Durch die orange Farbe macht die Box definitiv auf sich aufmerksam. Der Vintage Look wird durch die schöne Frontbespannung komplettiert. Der Lautsprecher ist effektiv nicht zu sehen. Fürs Recording vielleicht unpraktisch, aber optisch in meinen Augen überlegen. Eine weitere Besonderheit an der Box befindet sich auf der Unterseite. Es sind keine Rollen oder Gummifüße montiert, sondern Holzleisten. Diese sind dafür gedacht, den Boden als Resonanzkörper seines Zweckes zu entfremden. Das und das Voluminösere Gehäuse ist dafür gedacht, der Box ein ordentliches Bassfundament zu eigen zu machen. Die beiden rückseitigen Buchsen sind parallel verschaltet, so lässt sich eine zweite Box an 8 Ohm anschließen.
Angeschlossen, Verstärker an und sofort wird die soundliche Neigung erkennbar. An einem Peavey 6505MH beißt sich dieses Kistchen fast penetrant in die Gehörgänge, wie man es von traditionell britischen Verstärkern eben gewohnt ist. Durch den verbauten V30 ist der Box die Vintage Marshall Schiene einfach in die Wiege gelegt worden. Wechselt man den Speaker, kann man ganz andere Sounds realisieren. Ein Eminence CV-75 zum Beispiel hat einen wesentlich strafferen, mittigeren Sound. Die Bässe wummern weniger und die Höhen sind zurückhaltender.
Mir sagt der Klang der Box sehr zu, sie ist aber natürlich trotz oben erwähnter akustischer Tricksereien niemals auf Niveau einer guten 212 oder gar 412, was die Basswiedergabe angeht. In den höheren Frequenzen steht sie den Größeren jedoch in nichts nach. Im Recording lässt sich das Fehlende unten herum mit der richtigen Mikrofonwahl kompensieren, aber wer wirklich dem Bassisten Konkurrenz machen will, braucht nach wie vor einfach mehr Holz.
Die Verarbeitung der Box ist außen recht gut. Ich habe keine Mängel finden können. Die Rückwand ist bei mir so fest ins Gehäuse eingelassen worden, dass ich sie nur mit Gewalt herausbekam - das interessiert das Sperrholz allerdings wenig, da braucht es schon das richtige Werkzeug und den Vorsatz, um irgendwelche ernsthaften Schäden anrichten zu können. Auffällig ist sofort der starke Leimgeruch aus der Box und das weniger schön verarbeitete Innere. Positiv (wie ich finde) ist zu erwähnen, dass die Verkabelung über Kabelschuhe und nicht über Lötstellen gehandhabt wird. So lässt sich relativ schnell und mit schnell verfügbarem Werkzeug der Lautsprecher austauschen. Ich hatte das Vergnügen, auch einmal in eine Mesa Boogie 412 hereinschauen zu dürfen. Die dortigen Speaker sind verlötet und die Schrauben werden mit Muttern gekontert. Für den Speakerwechsel in der Orange benötigt man 1 Schraubendreher, für die Boogie muss es daneben noch ein Lötkolben und ein Schraubenschlüssel sein.
Alles in allem ist die Box zurecht so beliebt. Sie ist optisch absolut über jeden Zweifel erhaben und klanglich für eine 112 echt fett.