Ich habe mir den Recorder gekauft um Geräusche versch. Arten im Innen- und Außenbereich aufzunehmen, welche ich später in einer DAW weiterverwenden würde. Schon beim Auspacken fällt einem auf, dass es sich hierbei um ein sehr empfindliches Gerät handelt, welches man nicht aus der Hand fallen lassen möchte. Es scheint, als wäre das komplette Teil einschl. Innenleben aus Plastik gefertigt worden. Die Mikrofonkapseln sehen sehr billig aus und der Schutz drum herum ziemlich brüchig. Die Tasten machen auch keinen wertigen Eindruck und sogar das Innengewinde ist aus Plastik. Der Vorteil dieser Billigproduktion macht sich einerseits im Preis (irgendwo muss man ja sparen) und andererseits im Gewicht bemerkbar. Es fühlt sich an als würde man eine einfache TV-Fernbedienung in der Hand halten. Die Nachteile aber sind, dass man sehr auf das Gerät aufpassen muss und dass irgendein Teil im Gerät lose ist und raschelt, wenn man den Recorder schüttelt.
Die Tastenverteilung ist ganz gut gelungen. Alle wichtigen Knöpfe sind mit dem Daumen erreichbar. Für den Limiter, Lo Cut (3 Abstufungen), Autolevel und Aufnahmequalität gibt es jeweils eine Taste, was ziemlich praktisch ist. Der Limiter und Lo Cut funktionieren wie erwartet gut. Autolevel hingegen ist nur bedingt einsetzbar, da er in manchen Situationen nicht weiß ob er ein Geräusch wahrgenommen hat und somit ab zu mal unnötig lauter/leiser wird. Für meine Einsatzzwecke wird das wohl nichts, aber es werden sich bestimmt Leute finden die auch damit etwas anfangen können. Das Ein- und Ausschalten funktioniert auch ganz gut und relativ schnell, obwohl ein wenig langsamer als beim Vorgänger.
Mit dem PC kann man den H1n als Audiointerface oder Kartenlesegerät verbinden. Die Auswahl am Gerätedisplay erscheint sobald man es per USB verbindet. Selbst um es als Kartenlesegerät zu benutzen (Win10), muss man die entspr. ASIO-Treiber von der Zoom-Webseite installieren. Das Installieren der aktuellen Firmware sowie der deutschen Sprache ging auch ziemlich flott und unkompliziert. Zu den Installationsdateien waren die entspr. PDF-Dateien mit den Kurzanleitungen dabei.
Allgemein sind die Mikrofone ziemlich schwach (nicht schlecht). Die nehmen zwar viele Umgebungsgeräusche auf, aber um diese für Film oder Musik benutzen zu können, muss man die leise aufgenommenen Geräusche nachträglich lauter machen und evtl. nachbearbeiten/säubern. Ab Aufnahmestufe 5 kommt nämlich das Eigenrauschen immer mehr zum Vorschein. Aufnahmen ab 7 oder 8 sind eigentlich nur brauchbar, wenn man den H1n als Diktiergerät benutzt oder nur Geräusche aufnimmt die das Rauschen übertönen, was aber nicht die sauberste Aufnahmeart ist. Mit dem Lo Cut kann man das Eigenrauschen minimieren, aber dadurch gehen vielleicht andere Frequenzen verloren, die man evtl. festhalten wollte. Die Stufen 1 bis 5 hingegen sind relativ sauber und lassen sich problemlos weiterverwenden. Es ist hilfreich, während der Aufnahme mit Kopfhörern zu arbeiten um die beste Stufe auszuwählen. Die Soundqualität ist im Allgemeinen zufriedenstellend. Zwar könnten die Höhen höher sein, die Tiefen etwas tiefer und präsenter, aber auch so kann man bei der Nachbearbeitung aus dem Rohmaterial einiges, ohne nennenswerte Qualitätsverluste, rausholen.
Was natürlich sehr nervt ist, dass das Gerät bei der kleinsten Bewegung anschlägt. Das Problem ist bauartbedingt und findet sich bei vielen anderen Recordern auf. Während der Aufnahme sollte man es mit Gefühl halten und die Finger nicht bewegen. Im Zubehörpaket APH-1(n) bekommt man einen Adapter für den Mikrofonständer. Wenn man den als Haltegriff benutzt, reduziert man die unangenehmen Geräusche ein wenig. Es ist aber Vorsicht geboten, da der Adapter ziemlich klein, glatt und rutschig ist. Alternativ kann man auch den Tripod nehmen.
Sehr positiv finde ich, dass man auch ohne Batterien arbeiten kann, indem man ein Netzteil oder eine Powerbank per USB anschließt.
Alles in allem ist es ein sehr brauchbares und vielseitig einsetzbares Aufnahmegerät. Die Nachteile des Gerätes überwiegen nicht, bringen dich aber dazu einen schonenden Umgang zu pflegen und in manchen Situationen dir mehr Gedanken über die Aufnahme zu machen, als vielleicht mit anderen höherwertigeren Geräten nötig wäre. Das Preis/Leistungsverhältnis ist gut. Sehr gut wäre es, wenn die Tasche aus dem Zubehörpaket im Lieferumfang wäre. Diese (oder ähnliche) ist, meiner Meinung nach, ein Pflichtkauf.