Zunächst mal zur Einordnung meiner Kritik: Ich bin kein Pianist. Ich spiele gelegentlich mal zur Entspannung oder als Anreicherung für Aufnahmen von Songs, mehr nicht. Ich habe allerdings ein Steinway-Kleinklavier als Referenz in der Nähe und immer mal wieder Gelegenheit, auf Steinway- oder Yamaha-Grands zu spielen.
Das DP 28 ist eine gute Wahl für alle, die keinen Platz für ein richtiges Klavier haben, auf´s Budget achten müssen und trotzdem ein klavierähnliches Spiel- und Klangerlebnis haben möchten. Aber es hat eben auch seine Grenzen.
Das Beste am DP 28 ist für meinen Geschmack das Spielgefühl. Die gewichteten Tasten vermitteln ein gutes Gefühl von Dynamikkontrolle. Natürlich muss man sich drauf einspielen, aber auch echte Klaviere haben sehr individuelle Tastaturen und man muss sich auch da jedesmal neu drauf einstellen.
Die Piano-Klänge sind durchaus brauchbar, aber mit der Zeit merkt man eben die Unterschiede zu echten Klavieren doch. Vor allem die Differenziertheit der verschiedenen Piano-Charakteristiken ist - vor allem über die eingebauten Speaker - eher marginal. Ebenfalls noch ganz nett sichd die E-Piano-Sounds. Was das Angebot an verschiedenen Sounds angeht, wäre aber weniger mehr gewesen. Statt allerlei Tüdelüt wie Synthi-Sounds etc. einzubauen, hätte man sich lieber mal um einen vernünftigen Harpsichord-(Cembalo-)Klang kümmern können. Der hier gelieferte ist nämlich sowas von grottig... Das ist schade, denn wer Synthi-Sounds braucht, hat eh etwas Vernünftiges zuhause oder benutzt PlugIns zum Aufnehmen. Aber der Hobby-Pianist, der auch gerne mal barocke Literatur spielt - und da wird es in der Zielgruppe sicherlich einige geben - , wird sich hier mit Grausen wenden. Einen echten Cembalo-Sound zu emulieren mag ja schwierig sein, aber so daneben müsste es dann auch nicht sein. Da macht mein uralter Alesis QS6 eine deutlich bessere Figur.
Die Bedienbarkeit ist für´s schnelle Umschalten von Sounds ok; wer alle angebotenen Features nutzen will, muss entweder auf den beiliegenden Zettel mit der Tastaturbelegung starren oder kommt um die Installation einer App nicht herum. Schön wäre gewesen, wenn man gleich eine passende per QR-Code angeboten hätte.
Im Lieferumfang ist erfreulicherweise ein Sustain-Pedal enthalten, das auch gut funktioniert. Kleiner lustiger Gimmick: Es produziert sogar ein Geräusch, das beim Treten bzw. Loslassen das Abheben bzw. Absenken der Dämpfer simuliert (kann man aber auch abschalten). Auf meinem Laminatboden rutscht das Pedal allerdings ziemlich.
Ärgerlich: eine Abdeckhaube für das Piano muss man extra dazu kaufen. Ebenfalls nervig: Der einzige Line-Ausgang ist eine 6,3"-Stereobuchse; wer das Ding an seine Anlage anschließen will, sollte unbedingt ein passendes Insert-Kabel dazubestellen (wer hat sowas schon zuhause ´rumliegen, außer vielleicht man betreibt ein Homestudio...).
Mit der Transportabilität ist es auch so eine Sache: 88 Tasten brauchen ihren Platz, und bei aller Kompaktheit ist das Ding doch ein ziemliches Trumm. Man sollte sich nicht von der jungen Dame aus dem Thomann-Werbeclip zu der Annahme verleiten lassen, jedes zierliche Persönchen könne das Ding einfach unter den Arm klemmen, um mal eben so damit in die nächste U-Bahn einsteigen. Die Verarbeitung mag für den Hausgebrauch gut sein, aber für das rauhe Bühnenleben scheint es mir weniger gemacht.
Fazit: Für den Preis sicherlich das Beste, was man bekommen kann, zumal für´s Finger geschmeidig halten, Ideen auszuprobieren oder zum geräuschlosen Üben.