Das Syn-2 erscheint auf den ersten Blick recht teuer, wenn man es als halben Preamp betrachtet. Man bekommt aber noch folgendes mehr:
- Stereo FX Loop => macht das Setup Stereo
- Stereo DI Box mit schaltbarer Cab-Simulation
- Alle denkbaren Routingmöglichkeiten für komplexe Setups
- Midi-Kontrolle
- Rackfähigkeit - bis zu 4 Kanäle auf 1HE!
Das Gerät selbst wirkt mit 3,5kg relativ schwer, beladen sind es dann 4kg, was normal ist für einen Röhrenpreamp. Es ist sehr kompakt gebaut und passt daher auf 1HE. Dadurch ist die Schrift sehr klein, was besonders auf der Rückseite nerven kann. Ein Schalter vorne fehlt auch dadurch. Wenn man weiß wo alles ist, im Rack Blindflug kein großes Problem mehr. Für den Wechsel der Module muss das Gerät ausgeschaltet werden, da man sonst ab und an einen gewischt bekommt. Den Schalter brauch man also häufig - insgesamt einen Stern weniger hier.
Die Module haken z.T. am Anfang, die Plastikschienen passen sich dann aber schnell an und den Modulwechsel wird zu einem haptischen Erlebnis - genau wie übrigens alle Potieinstellungen und Steckverbindungen.
Die entstehende Wärme kann auch passiv gut abgeführt werden, wenn man auf dem Schreibtisch arbeitet, sollte man das Gerät aber besser nicht zu lange abdecken - Röhren halt!
Die Kanäle werden verzögerungsfrei bei Relais geschaltet, die man gut hören kann.
Als Desktop kann man direkt per Speaker-Sim in den PC oder ins Pult. Die Speaker Sim klingt gut, live, wie für Recording. Man kann sie aber nicht anpassen. Für Cleansounds finde ich sie überzeugender als für Hi-Gain (wo auch alles sehr gut klingt). Two Notes muss nun also nicht Pleite gehen, für 99% reicht das Gebotene meiner Meinung so völlig aus. Bevor ein Soundpfuscher bei der Mikrofonierung Mist baut, lieber gleich das reproduzierbare XLR Signal anbieten. Die Cab-Sim steht nur auf den XLR-Buchsen zur Verfügung, was aber keine Einschränkungen bedeuten sollte.
Wirklich gut wird dieser analoge Röhrensound dann natürlich mit einer Röhrenendstufe und einer guten Box.
In meinem Fall läuft das Syn-2 parallel an einem Engl Rackhead 860 auf eine Marshall 1936. Gesteuert wird das Ganze über einen POD HD Pro X, welcher auch die Kanäle schaltet und Pre- und Post-FX bietet (7-Kabel-Methode...).
Getestet wurden SLO, VH4, Überschall und Deliverance. Immer parallel mit dem Engl-Preamp in Stereo - Hi-Gain Heaven!
Nebengeräusche halten sich schön in Grenzen. Für den Sound könnte ich auch 6 Sterne geben.
Mein Fazit:
Wer nicht auf einen der fünf Punkte am Anfang verzichten kann, braucht genau dieses Teil. Man wird hier defintiiv nicht eingeschränkt. Wer einen dieser Punkte nicht braucht, wird auch mit einem Syn-30 oder dem Syn-1 zufrieden. Wer ein (Teil-) Racksystem nutzt, muss die knapp 900€ allerdings auf den Tisch legen. Alternativen wären nur Randall RM-4 und Egnater M4, welche man zu leicht niedrigeren Preisen gebraucht bekommt. Dann aber ohne Stereo Routing und ohne die gelungene Cab-Sim.
Der Aufpreis zum Syn-1 ist hart, für mich aber fair. Der Syn-2 ist eben der professionelle große Bruder.
Ansonsten bietet der Gebrauchtmarkt günstigere Einstiegsmöglichkeiten von Randall und Egnater in das Reich der Vollröhrenmodule z.T. ohne Midi, Speaker-Sim usw. Da muss man dann suchen, recherchieren und evtl. modden. In der Zwischenzeit gerne mal Synergy abchecken und suchten.
Für mich eine gute Evolutionsstufe der genialen Modular-Preamps, vor allem mit den Herstellereignen Modulen.
Nicht billig - aber uner'm Strich doch günstig!