 35 als B-Stock bestellt, der um 186 ¤ reduziert war. Der Sound hat mir sehr gut gefallen. Weniger hat mir gefallen, dass bei manchen Tönen (z.B. auf dem Fis der G-Seite und ein Paar Tönen darunter, sowie auf dem A der H-Seite) starkes mechanisches Rasseln aus dem Gehäuseinneren deutlich wahrnehmbar war. Außerdem gab das Gerät nach längerer Inbetriebnahme auf einmal Störgeräusche selbst bei abgestecktem Gitarrenkabel von sich. Daher habe ich diesen Verstärker zurückgeschickt und Thomann hat mir freundlicherweise zum selben Preis ein neues Gerät geschickt, das offenbar von Mesa Boogie original verpackt seither nicht mehr geöffnet worden war. Dieser Verstärker machte zwar keine Störgeräusche, hatte aber interessanterweise ansonsten die gleichen Macken wie der B-Stock: Wieder das gleiche mechanische Rasseln auf nahezu denselben Frequenzen - allerdings erst ab etwas höherer Lautstärke. Da mir der Verstärker ansonsten sehr gut gefällt, es sich offenbar um einen Fertigungsmangel handelt und mir ein erneuter Umtausch lästig war, habe ich den Verstärker auf eigene Rechnung zu jemandem gebracht, der sich auf die Reparatur von Röhrenverstärkern spezialisiert hat. Der ganze Spaß hat mich dann 238 ¤ gekostet. Aber das Teil arbeitet jetzt zumindest einwandfrei, nachdem zwei Endstufenröhren und drei Vorstufenröhren ausgewechselt, die Röhren gedämpft und lockere Teile befestigt worden sind.
Nun zum Sound:
Wie soll ich es sagen? Ich finde, der Mark V 35 klingt Clean etwas heller als meine anderen Röhrenverstärker, d.h. er hat nicht so mulmende Bässe, die im Bandkontext oft ein großes Problem darstellen, weil dann die Gitarre zwischen Bass, Schlagzeug und Klavier unterzugehen droht. Damit eignet sich dieser Verstärker meines Erachtens und damit wohl entgegen vieler Meinungen, die Mesa Boogie eher in der Rockecke verorten, für nahezu alles, d.h. auch für Funk und sogar Jazz. Für Jazz deshalb, weil insbesondere Jazzgitarren oft beim Soundcheck zicken, da sie im Vergleich zu einer Strat eher mittig bis bassig klingen und damit im Bandkontext oft untergehen. Hier hilft der Mark V 35: Ich kann seither meine Gibson L-5 CES wunderbar in der Bigband spielen, weil eben diese mulmenden Bässe fehlen und trotzdem der Charakter dieses wunderbaren Instrumentes erhalten bleibt. Früher musste ich dann oft zur Strat wechseln, weil die aufgrund ihres helleren Frequenzspektrums zwischen den vielen Instrumenten bei der Rhythmusarbeit gut durchschimmert. Das muss ich jetzt nicht mehr. Ich finde ingesamt, dass es der Mark V 35 schafft, jeden meiner Gitarrentypen (Strat, Tele, Paula, ES335, ES175, L5) straffer und bandtauglicher klingen zu lassen und gleichzeitig den Charakter des jeweiligen Instruments zu erhalten, ja diesen sogar noch positiv zu verdeutlichen.
Wie bewertet man jetzt so einen Verstärker, der von Werk ab unangenehm rasselt? Repariert würde ich die volle Punktzahl geben. Bei dem Preis müsste man aber schon eine perfekte Qualitätskontrolle bei Mesa Boogie erwarten können. Dies war bei mir gleich bei zwei Stück desselben Modells nicht der Fall. Daher gibt es ordentlich Abzug bei der Verarbeitung auch wenn die Bauteile an sich insgesamt sehr hochwertig im Vergleich zu anderen Verstärkern sind.