Das hier ist mein… drittes? viertes? getestetes MIDI-Keyboard. Bisher gingen alle wieder zurück, weil ich sie für das nächste eingetauscht hatte. Bei diesem hier sind mir die Unwägbarkeiten aber leider erst im Laufe der Benutzung aufgefallen, als der Umtauschzeitraum bereits abgelaufen war.
Zuerst alle Dinge, die ich als positiv empfinde und auf Grund derer ich das Keyboard auch gekauft hatte: Die Tasten sind in Ordnung, die Beleuchtung ist hübsch und einigermaßen dezent, die Verarbeitung mit dem metallenen Body sehr solide, gerade für den geringen Preis. Die Funktionen des Keyboards sind abseits der Klaviatur eher spartanisch, aber solange man seine restliche Musikmach-Umgebung entsprechend einrichtet, hat man hier eine Menge Potenzial.
Die Keyboard-Tasten sind nicht besser oder schlechter als bei anderen Keyboards in dieser Preisklasse (soweit ich das feststellen konnte). Zwei Tasten machen ein Geräusch, das da nicht hingehört, eines schabend, das andere metallisch, aber das stört wenig, wenn man Kopfhörer aufhat. Problematisch ist eher die Bedienung um die Klaviatur herum.
Die Touch-Strips sind schlecht zu bedienen. Beim Pitch-Strip ist es kaum möglich, die Mitte zu treffen – sobald man den Finger drauf hat, landet man entweder im Plus oder Minus. Zudem liefern beide Touch-Strips bereits einen Zentimeter vor dem oberen oder unteren Ende schon ihren Maximalwert zurück. Dank der zugegebenermaßen hübschen LED-Beleuchtung ist das aber immerhin ersichtlich.
Zudem sind ausnahmslos *alle* zusätzlichen Tasten und Potis schwergängig. Verglichen mit anderen Keyboards, die ich in der Hand hatte (Arturia Keylab, Novation Launchkey), bereitet das Bedienen der Regler und Tasten des X3 eher Mühe, anstatt Spielfreude zu vermitteln. Die Tasten sind klickig, hart und laut, ähnlich wie Tasten bei einer Maus, nur viel schwergängiger. Die Potis sind ebenfalls sehr schwergängig, recht glatt und nicht für wilde Spielereien gedacht.
Worauf ich mich beim X3 besonders gefreut hatte und worüber ich am Ende am meisten enttäuscht war, war die Möglichkeit, eine Menge verschiedene MIDI-Befehle zu senden, nur über die Tastatur. Das Bedienschema trübte diese Freude jedoch schnell. Dies sei am Senden eines Program Change-Befehls beispielhaft illustriert, was folgendermaßen funktioniert:
1. Man halte die (schwergängige) Shift-Taste gedrückt.
2. Man drücke die Taste, die mit "PRO" beschriftet ist.
3. Man gebe mit der Klaviatur den Zahlencode des neuen Instruments ein, beispielsweise "67".
4. Man drücke die Taste, die mit "ENTER" beschriftet ist.
5. Man warte eine Sekunde, bis man weiterspielen darf.
Die letzten beiden Schritte haben mir wirklich, wirklich den Spaß mit diesem Instrument vermiest. Die Enter-Taste ist vollkommen unnötig und hemmt den Spielfluss. Die fest verordnete Pause zerstört den Spielfluss schließlich vollkommen. Wer hat sich so etwas ausgedacht? Warum ist so etwas nötig? (Ich vermute, irgendein billiger interner Speicher, auf dem die momentanen Einstellungen abgelegt werden, hat Reaktionszeiten im Zehntelsekundenbereich. Anders kann ich mir das kaum erklären.)
Falls Midiplus einen Nachfolger oder ein Firmware-Update herausbringt, würde ich mir wünschen, dass die Taste "ENTER" völlig ihre Funktion verliert und das endgültige Senden des Parameters schlicht durch das Loslassen der Shift-Taste geschehen würde. Wenn dann noch die Pause nach dem Senden eines Parameters wegfiele, könnte ich über die schwergängigen Tasten und die Probleme mit den Touch-Strips hinwegsehen. Zudem würde ich mir für die Eingabe der Zusatzfunktionen ein anderes Tastenschema wünschen: Alle Zahlen auf weiße Tasten, alle Zusatzfunktionen auf schwarze Tasten. (Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich nicht Klavier spielen kann.)
Ich habe ziemlich mit meiner endgültigen Bewertung gehadert. Für mich landet das Keyboard ziemlich genau bei 3,5 Sternen. So, wie das Keyboard jetzt ist, werde ich es vermutlich weiterverkaufen.