Ich hatte zum Testen 3 Wahs bestellt (Ibanez WD7 Weeping Demon, Xotic XW-1 und G-Lab ?Wowee Wah?).
Zum Vergleich habe ich noch ein älteres Morley PowerWahFuzz dazu genommen, das vom Sound her gar nicht schlecht ist (umschaltbares Wah-/ Volume-Pedal; zusätzlich ekliger 70er Jahre Fuzz). Allerdings ist es ein Riesenklotz und erzeugt neben dem Wah noch jede Menge Rauschen und Brummen (was wohl am fest eingebauten Netzgerät liegt ? das hat ja heute kein Wah mehr). Außerdem funktioniert der Bypass nicht unbedingt ohne Einfluss auf den Gitarrensound.
Womit wir schon bei meinen Kriterien für ein ?gutes? Wah wären: Es muss nicht unbedingt ?den einen? Vintage-Sound eines bestimmten Gitarristen bringen. Vielmehr erwarte ich mir gute Bedienbarkeit, möglichst wenig störende Nebengeräusche, echten Bypass und eine gewisse Flexibilität hinsichtlich des Sounds.
Das Xotic war das teuerste unter meinen Testkandidaten, aber vom Design her auch das ?klassischste?.
Eingesteckt und: Super-Sound, der von Anfang an gefällt. Nicht nur eine platte Anhebung oder Abdämpfung von Höhen, sondern eine komplexe Veränderung des Klangspektrums über den gesamten Pedalweg. Das Ganze klingt sehr ?rund? und filigran, mit sehr geringen Nebengeräuschen.
Dazu kann man mit den äußerst effektiven Reglern den Sound noch weiter beeinflussen (und nicht nur kaum hörbare Nuancen einstellen). Die Bedienung der Regler ist einfach verständlich und läuft schnell intuitiv. Zusätzlich zu den außen angebrachten Reglern gibt es noch weitere Einstellmöglichkeiten, wenn man das Pedal aufschraubt. Hier wird es aber eher um einmalige Einstellungen zur Optimierung (bezüglich verwendetem Verstärker und Gitarre und persönlichem Geschmack) gehen.
Es gibt keine Einstellung, die nicht funktioniert (also dass der Sound kippen würde oder Schluckauf-Effekte eintreten). Je nach eingesetzter Ausrüstung (Gitarre / Verstärker) und Musikstil kann man mit den Reglern das für sich Optimale suchen, egal ob für Metal, Crunch, Blues oder Clean.
Bei Clean empfiehlt es sich, den Volume-Regler der Gitarre etwas zurück zu nehmen, da das Pedal etwas Boost bringt und es damit insgesamt schnell zerren kann (wie bei den meisten Wahs). Im verzerrten Modus kann man mit dem Pedal relativ einfach Sustain und Saiten-Rückkopplungen herauskitzeln. Es ist also nicht nur ein ?Effekt?, sondern unterstützt großartig die kreativen Möglichkeiten beim Spielen.
Achtung allerdings beim Drehen am Bias-Regler: Das erzeugt sehr unschöne Nebengeräusche. In einem extra beigefügten Hinweiszettel steht, das sei so Absicht (?) und dass man diesen Regler VOR dem Aktivieren des Wah einstellen soll, nicht während es schon an ist. Die anderen Regler lassen sich ohne Einschränkung bedienen.
Vom Sound her klar mein Lieblingspedal unter den getesteten. Für mich wirkt es, als habe man die Saurier des Wah (Dunlop / Vox) als Grundlage genommen, diese aber mit rein analoger Technologie perfektioniert und weiter entwickelt, so dass man den Sound immer weiter verfeinert und die Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten deutlich variabler gemacht hat (und nebenbei Störgeräusche eliminiert).
Laut Anleitung war es wohl aber anders herum: Man hat sich bei der Entwicklung an dem ?Heiligen Gral? der Wahwahs, dem 1967-68 in Italien gebauten (Vox) Clyde McCoy Wahs orientiert, das schon damals einen sehr brillanten und komplexen Klang erzeugt hat. (Irgendwie scheint es dann einige Zeit nicht mehr gelungen zu sein, diesen Sound wieder hinzukriegen). Es gibt auf YouTube einen Vergleichstest, wo ein uraltes Original-Vox-McCoy dabei ist, das Xotic kommt ziemlich ran, die anderen Pedale wirken im Vergleich dumpf.
Nun gut: Auch Dunlop hat ein Clyde McCoy-Pedal im Angebot und mit der Verklärung von ?Helden? bin ich vorsichtig.
Letztlich muss es mir gefallen ...
Zur Handhabung: Das Pedal ist relativ kompakt, aber trotzdem fein dosierbar.
Das Teil wirkt sehr stabil und steht sicher auf dem Boden.
Einschalten lässt sich das Wah klassisch durch einen Schalter am vorderen Endpunkt (also bei voll durchgetretenem Pedal) - was eben auch ?klassisch? nicht immer 100%ig funktioniert, wenn man nicht richtig tritt. Hier hätte ich mir persönlich ein anderes Einschaltkonzept gewünscht (seitlich oder "Touch mode").
Wenn es aus ist, gibt es keine störenden Geräusche und es ist auch keine Dämpfung des normalen Gitarrensignals wahrnehmbar. Zum Batteriewechsel muss man das Batteriefach aufschrauben, was ich etwas umständlich finde.
Fazit: Super Pedal mit sehr gutem Klang und tollen Variationsmöglichkeiten. Kaum störende Nebengeräusche, gut funktionierender Bypass. Aus diesen Gründen nehme ich das Einschalten über den vorderen Endpunkt in Kauf, obwohl mir das persönlich nicht zusagt. Preislich liegt das Pedal allerdings im obersten Bereich.