Meine letzte Orgel war ein DMC-122 mit Gemini-Expander, sozusagen ein Crumar Mojo im Schlafrock. Der Orgelsound war sehr gut, die anderen Sounds haben mich nicht begeistert. Da ich deshalb fast nur Orgel damit gespielt habe, fiel mir der Wechsel zu einer richtigen Orgel nicht schwer. Also habe ich letztendlich Thomann bemüht und in Windeseile, wie immer, war die Neue da.
Die Viscount Legend Live ist ein ganz anderes Kaliber. Hochprofessionell, angefangen vom echten Euro-Stromanschluss, kein wackliger Adapter, bis hin zu den wirklich durchdachten Anschlüssen, Basspedalaudioausgang, FX-Insert, Audioeingang, 3 Pedalanschlüsse für Sustain, Expression und Rotary-Switch, USB to Host und ein extra USB-Stromlieferant für iPads oder Lampen, 5 Midi- und eine 11-Pol-Lesliebuchse. Ein Half-Moon-Schalter ist auch gleich mit eingebaut - clever! Nicht zu vergessen der Notenständer, der einfach oben eingesteckt wird.
Der Gemini/Mojo hatte mehr Eingriffsmöglichkeiten in den Sound, aber man musste meistens das iPad bemühen und konnte sich dabei auch schon mal verirren beim Drehen an den Einstellungen.
Ich finde, dieser Part ist bei der Legend Live besser gelöst. Sie ist für direkten Zugriff mit Knöpfen und Drehreglern ausgestattet, ganz ohne Display. Da der Grundsound schon so dermaßen authentisch ist, hat man gar kein Bedürfnis, tiefer zu graben. Einige Einstellungen wie Memphis-Style, Auswahl verschiedener Orgelmodelle, Transposition etc. werden durch Halten von Select und das gleichzeitige Drücken einer Keyboardtaste erreicht. Vielleicht hätte man das eleganter lösen können, aber ich kann gut damit leben.
Die typischen Hammondschalter wie Percussion, Vibrato/Chorus sind da, wo sie hingehören - zwar keine Kippschalter, aber dafür mit blauer Beleuchtung.
Je zwei Zugriegelsets und 2 Presets pro Manual reichen mir persönlich. Der Rest wird live geschoben.
Das Gehäuse macht einen sehr stabilen Eindruck. Die flache Oberseite ist prädestiniert dazu, ein weiteres Keyboard draufzustellen, was einen Ständer spart. Die Haptik der Zug- und Drehregler ist sehr gut. Hier wackelt und klappert nichts. Hervorragende Verarbeitung. Auch die Tastaturen sind sehr wertig und straff ausgeführt. Es macht wirklich Laune, darauf zu spielen.
Bei der Leslie-Simulation gefällt mit die Rockversion am besten. Der Overdrive kommt gut, wenn man es nicht übertreibt.
Click und Crosstalk machen aus dem modernen Keyboard eine alte, röchelnde und schmatzende Maschine. Hervorragend gelöst.
Ganz nebenbei - wenn Joey DeFrancesco, Brian Auger und Pat Bianchi eine Legend spielen, obwohl bei diesen Legenden immer eine B3 zur Verfügung steht, dann kann man mit diesem Teil eigentlich nichts falsch machen.
Für mich ist die Legend Live ein Rundumwohlfühlpaket. - Klare Kaufempfehlung.