Ich habe mir den Zoom F1-LP für zwei Anwendungsgebiete angeschafft: erstens, um einen kleinen, wirklich handlichen Rekorder für Fieldrecordings mit den Zoom-Mikrofonkapseln zur Hand zu haben, und zweitens um in meiner Homerecordingumgebung einen einfach zu bedienenden Rekorder zur Digitalisierung von alten Magnetbändern zu haben. Beide Aufgaben meistert der F1 gut, wobei ich aber gewisse Einschränkungen im Funktionsumfang in Kauf nehmen muss, insbesondere bei den Digitalisierugsaufgaben. Das hört sich jetzt schlimmer an als es tatsächlich ist, denn Zoom hat dem F1 recht sinnvolle Kombinationen, die den meisten Anwendungen gerecht werden, mit auf den Weg gegeben. Als maximale Aufnahmeauflösung stehen 96kHz mit 24 bit zur Verfügung, mir fehlt aber z.B. die Einstellung 44,1 kHz mit 24 bit, die ich eigentlich für die Digitalisierung von alten Magnetbändern verwende. Also muss ich in dem Fall dann 48 kHz mit 24 bit wählen, was an sich nicht schlimm ist, aber eben etwas mehr Speicherplatz benötigt und in der Postproduction evtl. auch mehr Bearbeitungszeit bedeutet.
Die Features sind dem Preis angemessen, im Vergleich zu anderen Rekordern aber eingeschränkt. Das kommt aber vorallem der Vereinfachung der Bedienung zugute, was die Arbeit mit dem F1 draußen leicht und problemlos macht. Überhaupt ist die Bedienung ziemlich einfach und intuitiv.
Das Display ist zwar relativ klein, läßt sich aber recht gut ablesen und weist einen guten (einstellbaren) Kontrast auf. Jedoch wirkt das pixelige Design ein wenig 90er mäßig, Olympus war da sogar mit dem einen oder anderen Notetaker schon weiter.
Der F1 wird standardmäßig mit den Bediensprachen Englisch und Japanisch ausgeliefert. Das Sprachpaket in Deutsch kann von der Zoomwebseite geladen werden. Diese Datei wird ins Stammverzeichnis der SD-Karte kopiert, und kann dann per Menü ausgewählt werden.
Ein wenig blöd finde ich, dass dem F1 keine komplette gedruckte Bedienungsanleitung, sondern ledigleich nur ein Schnelleinstieg beigelegt ist. Die komplette Bedienungsanleitung liegt nur als PDF auf der Zoom-Webseite vor und muss von dort heruntergeladen werden. Denn trotz der einfachen Bedienung ergeben sich dann doch mal die einen oder anderen Fragen, die durch einen Blick in die Anleiten schnell zu klären wären.
Es lassen sich alle Zoom-Mikrofonkapseln (der ersten Generation, die zweite steht ja mit der Einführung des H8 in den Startlöchern) verwenden, die ich persönlich recht gern verwende. Selbst die MS-Kapsel kann mit RAW-Modus verwendet werden, um später das Stereopanorama festzulegen, oder aber Monokompatibilität zu gewährleisten.
Zudem können zwei dynamische oder batteriegespeiste Kondensator-Mikrofone mit dem (als Extra zu erwerbenden) XLR-Kopf angeschlossen werden, oder aber auch alle Mikrofone mit 3,5 mm Klinkenstecker. Das mitgelieferte Lavaliermikro kann sogar mit einem Überwurfring fest mit dem Rekorder verschraubt werden, was die Betriebssicherheit sehr steigert. Das Mikro selber scheint mit der Richtcharakteristik Breite Niere ausgestattet zu sein, nicht, wie Zoom angibt, Kugel. Wie komme ich darauf? Das kleine mitgelieferte Mikro weist einen (nicht sehr ausgeprägten) Nahbesprechungseffekt auf, der normalerweise bei Mikros mit Kugelcharakteristik nicht auftritt, während die Klangübertragung in einem Winkel von mehr als 180 Grad praktisch gleich bleibt, aber von hinten besprochen deutlich unempfindlicher wird.
Das Lavaliermikro ist allerdings SEHR windempfindlich, die drei mitgelieferten Windfänge aus Schaumstoff helfen da nicht so wirklich, da helfen nur kleine Fellwindschützer von Drittanbietern. In Räumen ist das Mikro für meine Begriffe aber völlig in Ordnung, die Klangcharakteristik ist eher auf der präsenten Seite und für Sprache optimiert - was aber immer auch ein wenig Geschmacksfrage ist.
Ferner kann man den Klinkeneingang auch als Line-in verwenden, der das Einspeisen von Signalen aus Hi-Fi-Anlagen oder Mischpulten erlaubt.
Soweit es meine Praxis angeht, so wirkt die Konstruktion relativ robust, aber wie auch schon andere Rezensenten anmerkten, sind die Batterie- und SD-Kartenabdeckung etwas filigran und könnten ggf. zur vorzeitigen Obsoleszenz führen.
Die Batterielaufzeit halte ich für verbesserungswürdig, bleibt aber ausreichend genug, um auch mal längere Takes zu bewältigen. Zumindest läßt sich der F1 aber auch per USB mit Strom versorgen.
Apropos USB: Ich wünschte mir, dass Zoom dem F1 ein passendes, auch für den Datentransport geeignetes USB-Kabel beilegen würde, denn gerade die verbauten Mikro-USB-Anschlüsse gibt es in einer Vielzahl von Varianten, und nicht alle stellen die Datenverbindung her, die den F1 auch als Audiointerface nutzbar machen, bzw. den Datenaustausch zulassen. Dooferweise hatte ich zunächst nur solche Kabel zur Hand, die lediglich als Stromspeisekabel zu verwenden waren, weshalb ich erst an einen Defekt des F1 glaubte, da keine Datenverbindung zustande kam. Grrrrrr........ - vielleicht sollte man deutlich darauf hinweisen ein solches Kabel ggf. gleich mitzubestellen, um unnötige Umtauschaktionen zu vermeiden.
Soundwise ist der F1 auf einem guten Niveau, und steht auch teureren Rekordern nicht nach. Insgesamt erfüllt er die von mir an ihn gestellten Aufgaben recht gut. Allerdings werde ich ihn wahrscheinlich von den Digitalisierungsaufgaben ablösen und durch einen F6 ersetzen, v.a. wegen der 32 bit Auflösung von Letzterem (zur Postproduction und digitalen Restaurierung von alten Aufnahmen).
Draußen macht der F1 einen guten Job, wenn es um schnelle Aufnahmebereitschaft geht, oder große Flexibilität bei minimalem Aufwand. Auch seine Unauffälligkeit ist draußen ein großes Plus.
Die Griffgeräusche werden wie bei fast allen Handheldrekordern deutlich übertragen, und leider fehlt eine Anschlusmöglichkeit für einen Haltegriff oder ein Kleinstativ, um dieses Problem zu minimieren. Lediglich eine Anschraubmöglichkeit für den mitgelieferten Gürtelclip ist zu finden, die aber viel zu klein für einen Stativanschluss ist. Bleibt nur die eigene Disziplin, um Griffgeräusche zu vermeiden, insbesondere beim Betrieb mit den Zoom-Mikrofonkapseln.
In der Praxis bin ich mit dem F1 zufrieden, insbesondere aufgrund der bekannten guten Sondqualität von Zoomrekordern. Hinzu kommt eine zweckmäßige Vielseitigkeit, die zwar nicht alles, aber doch die wichtigsten Aufgabengebiete erfolgreich abdeckt.