Midas MR 18

Die tollen Features des Midas MR18 brauche ich nicht zu erwähnen, diese wurden hier schon längst adäquat bewertet. Für mich persönlich hat das MR18 fast zuviel davon.

Ich möchte das Midas MR18 aber als mögliches USB Interface für Aufnahmen in Studioqualität bewerten, denn ich habe die Qualität der Wandler und Mic-Vorverstärker zu lange unterschätzt. Wer damit akustische Instrumente mit sehr hochwertigen Mics aufnehmen möchte, wird von der feinen Transparenz und Räumlichkeit des MR18 begeistert sein. Die Latenz über die USB-Schnittstelle des MR128 ist bei Overdub-Aufnahmen aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit, wohl auch nicht unbedingt dafür gedacht.

Sehr positiv ist, dass das MR18 kein Netzadapter braucht, sondern direkt mit 220V eingesteckt wird. Diese verflixten Netzadapter sind vom EP bis zu irgendwelchen elektronischen Geräten in der Musikwelt eine echte Plage - nicht beim MR18!

Schade hat das MR18 keine schnellere Schnittstelle mit weniger Latenz - Z.B. via Thunderbolt. So wäre auch eine komplette Integration in die DAW (Z.B. unter Logic) denkbar, ohne dass man während den Aufnahmen ständig mit dem Mixertool von Midas verbinden und abmühen muss.

Stärken: Wirklich gute Mic-Preamps und AD/DA Konverter. Das klingt alles absolut amtlich und hörtechnisch annähernd RME-Niveau (nicht messtechnisch). Routing ist auch superflexibel, Toll der zusätzliche MIDI in/out als Interface oder als zusätzliche Steuermöglichkeit. Stromverbrauch sehr niedrig, winziges kompaktes Teil mit Riesenfunktion.

Schwächen:
Outputs rauschen -90dB - das klingt wenig, bei einer offenen Endstufe kann man das aber durchaus hören. Software mit ihrer ewigen Sync-Abfrage nervt. Effekte sind so lala ok für das Geld. Ausschaltplopp ist wirklich nicht optimal. Das kann man besser machen.

Gekauft als Pachtbay / Audio-IO für's heimische Projektstudio war der Einsatz so Plug & Play wie gewünscht, Preamps in Midas Qualität auch sehr gut wie erwartet. Verarbeitung insgesamt und Ausstattung mit Kombi XLR / TRS aller Kanäle (bis auf den Kombi-Aux) auf der Eingangsseite sind sehr gut da somit sehr flexibel nutzbar. Ausgangsseitig passts für den Einsatz allemal. Das 19` Einbaukit tuts auch.
Ein Manko oder aus meiner Sicht zumindet Geschmackssache ist die Bedienoberfläche. Funktioniert alles reibungslos (Linux und Win), auch die Anordnung ist grösstenteils sinnvoll aber macht echt "Augenkrebs" und wirkt optisch so allgemein etwas veraltet bzw. lieblos gestaltet. Wie gesagt, sicher Geschmackssache. Dafür liefs absolut stabil und tat unauffällig seinen Dienst. Das Routing ist flexibel und selbsterklärend.
Zweites Manko (aus meiner Sicht kostenbedingt) ist der Umstand, dass die Gate / Compressor Kombi am Eingang eben nur DSP gestütz ist und somit bei Nutzung als direkte DAW-Inputs zusatzliche Laufzeiten erzeugt. Aber 16* analoges Gate vorm Wandler würde sicher den Preis deutlich treiben. Wenn man die puren Wandler nimmt funzt aber auch das praxistauglich. Insgesamt günstig für den Einsatzrahmen und ein gutes und sicher auch langlebiges Stück Hardware. In meinem Falle leider doch zu klein, man bracht ja doch immer mehr Eingänge als gedacht ;-)

Ganzer toller Mixer. Funktioniert einwandfrei, sehr robust, sehr guter Sound. Ganz viele Features. Für den Preis kann man nichts falsch machen. Wir hatten noch nie so einen guten Sound.

Bei unserem ersten Auftritt damit haben wir den vorhandenen Behringer X Air durch den neuen Midas ersetzt, da alle sich einig waren, dass der Midas nochmal deutlich besser klingt.

Die App für das Ipad und die Programme für den Mac und PC sind mittlerweile wirklich gut. Es gibt noch kleine Probleme, z.B. kann man vom Ipad nicht die Netzwerkeinstellungen ändern. Es passiert einfach nichts, wenn man es versucht. Davon abgesehen ist die Bedienung aber einfach und logisch - und geht schnell von der Hand!

Einziger Wermutstropfen ist der 2.4 Ghz Router, wie schon anderswo bemängelt. Der hat Probleme, wenn zu viele Netzwerke da sind. Aber das wusste ich vor dem Kauf. Ich benutzte deshalb eine alte Fritz Box mit dem Midas und da funktioniert alles perfekt.

Fazit: Fast perfekt!

Nach einem katastrophalen Start werde ich mit dem Ding nun langsam warm und möchte es inzwischen nicht mehr missen.

Einsatzzwecke sind bei mir das Mischen kleiner Bands von der Bühne aus als Musiker, das Mischen kleiner Life-Shows vom FoP und das Mitschneiden von Proben und Auftritten.
Ich bediene das Pult mit iPad via W-Lan Router.

Die Einarbeitung in die Software ging sehr fix vonstatten, die Bedienelemente sind logisch und gut zugänglich aufgebaut, sodass in kürzester Zeit alle wichtigen Funktionen von EQs, Preamps, Effekten usw. relativ komfortabel eingestellt werden können.

Zu einer Katastrophe hat allerdings die völlig unzureichende (oder unzureichend dokumentierte) On-Board WLan Ausstattung geführt: Trotz umfangreicher Test vorab, die allesamt sehr zufriedenstellend endeten, konnte ich beim ersten Gig mit dem Ding keine stabile WLan Verbindung aufbauen – das iPad meldete sich nach kürzester Zeit immer wieder ab.
Den Gig haben wir dann akustisch gespielt (was Gott sei Dank möglich war!).
Am Folgetag begann eine Telefon- und Recherche-Odyssee, um den Fehler ausfindig zu machen.
Danke an Thomann! Der Service-Mitarbeiter identifizierte das Problem als überlastetes 2,4 GHz Netzwerk, in dem der OnBoard Router sich bewegt (zu viel Telefone etc. beim Gig, die sich alle einzuwählen versuchen) und empfahl einen externen Router (Swissonic Professional Router 2, den ich inzwischen aus Platzgründen gegen den Swissonic Basic Router ausgetauscht habe) im 5 GHz Netz. Bestellt, installiert – Halleluja! Seit dem läuft die Verbindung stabil und ich kann mich auf das Ding verlassen.
Schade, dass das nicht vorher irgendwo dokumentiert war, dann hätte ich mich weniger ärgern müssen.

Unterm Strich: bis auf die Netzwerk-Bauchschmerzen ein toller Mixer, der genau das macht, was ich von ihm möchte.
Klein, leicht, zuverlässig.