Irgendwann wollte ich dem puren Klang meines Basses im Heimstudio etwas antun: warum nicht mit einem Zoom für wenig Geld beginnen? Das kleine Gerät, bunt wie ein Spielzeug verpackt, wartet mit dem charmanten Design eines sowjetischen Geigerzählers aus den 1980er auf: Plastik wohin das Auge reicht, abenteuerlich abgerundete Kanten, die gedämpften Tarnfarben lassen den Zoom mit jedem Boden chamäleonartig eins werden. Ich bin weder aus Versehen noch absichtlich drauf getreten, doch bin ich mir sicher, dass der Kasten viel mehr als mein Normalgewicht problemlos überstehen würde. Im Heimstudio wird so ein Pedal auch schon mal zum „Manual“ auf dem Tisch – so bei mir. Die zwei Fußtaster bieten jedenfalls doch mehr Klickpunkt, als es das gummiartige Äußere vermuten ließe.
Das Gerät kommt ohne Netzteil, dafür mit einem Satz AA-Batterien; es läßt sich auch per USB mit Strom versorgen, auch via Powerbank. Sauber! Eneloop-Akkus gehen auch, man sollte dem Gerät nur mitteilen, dass es mit Akkus arbeitet (schon wieder so eine 1980er Reminiszenz).
Absolut cool ist der etwas versteckte Stereo-Ausgang: TRS rein, Y raus, fertig ist die Klangbühne. Ein allzu ausgefallenes Stereo-Bild gibt es nicht, doch hey, wir reden hier von einem Gerät der 60-Euro-Klasse, das immerhin kaum rauscht und sogar Effekte in Kette bietet.
Die Kette ist freilich recht kurz: der Prozessor kann nicht sehr viel. Trotzdem ist der Fortschritt auf dem Gebiet erstaunlich. Allerdings läßt auch Zoom in der Preisklasse keine Wunder zu: für meinen Geschmack machen viele der Effekte den Klang meiner Ibanez SRC6 zu sehr „zu“. Das mag natürlich auch an meinem noch bescheidenen Können als Bass-Anfänger liegen. Wie realistisch die Amp-nachbauten sind, kann ich nicht beurteilen – es fettet aber ganz schön an und komprimiert, auf Wunsch, bis zum Gehtnichtmehr. Einige Algorithmen sind kostenlos zuladbar, mich haben die ausgefallene(ren) Effekte aber wenig überzeugt. Der Zoom ist definitiv ein im wahrsten Sinne bodenständiger Helfer. Kompressor, Limiter gern, alles weitere ab Delay/Chorus geht so, Hall hat schon wieder eine Art 1980er Kult-Sound und geht ansonsten nur, wenn man nichts anderes kennt. Womit die Frage, woher der Sparpreis kommt, beantwortet wäre. Hier wurde der Rotstift angesetzt.
Da dem Gerät geht, wie gesagt, die Puste rechnermäßig schnell ausgeht, kommt der Pilot zum Glück eher selten in die Versuchung, die ausgefallenen Effekte einzusetzen. Ist wohl auch so gedacht und in Ordnung. Den Raumklang überlasse ich lieber dem berühmten Flussgott aus Amerika.
Der allgemeine Eindruck dieses robusten Arbeiters? Gemischt. Zum Üben nachts in der Diele via Kopfhörer: warum nicht. Da würde ich aber einen Zwanziger für eine Aufnahmemöglichkeit auf SD gern drauflegen. Für das Heimstudio vermisse ich dagegen eine Bypass-Schaltung, egal welche, denn ich fand gar keine. Auf die am Gerät fummelige Bedienung mit Kultfigur Grafik a la „Space Invaders meets Pac-Man“ gehe ich nicht ein, zumal der kostenlose, recht brauchbare Mac/Windows-Editor/Librarian zur Verfügung steht.
Abschließend: das Gerät ist absolut kein Statussymbol, sondern sogar ein Bekenntnis im Stil der alten Zines aus dem Kopierer. Nur das Notwendige, dazu der Luxus in ausgefranster Form. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das kleine rotzige Wunder behalte oder doch eine Etage höher den Boss ausprobiere. Eines steht fest: mit dem Zoom bekommst du ein brauchbares, kultiges, etwas punkig anmutendes Multieffektgerät zum Preis eines Shareware-VST-Plugins. Auf jeden Fall selbst ausprobieren und dann versuchen zu urteilen. Leicht fällt die Entscheidung nicht. :)