Allgemein:
Der Zoom H8 ist ein multifunktionales Aufnahmegerät mit einer Menge Features. Leider sind im Vergleich zum H6 auch einige elementare Funktionen weggefallen, was es mir unmöglich mach das Gerät für meine Zwecke zu verwenden. Deswegen schicke ich ihn zurück.
Anforderungen: Ich benötige ein Aufzeichnungsgerät für Set-Situationen mit mehreren Kameras und verschiedenen Sprechern*innen. Ich habe mir den H6 schon oft von Verleihern ausgeliehen, nun wollte ich eine Anschaffung tätigen und dachte das der H8 auch alle Funktionen wie der H6 hat, plus weitere. Dem ist aber leider nicht so.
Monitormix: Es ist nicht möglich sich einen eigenen Monitor-Mix einzustellen. Warum ist das wichtig? Wir synchronisieren oft mit TentacleSYNC (Das sind kleine Signalgeber, die in einer Audiospur ein Tonsignal generieren (klingt wie ein Modem) aus dem sich dann ein Timecode errechnen lässt.) So ist es möglich die Kameras und andere Geräte, die keinen Timecodegenerator besitzen zu synchronisieren, was den Schnitt sehr vereinfacht. Verwende ich nun eine Tonspur am H8 um dort einen akustischen Timecode einzuspeisen ist es nicht möglich diese Spur aufzuzeichnen und für die Kopfhörer stumm zu schalten. Das bedeutet, dass ich die ganze Zeit ein sehr nerviges und lautes „Modemgeräusch“ abhören muss und mich nicht auf die Sprecher*innen konzentrieren kann. Beim H6 ist das möglich!
Solo Spuren während der Aufnahme abhören: Angenommen man will 3 Schauspieler*innen aufzeichnen. Die Ansteckmikrofone sollen nicht sichtbar sein und man ist gezwungen sie in Krägen, oder unter einer Kleidungsschicht verstecken zu müssen. Hier ist die Gefahr groß, dass bei bestimmten Gesten/ Bewegungen es zu starkem rascheln (Kleidung am Mikrofon) kommt. Jedes Mikrofon wird mit einer eigenen Spur aufgezeichnet. Während der Aufzeichnung kann man beim H8 nicht in einzelne Spuren solo reinhören, man hört immer nur alle spuren gleichzeitig, so ist es nicht nachvollziehbar, ob das Rascheln gerade von der Schauspielerin kommt die dran ist, oder nur von einer anderen, was nicht so schlimm wäre. Beim H6 ist das möglich! Dazu hält man während der Aufzeichnung die gewünschte Spurwahltaste ca. 2-3 Sek. gedrückt, die Farbe wechselt auf Orange und man hört nur die gewählte Spur, während alle anderen Spuren dennoch aufzeichnen.
Verarbeitung: Der H8 scheint mir im Vergleich zum H6 schlechter verarbeitet zu sein, die Spuranwahltasten knarzen und ich habe das subjektive Gefühle, das man das Gerät nicht fallen lassen sollte, sonst bricht irgendwas ab. Der H6 scheint mir solider zu sein.
Touchscreen: Der Touchscreen ist nett aber nicht immer funktional. Will man das Panning einstellen, oder Werte exakt auf eine Position stellen, kann das schon 4 bis 6 Anläufe brauchen. Viele Hardware Knöpfe sind weggefallen, die hätten gerne zusätzlich bestehen bleiben können, um präzise arbeiten zu können.
Fazit: Der H8 ist ein sehr funktionsstarkes Gerät mit einer guten Preis-Leistungs-Balance. Ich bin mir sicher, dass es für viele geeignet ist, die kein aktives Abhören während der Aufzeichnung benötigen (z.B. Podcaster, oder Musiker) für den Einsatz am Filmset wo man in Echtzeit entscheiden muss, ob eine Aufnahme sauber war, oder nochmal gedreht werden muss ist dieses Gerät völlig ungeeignet. Auch nach telefonischen Gesprächen mit Thomann- und dem Zoom-Support konnte mir nicht geholfen werden. Dort hieß es sinngemäß: Es kann sein, dass die von Ihnen beschriebenen Funktionen im H8 nicht ausgeführt wurden. Ich werde leider wieder zum H6 wechseln, obwohl die AD-Wandler beim H8 einen besseren SNR (Signal-Rausch-Verhältnis) liefern, sehr sehr Schade.