Studiologic Numa X Piano 73

Nachdem ich schon ein Produkt von Studiologic (SL88) mein Eigen nenne und dies live sowie im Studio klaglos seinen Dienst verrichtet, ich aber die Ungewissheit bei der Verwendung von Software mit Laptop auf der Bühne eliminieren wollte, erfolgte mit dem Numa X 73 die Lösung. Durchaus amtliche Pianosounds in einem kleinen und transportablen Package. Schnelle Editierbarkeit ohne Parameterschlachten und geniales Farbkonzept bei der Bedienung. Zudem noch alles, was man so als Unterhaltungs-Keyboarder noch an zusätzlichen Sounds benötigt. Und das alles ohne Furcht vor Rechner Abstürzen. Die Aussicht sich mit dem integrierten Digitalmischpult den externen Mixer zu sparen, schafft so ein seltsames Gefühl von Praktikabilität (...ach, das geht auch?) und erweitert den Funktionsbereich um Dinge, die ich wahrscheinlich nie ernsthaft ausprobieren werde, die aber den ein- oder anderen Anwendungsfall (Schülerband, Kleinstformation, Vernissage, Gottesdienst, Minicombo) abdecken könnten. Tastatur und Spielgefühl lassen, wie von Fatar nicht anders erwartet, kaum Wünsche offen. Auf den ersten Touch lässt sich die verbaute TP110 besser spielen als die TP100 im SL88. (Die Zeit wird zeigen, ob sich das berüchtigte Klappern der 100er doch noch einstellt.) Mitgeliefert werden ein immer erreichbarer Kunden-Service, der sogar zeitnah brauchbare Antworten liefert und nicht nur den Chatbot sprechen lässt. Nur weiter so...

Erst einmal ein wichtiger Punkt: Die X-Piano-Software wird von Studiologic ständig weiterentwickelt. Dies betrifft nicht nur die die Bedienung sondern auch den Klang. Dafür kann die Firmware upgedated werden und es können (wie bei Nord) einzelne Instrumente bzw. Instrumentgruppen nachgeladen werden.

Ich beschreibe hier - gerade was den Klavierklang betrifft - das Gerät
1.) mit Firmware 2.4 vom September 2024
2.) mit dem nachgeladenen Sound „Stage D“

Mit dieser Firmware wurde für Klaviersounds eine echte syphatetische Saitenresonanz implementiert, welche zu einem wesentlich realistischerem und „fetten“ Piano-Klang führt. Der Sound „Stage D“ ist ein extrem hoch aufgelöstes Modell, abgenommen von einem Steinway D Flügel.

Das heißt auch: Sämtliche Vergleichsvideos – in welchen Klavier-Klänge verglichen werden – sind somit NICHT (MEHR) AUSSAGEKRÄFTIG, wenn nicht die oben beschriebene Software (siehe 1. und 2., oben) auf dem Gerät ist. Die Software ist übrigens sehr bedienerfreundlich mittels des PC-Tools „Numa Manager“ updatebar, bzw. wird sicher bald direkt mit ausgeliefert.

Die Eigenschaften mit Wertung kurz und knapp:

-- SEHR GUT / GUT / ÜBERDURCHSCHNITTLICH --
- Echte, sehr gute Hammertastatur, egal ob GT-Version oder nicht
(bei Nord haben die Mittelklasse Maschinen übrigens lediglich eine Hammer-Simulation!)
- Tastatur eher „leicht“ aber nicht sehr leicht
- Kompakter Tastaturanschlag (eher Yamaha-hart als KAWAI-weich)
- „Holz“-Tastatur, schön smooth im Feeling
(nur am Numa X GT mit 88 Tasten), TP/400 Wood

- Tolles Bedienkonzept für die 4 Sounds mit Führung über wechselnde Farben der Bedienknöpfe
- Über 200 Sounds in 8 Sektionen verfügbar – da wird wirklich fast alles von Klassik bis Pop und Elektro modelliert!
- Zusätzliche Sounds von Studiologic nachladbar
- 4 Sounds gleichzeitig nutzbar, BELIEBIG layerbar und splitbar!!
- Klang absolut oberklassig über alle Instrumente hinweg
- Jeder einzelne Sound ist 4-fach editierbar (Filter Cutoff, Resonance, Attack, Release)
- Jeder einzelne Sound kann mit 2 Effekten (z.B. Distortion, Chorus, EQ, Flanger..) mit je 3 Parametern versehen werden
- Jeder einzelne Sound kann mit 2 Main-Effekten (Delay / Reverb) mit je 3 Parametern versehen werden
--> Multipliziert man die Zahl der Sounds mit den möglichen Effekten ist man bei den Möglichkeiten (man kann, muss nicht) schon fast im Synthesizerbereich bzgl. Sound-Basteln. Ich konnte bisher > 95% aller benötigten Sounds für diverse Musikrichtungen nachbauen.

- Rudimentärer 4-Kanal-Mischer eingebaut
- Direktzugriff auf Gain für Analogeingang, verwendbar für z.B. Rhythmus oder Backingtrack
- Parametrischer 3-Band Main-Equalizer
- Bis zu 3 ggf. auch analoge Pedale für Klavier-Funktionen oder auch z.B. Lautstärken / Effektstärken nutzbar

- OLED display mit tollem Kontrast
- Speicherplätze für Sounds inkl. Layering und Parametern
- Übersichtliche Set-Listen mit diesen Sounds erstellbar – gut für den stressfreien Gig

- Stabiles Stahl-Gehäuse (magnetisches Zubehör verfügbar)
- Excellentes Preis-Leistungsverhältnis (da gibt sich jemand Mühe, die Platzhirsche anzugreifen)
- Schneller und sehr kompetenter Support per Mail bei Fragen / Problemen

-- NEUTRAL --
- Tastenbeleuchtung nicht für vollständige Dunkelheit geeignet
- „Plastik“-Tastatur am Numa X (ohne "GT") ein wenig „bouncy“ aber sonst sehr gut, TP/110 Premium Hammer Action
- Smoothe „Holz“-Tatstatur leider nur am 88-Tasten-Gerät erhältlich
- OLED Display könnte größer sein
- Kein Rhythmus-Sektion / Arranger / Sequencer ect.; Ist halt eher ‘ne Profi-Maschine für eine Band oder das Heim-Studio

-- NICHT so GELUNGEN --
- Netzteil leider extern, mit billig wirkendem Anschlußkabel, bisher aber problemlose Funktion

Fazit: Meine bevorzugte Gigging-Maschine mit 73 Tasten. Stabil, sehr tragbar, mit guter Tatstatur und tollen Sounds. Hätte gern ein eingebautes Netzteil und die High-End-Tastatur der GT-Version gehabt - ansonsten zu dem Preis eine klare Kaufempfehlung! Getestet im Hause Thomann mit super Baratung, wie immer!