Ich spiele seit gut 10 Jahren Blues-Harp. Vermehrt im Rock- und Hard-Rock Bereich. Habe über die Jahre verschiedenste Mikrofone getestet, intensiv gespielt und auch zerstört. Hard-Rock halt!
Einleitung:
Wer anfängt, Blues-Harp zu spielen kommt sehr viel früher als später in Kontakt mit den berühmten Fahrradlampen in grün. Sie sind ein Mysterium, sie wurden bereits von Anbeginn der Zeit (gefühlt zumindest) bei den ganzen alten Blues-Harpern der 50er und 60er gespielt und heutzutage auch noch in ganz vielen verschiedenen Farben und Grill-Fassungen. Spätestens seit dem Aufstreben des Chicago-Blues waren die Fahrradlampen ein absolutes MUSS, da sie einen Sound hergegeben haben, den ein normales Mikrofon nur in der Nachbearbeitung (im Studio) oder Live (mit Effekten) erreichen kann.
Zum Mikrofon:
Die Verarbeitung ist tadellos. Wir haben einen Volume-Regler, welcher Live vorallem einen sehr dankbaren Dienst verrichtet, da es immer wieder zu Feedback Problemen bei Harp Spielern kommen kann. (wer kennt es nicht...) - und bevor Dich der Techniker muted, kannst Du es selbst regeln. Der Regler macht einen wertigen "gummigen" Eindruck. Die Lampe selbst ist massiv, hier wurde nichts weggespart und fühlt sich so an wie die Vorreiter aus den Jahrzehnten davor. Das fest installierte Kabel ist auch sehr gut, es ist dick (billige Kabel sind es nicht!), macht einen wertigen Eindruck und besitzt ausreichend genug Länge um auch auf der Bühne mehrere Schritte zu wagen.
Alles in Allem zur Verarbeitung TOP!
Sound:
Der Sound ist wie Kollegen hier vorher geschrieben haben blechernd. Das hängt damit zusammen das die Frequenz-Ranges komplett anders liegen als normale Mikrofone. Das kann dem einen gefallen, dem anderen weniger. Jedoch gibt die Lampe auch genau das Gefühl wieder, wie sich ein Chicago-Blues Harper damals gefühlt hat. Der Sound ist "irreplacable", wenn man darauf steht und so klingen möchte wie die Blues-Größen von damals. Weniger blechernd ist das Gegenmodell von Shure, jedoch ist das reine Geschmacksfrage, WIE man klingen möchte.
Nachteil:
Das fest installierte Kabel empfinde ich als Nachteil. Man muss im Studio beispielsweise nicht mit einem so langen Kabel herumsitzen und spielen. Das Aufrollen und Ausrollen hier ist einfach nur nervig.
Fazit:
Wer auf den alten Chicago-Blues Sound steht, ist hier bestens bedient. Der Preis ist für die Qualität einfach unschlagbar. Zumindest für Live. Für den Studio-Gebrauch reicht ein einfaches Mikrofon - hier kommt es auf die Nachbearbeitung und das EQing an.
Persönliche Meinung zu den Lampen:
Ich habe das Mikrofon als Test gekauft, da ich aktuell wieder etwas mehr in die Chicago-Blues Richtung gehe. Natürlich habe ich in den letzten Jahren immer wieder mit Lampen experimentiert, bin allerdings jedes Mal enttäuscht gewesen. Das hängt mit Folgendem zusammen: WENN man beispielsweise mal eine Ballade spielen möchte, oder irgendeine andere Richtung als den klassischen Blues spielen möchte, ist mit den Lampen absolut fehl am Platz. Man stelle sich zum Beispiel eine Jazz Combo vor die feinste Improvisation leistet. Dann kommt man mit einer Lampe an und der Sound ist die ganze Zeit "beeinträchtigt", da der Sound immer gleich bleibt. Man bekommt keine klaren Höhen heraus und man befindet sich immer im Bass und Mitten-Bereich. Das ist für einen Song vielleicht in Ordnung, aber nicht für ein komplettes Set.
Meine Empfehlung:
Normales SM57 oder SM58, der Rest wird Live über Effektpedale geregelt. Hier hat man den größten Outcome und die größte mögliche Variation. Natürlich ist das wesentlich teurer, aber meiner Meinung nach eindeutig besser.
Cheers !