Getestet wurden für VOCALS und AKUSTIK-GITARRE:
Neumann U87
Neumann TLM 103
Lewitt LCT 441 Flex
Shure KSM44A
Sennheiser MK4
Austrian Audio OC818
T-Bone SCT2000
Warm Audio WA-47jr
Focusrite Scarlett Solo in Logic, MacBook, Sony CD 550 Kopfhörer, Blueridge 70A8, Ernie Ball Earthwood Bronze 0.11; Mikropositionierung: etwa 8 -10 cm auf Höhe des Schalllochs, minimal weiter unten als Mitte.
Ich selbst habe eine eher mittige bis hohe Stimmfarbe, habe aber versucht, auch meine tieffrequenten Resonanzkörper mitschwingen zu lassen ;)
Das sehr bekannte, etablierte (und teuerste) Mikrofon, das „Neumann U87“, setzt hier den Maßstab sowohl für Gesang als auch und ganz besonders für Akustik-Gitarre. Es gibt unter den Gelisteten kaum ein anderes Mikro, was BEIDES gleichzeitig gut und natürlich wiedergeben kann. Bei allen gibt es einen mehr oder weniger leichten Frequenz-Bias. Für mich persönlich ist das maßstabsetzende Kriterium die Erhaltung des natürlichen Klangs. Wegnehmen kann ich im Equalizing immer, und da ist das U87 von allen ungeschlagen! Es hat am meisten „Bauch“ unten rum, was man natürlich alles cutten kann, aber es ist zunächst mal alles da. Auch keine künstlichen sondern ausgewogene und anengehme Höhen.
Für VOCALS sind am nächsten dran die folgenden :
Neumann TLM 103
Shure KSM44A
Sennheiser MK4
Austrian Audio OC818
Das Shure klingt dabei am ausgewogensten, am natürlichsten. Es hat etwas weniger „Bauch“ (Bass) als das U87, aber in einem Bereich, den man ohnehin nicht benötigt. Das TLM 103 und das Shure klingen für (meine) Vocals nahezu identisch, das TLM 103 hat sogar ein „Müh“ mehr Bass/Bauch als das Shure, also ist noch etwas näher dran am U87. Die beiden tun sich aber nicht viel. Am rundesten und ausgewogensten klingt für mich das Shure. Aber beide TOP!
Das Sennheiser klingt im Vergleich einen Hauch kühler, hat minimal mehr low cut und in den Höhen etwas mehr Feenstaub, aber noch nicht unangenehm künstlich, unschön oder unausgewogen. Noch immer sehr gut, vertretbar und wirklich nur ein klein bißchen hörbar im Vgl.
Das Lewitt hat einen deutlicheren lowcut und schärfere Höhen. Für tiefe Stimmlagen und Menschen, die vielleicht zum Nuscheln neigen, optimal. Es geht höhentechnisch direkt auf die 12. Dennoch insgesamt zu unausgewogen für meinen Geschmack, zu dünn, hart und scharf.
Das Austian Audio OC818 klingt im Vergleich zum Shure und TLM 103 etwas dumpfer bzw. etwas „zu“ warm. Der untere Mitten-/obere Bassbereich erscheint im Vgl minimal angehoben, wodurch es leicht ein wenig „verhangen“ klingt, „warm verhangen“. Dadurch hat es die größte Kluft zum MK4 und erinnert fast etwas an ein Röhrenmikro, ohne aber die zusätzlichen Höhen.
Warm Audio und T-Bone: Durch die Röhren-Simu. im WA sind beide recht ähnlich. Im Vgl zu den o.g. haben wir eine deutliche Anhebung im Bass und in den Höhen, d.h. ein „U“ im EQ (Stichwort: "Loudness Schalter"). Vocals allein (ohne Begleit-Instrumente) klingen dadurch im ersten Moment schön voll, klar und knackig. Aber eben auch etwas unnatürlich und unausgewogen im Vgl zu den obigen, was sich im Verbund mit Instrumenten noch mehr bemerkbar macht. Dabei ist das T-Bone noch spitzer in den Höhen und klingt mit Instrumenten doch recht dünn und spitz. Das WA klingt im Verbund ausgewogener, auch im Vgl näher dran am Shure oder TLM103. Es hat ähnlich „Bauch“, die Röhrensimulation hat was für sich, klingt knackig (Lift bei ca. 400-500 Hz), aber der Lift in den oberen Höhen ist ein harter Sprung, sehr crispy, wodurch es etwas weniger natürlich und ausgewogen klingt. An der Stelle würde ich sagen: Geschmackssache.
Für AKUSTIK-Gitarre:
hat das MK4 die Nase vorn, gefolgt vom Shure. Das MK4 wurde im Vergleich zum U87 auch etwas entbaucht und hat einen Hauch mehr Feenstaub in den Höhen, ein leichtes „U“ im EQ. Dennoch ist es noch nah dran in Sachen Natürlichkeit und harte Anschläge wirken wenig komprimiert. Bei den Vocals im Vergleich etwas kühler, klingt es bei der Gitarre eben wärmer, voller, sehr natürlich. Preisunterschied zum U87: Wahnsinn!
Das Shure steht dem MK4 nur minimal nach in Sachen „EQ-Sterilisierung“ und „Kompression". Das Shure hat also noch minimal mehr low cut, weniger Bauch und minimal mehr Crisp in den Höhen, ein stärkeres „U“ im EQ, das MK4 ist minimal mittiger und ausgewogener . Das Shure ist mehr „angeschönt“, weicher, das Sennheiser noch etwas roher, natürlicher, auch im Anschlag noch leicht perkussiver. Aber das Shure klingt immer noch sehr schön und wir jammern hier auf ganz hohem Niveau.
Das Austrian Audio OC818 klingt noch wärmer und fast schon etwas „wummerig“, in den Höhen sehr weich, fairerweise scheint es ausgewogener als das MK4, dennoch klingt das MK4 natürlicher und differenzierter für mich, das OC818 etwas weicher und „schwammiger“.
Das TLM103 verbiegt den Frequenzbereich leider deutlich in Richtung zu künstlich aufgeschönt. Es klingt zu weich, rund, Loudness-Knopf an, etwas zu sterilisiert und brav, wenig Kanten, nix grobes mehr. Für Gesang Spitze, für Akustikgitarre leider zu artifiziell, geschönt. Bei dem Preis…
Das Lewitt klingt noch krasser aufgeschönt, noch mehr „U“ Knick. Im Vergleich zu VOCALS aber nicht kalt, schöne Bässe drin. Dennoch sehr rund und etwas künstlich.
WA und T-Bone: also im Vgl klingt das TLM eigentlich (noch) natürlicher in der EQ Kurve, aber die beiden klingen mit ihrem höhen- und bassbetonten Sound fett und satt, was z.B. bei Country/Folk Schrammel-Begleit-Klangteppichen von Vorteil ist. Das WA klingt im Vgl zum T-Bone noch etwas „voller“ unten herum, das T-Bone etwas dünner aber auch feiner, sanfter.
Ich hab das Shure und das MK4 behalten.