Das Røde M3 ist mein drittes Mike nach Samson C01 und Røde SmartLav+.
Ja, ich bin also noch Anfänger. Dennoch könnte meine Erfahrung anderen weiter helfen.
Also: Eigentlich hätte ich lieber das NT1 oder NT1a von Røde gewählt, denn ich wollte vor allem Rauschen ausschliessen, aber mein Etat war begrenzt. Mein Einsatzzweck ist reine Sprachaufzeichnung - für Videos.
Angeschlossen ist mein M3 nun über das Scarlett Solo, und ich bin größtenteils begeistert. Wenn ich nah am Mikrofon bin (5cm) habe ich einen Signal-Rausch-Abstand von über 60db. Bis zu 70-72db kann ich theoretisch erreichen. Das ist toll. Mit dem C01 waren es eher 48db. Ich kann also nun quasi rauschfreie Sprachaufnahmen erstellen.
Der kleine Pferdefuss dabei ist, dass dies vor allem für Voice-Overs oder Podcasts perfekt möglich ist, aber für direkte Aufzeichnung mit dem Video nur eingeschränkt funktioniert. Entweder muss ich das Mikrofon sichtbar im Bild haben, z.B. vor den Mund gehalten, dann ist alles super. Oder ich muss es Overhead in 20-30cm Abstand positionieren. Hier bringt es dann - Gain am Scarlett Solo schon auf Maximum - nur noch einen Peak von -20 bis -12db so dass der S/N Abstand schrumpft. Nach dem Normalisieren zieht dann der Rauschteppich mit hoch. Zusätzlich habe ich dann mehr Raumhall mit drauf als beim C01.
Dies hätte ich so nicht erwartet, da habe ich die Berichte über Choraufnahmen wohl fehlinterpretiert. Aber im Nachhinein auch logisch: Ich alleine und mit leiser Stimme bin das komplette Gegenteil zu einem ganzen Chor der eher laut ist. Zumal dort etwas Hall ja Atmo vermitteln kann und gewollt sein könnte.
FEATURES:
Was soll ich sagen? Ich bestelle mir noch ein XLR-an-Klinke Kabel und bin schon gespannt auf den Outdoor-Einsatz, direkt an die DSLR-Kamera angeschlossen. Alleine die Möglichkeit durch die 9V-Option finde ich schon toll. Dass für alle Fälle auch -10 und -20db möglich sind, sowie die Flat-und-Low-Cut Funktion rundet die Sache perfekt ab.
VERARBEITUNG:
Einsatzbereit zusammengeschraubt empfinde ich die Verarbeitung als perfekt! Beim Auseinanderschrauben zum Batterieeinlegen und Pad ausprobieren habe ich jedoch im Unterteil noch extrem feinen (Schleif-?)-Staub vorgefunden.
Sehr filigran empfinde ich das offene Mikrofon. Oben ist der massive Mikrofonkörper, unten führt nur noch eine dünne Plastikschiene mit Batteriefach zum XLR-Anschluss. Das hat mich überrascht. Geschlossen scheint das aber nicht weiter tragisch zu sein. In offenen Momenten halte ich das M3 jedoch für "verwundbar".
KLANG:
Alleine schon durch die Quasi-Rauschfreiheit gefällt mir der Klang sehr gut. Ich empfinde meine Stimme als sehr detailiert aufgenommen. Richtig gut gefällts mir aber nur, wenn ich wirklich sehr nah - also weniger als eine Handbreit - vom Mikrofon entfernt bin.
INSGESAMT:
Ich bin trotz meiner (leichten) kritischen Töne begeistert. Das M3 ist das erste Mikrofon, dass zumindest streckenweise meine Erwartungen (über)erfüllt. Angesichts des tollen Preises stimme ich zu, dass es für Anfänger wohl eines der besten "ersten Mikrofone" ist.
GEHEIMTIPP:
Das M3 taucht kaum in Vergleichen mit dem NT1 und dem NT1a auf. Auch Røde selbst läßt es in seiner iPad Vergleichsapp (Rode Soundbooth Broadcast) z.B. nicht in der Indoor-Disziplin antreten. Mir persönlich fehlen die Vergleichsmöglichkeiten, aber einige Youtuber empfahlen auch das M3 statt NT1(a) als Preistipp. Ich kann mich insofern anschliessen, dass ich sage:
"Das klingt für mich glaubhaft und wer nicht den vollen Nahbesprechungseffekt eines Großmembraners mitnehmen will, für den ist es wohl ein Geheimtipp!"
Sorry, etwas länger geworden :-)