Nachtrag zum Text unten: Die Doppellochbohrung beim Zeigefinger der rechten Hand liefert ein klares und frequenztreues h in beiden Oktaven. Da frage ich mich allerdings, warum nicht viel mehr "deutsche" Flöten hier die Doppellochbohrung haben.
Nach einigen Wochen Erfahrung möchte ich die Thomann-Flöte im Vergleich mit meinen beiden anderen Altflöten bewerten -- die anderen sind eine alte Moeck Tuju (deutsch) und eine andere Plastikflöte der billigsten Klasse (Kirstein, Classic Cantabile F200 , barock).
Die Thomann Flöte ist in der Verarbeitung prima, wo es drauf ankommt, nur äußerlich stören etwas kleine Schweißnahtüberreste, die bei der Classic cantabile nicht zu sehen sind. Dafür hat die Thomann-Flöte als einzige meiner Flöten eine Daumenstütze für die rechte Hand. Diese sitzt etwas zu niedrig für meine Haltegewohnheiten, ich komme aber dennoch gut damit zurecht.
In der Klangqualität ähneln sich die Thomann-Flöte und die Classic Cantabile stark, die Köpfe sind sogar austauschbar (haben auch beim jeweils anderen Instrument perfekten Sitz).
Der Klang ist satt und schön, mindestens so schön wie meine Ahorn-Moeck, in der tiefen Oktave. Die Überblasoktave ist ein bisschen dünn-pfeifig-hauchig klingend und meiner Moeck unterlegen, besonders ab dem hohen c. Alle Töne bis einschließlich des obersten f (höheres kam mir noch nicht unter) sprechen an, aber ich kann hier schlechter modulieren als bei meiner Moeck. Einen Einsatz mit klaren schönen hohem d in piano kriege ich mit der Moeck ohne Probleme hin, bei der Thomann spiele ich lieber laut. Könnte sein, dass sich dass durch Übung mit der Flöte noch gibt.
Ein ungewöhnliches Feature bei der Flöte ist die Doppellochbohrung beim Zeigefinger der rechten Hand. Diese soll sicher den Hilfsgriff für das hohe h in der deutschen Griffweise erleichtern. Nur ist dieser Hilfsgriff (den auch ich als Kind gelernt habe) nicht zu empfehlen, weil er einen zu hohen Ton produziert. Ich benutze den regulären Griff für das (deutsche) hohe h, und dabei habe ich leider bei der Thomann Probleme, die wohl an der in anderer Hinsicht praktischen Doppellochbohrung unten beim kleinen Finger liegen. Das hohe h ist sowieso die große Schwäche der deutschen Griffweise (nicht so klangschön und zudem noch ein Griff, der bei Sprüngen "tricky" ist). Auf der Thomann misslingt mir das hohe h öfter als auf meiner Moeck (da die Classi cantabile barocke Griffweise hat, kann ich es bei der nicht bewerten). Vielleicht ist es schwerer, die beiden Löcher bei einem Gabelgriff mit dem kleinen Finger auf Anhieb exakt zu verschließen. Wahrscheinlich ist das wiederum kein spezifisches Problem der Thomann-Flöte, sondern generell der Doppellochbohrung bzw., möglicherweise einfach nur meiner fehlenden Gewöhnung an diese. Das kann ich aber nicht beurteilen.
Als Zweitinstrument zum Üben/auf Reisen und als Anfängerinstrument ist die Flöte besten geeignet. Für alle, die nicht dauernd Barocksonaten spielen , sondern primär Volkslieder/Pop/türkische Volksmusik, die Altstimme im Flötenchor oder dgl. spielen wollen, ist diese Flöte einem Holzinstrument klanglich ebenbürtig oder sogar überlegen (auch etwas lauter). Hier ist dieses 10-Euro-Stück auch aufführungsgeeignet.
Das Problem des schnelleren Heiserwerdens bei Plastikinstrumenten tritt natürlich auch hier auf, dazu bitte andere Rezensionen konsultieren. Für ein Konzert sollte man einfach mehrere Köpfe dabei haben. Ist immer noch billiger als ein Holzinstrument.