Ich benutze den Silencer zum "Abwürgen" eines alten Vintage-Schätzchens, einem Vox AC 50 von 1965. Dieser Amp hat einen ganz eigenen, fast Marshall-artigen Sound, der erst ab leichtem Crunch zutage tritt. Der Silencer schafft es, den Originalsound praktisch komplett zu erhalten, und einen Verstärker, der mal für größere Bühnen konzipiert war, fast auf Wohnzimmer-Niveau zu bringen.
Wenn es ab -14 dB etwas schwächer auf der Brust wird: Der Sound ist von den Speakern her halt immer besser, wenn sie mehr bewegt werden - dafür kann der Silencer nichts. Aber meine Regler-Einstellung ist hier (relativ tolerante Nachbarn, Einhaltung der Ruhezeiten und etwas schallgedämmte Fenster) um die -10 dB, und da gibt's eben keine nennenswerten Verluste.
So ist also der Lieblings-Sound im Wohnzimmer/Hobbyraum möglich geworden, und mit der Haupt- und Kernanwendung des Silencer bin ich vollauf zufrieden.
Das Gerät hat auch 2 Ausgänge, einen mit Frequenzkorrektur. Die benutze ich normalerweise nicht, habe sie aber ausprobiert. F.A.N.T.A. klingt o.k., aber ich mikrofoniere sowieso lieber für Aufnahmen.
Mein 18 Watt Marshall-Amp klingt auch super über den Silencer - da kann man endlich Vollgas geben und Vollgas hören, ohne dass die Scheiben wackeln.
Schön, als Möglichkeit, ist mit einem guten Attenuator natürlich immer, wenn man mit seiner Hilfe auch den Verstärker vollends in die Knie zwingen, sprich die Lautstärke gegen Null gehen lassen kann. Auch wenn man das vielleicht selten braucht - es geht hier sogar in stufenlos mit dem "Fine"-Regler von -16 dB bis fast zur Unhörbarkeit. Und dann ist da noch die "Load"-Stellung, die ich auch zusätzlich sehr praktisch finde zum Umstecken der Boxen bei laufendem Amp, z.B. für den Vergleich mehrerer Boxen ohne jedesmal aus- und anschalten zu müssen.
Load ermöglicht auch, jeden Röhren-Boliden ohne angeschlossene Lautsprecher-Box zu betreiben - das ist Voraussetzung z.B. für die nächtliche Nutzung als Recording-Amp über den F.A.N.T.A. oder den Line-Ausgang.
Feine Sache, insgesamt, auch bei dem Preis. Es steckt doch Einiges an Möglichkeiten drin.
Seltsam fand ich die Wirkung der beiden Schalter "Bite" und "Punch". Die vier anwählbaren Frequenz-Anhebungen klingen zwar gut, und gerade für Gitarre passend. Gleichzeitig bedeutet aber die Aktivierung schon eines dieser Schalter einen erneuten Lautstärkezuwachs, den ich wieder mit einer Absenkung um weitere 2-4 dB beantworten muss. Dadurch muss ich aber schon runter auf bis zu -14 dB, und dort gibt's wieder mehr Klangverluste - das hebt sich irgendwie auf, und dann ist mir das unverbogene Signal im Zweifel natürlich lieber, also ohne "Bite" oder "Punch". Das ist der eine Stern Abzug bei "Features".
Würden die beiden Schalter etwas subtiler eingreifen, hätte das einen viel größeren Praxiswert. Kommt aber immer darauf an, welcher Nutzer das Gerät wofür braucht, und in welchem Absenkungs-Bereich er sich tummelt. Ab -16dB hätte der Sound vermutlich eine Anhebung bestimmter Frequenzen am nötigsten - doch da greift vermutlich aus technischen Gründen diese Schaltung nicht mehr. Nun ja - ich verzichte ohnehin auf diese Art der Kompensation.
Ein jedenfalls sehr hochwertiges Gerät mit vielen Features, die man wahrscheinlich nur zum Teil nutzen wird. Wie gesagt: mir selber ging es ja nur um eine bestimmte Anwendung, und die sollte möglichst hochwertig sein. Das ist gegeben. Die anderen Features sind zwar willkommen, aber momentan nicht unbedingt nötig.
Doch wer weiß, in welche Situationen man noch kommen wird?