Gestern, beim Rumprobieren und Aufnehmen ertappte ich mich bei dem Gedanken, ob ich vor 30 Jahren, mit erster ersparter E-Gitarre, nicht mal Kohle für 'nen vernünftigen Verzerrer, mit DIESEM Gerät für meine weitere Zeit nicht auf ewig zufrieden geworden wäre...
Ich würde sagen, ja!
Inzwischen, um mehrere Gitarren, Amps sowie andere Instrumente, Erfahrungen und da und dort Know-how reicher, hatte ich mich - nach reichlich Review-Lektüre und yt-Zerstreuung - für das PL1 entschieden, um meine Soundvision (Kombination Röhre, DI etc.) besser realisieren, also professionell aufnehmen, schnell und fix mal eben einspielen und außerdem still üben zu können.
Beim Auspacken mußte ich kurz zweimal Auflachen. Ich war durch die Erwähnung aus der Fachwelt auf das Mini-Format vorbereitet, doch daß das Teil soooo winzig ist, hatte ich nicht erwartet.
Wenn ich gaaanz ehrlich bin, sind mir die Drehregler auch eine Spur zu klein, doch ist das kein besonderes Problem; die Verarbeitung ist top und alles funktioniert.
Vom Sound her, insbesondere im Feuer-Kanal, trifft die Leiste für meinen Geschmack und meine Anwendungen voll ins Schwarze! Wer heftig will, bekommt es hier!
Und zwar stets sauber und präsent.
Überrascht hat mich dabei, daß das Gerät weniger plastik- o. kartonmäßig klingt (denken wir eben an die frühen Clawfinger oder eben Rammstein) als erwartet. Aufgrund der prinzipiell voll analogen Bauweise - sieht man von der Effektsektion ab - langt das Ding ordentlich zu. Und inspiriert mich.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß ich mit diversen Emulationen im Computer beim Mischen nie vollends glücklich wurde, meine letzte Musikmesse beim Instrumente-Anspielen per Kopfhörer an der üblichen Modeling-Hardware schwer enttäuschend verlief, nicht so hier.
Zu den Effekten: Die Ambience ist dezent zu nennen, fürs Aufnehmen bin ich davon grundsätzlich kein Freund, doch wird hier das Signal jedenfalls nicht verschlimmert.
Tap-Delay und Vibrato sind gute Werkzeuge.
Letzten Endes - ich habe bis jetzt fünf sehr verschiedene Gitarren mit verschiedenen Stimmungen und Pick-Ups drangehabt - verstärkt und verzerrt (nach Laune und Einstellung) das PL1 das, was an Instrument und eigenem Ton da ist - auf kräftige und schön analoge Weise.
Im cleanen "Wasser"-Sektor kommt auch das gut rüber, wer jedoch distinguiert dem warmen Röhrensound für Jazz, Blues, whatever entgegenkommen möchte, benötigt da m.E. auch das entsprechende Equipment.
Ich habe schlußendlich ebenso nicht die Absicht, nun meine Vollröhren-Laneys und Hybrid-Marshalls zu veräußern, doch für genau mein Betätigungsfeld, ist das PL1 weit mehr als nur Ergänzung!
Und - s.o. - völlig alleine ginge auch.
Der Minimalismus jedenfalls hat es in sich und zeigt einmal wieder - und zwar auf herrlich klingende Weise, worum es tatsächlich ja geht: Zu spielen!