AKG C414 XLII

Zunächst zum Sound, den ich bisher nur mit einer Sängerin gecheckt hatte:
Neumann TLM 107, Rode K2 und das Sure SM7 hatten klar das Nachsehen.

Der Sound ist offen und die leichte Höhenanhebung im Frequenzgang geht in die Richtung, die man von sehr teuren RöhrenMikros kennt ohne dessen Obertöne zu erzeugen.
Während das Rode im KLang wirkt, als sei irgendwo ein Kammfiltereffekt zu vernehemen und das Neumann in den Höhen leicht überbetont klingt,
bleibt das AKG angenehm ausgeglichen und lebendig über den gesamten Frequenzgang und das Signal sitzt im Mix schon ohne Nachbearbeitung wo es hin muss.
Wird wohl eines meiner am häufigten benutzten Mikros.
Dass man hier ein Komplettangebot inklusive Spinne, Koffer, Schutztuch und auch den individuellen Frequenzgang schriftlich bekommt, rundet das gute Gesamtbild ab.
5 Sterne satt.

Insgesamt ein gutes bis sehr gutes Mikrofon mit Top-Lieferumfang (Koffer, Spinne, Windschutz) und vielen Funktionen, das jedem, der ein vielseitiges, neutrales bis modernes und „schnelles“ Großmembran-Mikrofon sucht uneingeschränkt zu empfehlen ist.

Man darf sich nur nicht täuschen lassen: es ist eben NICHT die Weiterentwicklung der legendären Vorgänger „Made in Vienna“. Da hilft auch die auf die Verpackung gedruckte Ahnenreihe ab C12 nichts.

Der „analytische Schmelz“, die „luftige Präzision“ - das findet man bei Austrian Audio und vielleicht noch bei Lewitt - wenn man das Abenteuer scheut, ein gebrauchtes Original im undefinierten Zustand zu kaufen.

Neben dem Klang gibt es beim aktuellen 414 nur einen Kritikpunkt: die Schaltung per Taster sieht zwar sleek aus und das Mikro merkt sich die letzte Einstellung. Aber ich weiß ganz gerne, was eingestellt ist, bevor ich 48V Phantom draufgebe. Und LEDs gucken, wenn das Ding in ein Drumkit eingehäkelt ist aber noch etwas verstellt werden muss, hat Nervpotenzial.

Zuerst die Kontra Dinge: Das Mikrofon fängt an Problemgeräusche zu entwickeln wenn man es längerfristig berührt. (Das hat mit der Erdung zu tun, das macht man aber normalerweise nicht, es hat eine Mikrofonspinne, trotzdem gibt es robustere Mikrofone was das angeht).

Die Mikrofonspinne hätte ein anderes Material vertragen können.

So, das waren die Kontra Dinge. Und jetzt zu den vielen Pro Dingen.

Ich bin echt beeindruckt, das man einen tatsächlich gemessenen Frequenzgang der Seriennummer als Beilagzettel mitbekommt. Das Mikrofon selbst ist sehr hochwertig und hat viele Features.

Die Mikrofonspinne macht auch einen wertigen Eindruck auch wenn mir ein anderes Material lieber gewesen wäre wie schon erwähnt.

Der Windschutz ist auch sehr gut. Nicht zu vergleichen mit den Billig Windschutz für 20€. Man merkt einfach die AKG Qualität und zu guter letzt: Der Koffer ist auch wertiger als gedacht. (auch wenn mir das egal sein könnte).

Also in Summe eine sehr wertige Angelegenheit für das Geld.

Von den Kontras kann man wegblicken, da sie die Qualität nicht wirklich mindern.
Die Spinne ist nichtsdesto trotz eine wertige und das Mikrofon berührt man normal nicht dauerhaft wie gesagt. Sonst wäre es ein dynamisches Gesangsmikro.

Hatte das c414xlii fast einen Monat getestet (Gesang, männlich, hoher Bariton, Pop/Rock/Electro-Pop) und dann am Ende aber doch wieder zurück geschickt.

Das c414XLII klingt für meinen persönlichen Geschmack besser als diverse Neumann TLMs Mikros, die ich auch schonmal getestet hatte (102,103,107,193,49 .... auch getestet AT4040, AT4047, United 47fet, SM7b, Soyuz 013, Sony c100, WA47f, WA87...) Das Microtech Gefell m930, welches ich den Neumann Mikros und allen anderen hier erwähnten vorziehen würde, klingt klarer, punchiger, hat mehr "Body" und klingt fokusierter (auch auf Distanz) als das c414XLII , gefiel mir aber nach einem halben Jahr testen aber auch nicht so richtig. Unterm Strich würde ich das c414xlII dem Gefell vorziehen. Ich hatte das m930 direkt mit dem c414 verglichen (gleiche "Takes") und das m930 danach verkauft.

Das c414XLII ist auf jeden Fall ein solides Studiomikrofon. Das m930 ist einfach "unnatürlich klar und krass". Das AKG klingt nach meinem Empfinden mehr, wie ein Mikrofon klingen sollte. Verglichen mit dem anderen aktuelle c414 Modell, dem c414 XLS, setzt es sich für Gesang verwendet in der Musik (bzw. im Mix) besser durch. Klingt aber ein bisschen mehr so "als wolle es etwas". Das XLS kling da reifer, zurückhaltender, leider aber auch einfach zu "schwach".
Ich habe das c414XLII in einem aktuellen Video von AKG mit den Vintage Modellen c414 EB und B-ULS verglichen und einiges im Internet über die verschiedenen c414 Modelle recherchiert . Die beiden älteren Modelle klingen tatsächlich hochwertiger und haben durchweg einen besseren Ruf. Allerdings setzt sich das XLII wohl (gegen das XLS tut es das aus eigener Erfahrung, gegen die Vintage Modelle kann ich das nur aus Videos behaupten) "moderner" im Mix durch.
Ich wollte das c414 XLII schon fast behalten, da hatte ich mich überwunden und noch das Lewitt 640 TS, das mir eigentlich unsympathisch erschien, bestellt, da ich einiges gutes darüber lesen und gehört hatte.

Fazit: Das Lewitt 640 TS klingt zwar mehr nach Hifi (stärkere Höhen) befindet sich klanglich aber irgendwie deutlich eine Stufe über dem AKG. Da schwingt was mit im Klang (kann ich nicht anders beschreiben), dass es hochwertiger macht. Es klingt irgendwie auch ausgeglichener und dynamischer.
Das c414 XLII klingt gegen das Lewitt 640 (Vocals) unausgeglichener, und unaufgeräumter, wackeliger, vlt. etwas "voller" aber wiederum auch dröhnender. Unterm Strich macht das Lewitt definitiv das Rennen. Ich bin begeistert und hoffe das bleibt auch so.

Nachtrag: in sehr vollen Arrangements (Synthi-Pads, Gitarrenwände, rockige Drums usw...) setzt sich das c414XLII besser und definierter durch als das Lewitt. Vlt. ein Spezial-Werkzeug. In Kombination mit dem SSL Alpha Channel Preamp. UA610 bringt diese Definition nicht. Das c414 klingt dann aber generell eher so als habe es eine "Haut" auf dem Höhen-Sound. Die Höhen des Lewitt sind etwas schneidender, eher wie Sandpapier.