Das Set bestehend aus Sendekästchen und zwei Handmikrofonen ist fast komplett, einzig weiß ich noch nicht, wie ich die Geräte bei Nichtgebrauch verstauen soll. Das ginge in der Originalverpackung, wäre diese mit Schaum und nicht mit Pappteilen ausgestattet hätte das auch Sinn gemacht. So allerdings sind die Teile für den Transport gut geschützt, das Entnehmen und wieder Einsetzen gestaltet sich aber als nicht ganz so praktisch.
Dabei findet man nach dem Öffnen der Verpackung alles schön sortiert vor. Die beiden Handsender, die Empfangseinheit und das Netzteil sind aufgeräumt verpackt, zwei Micro-Zellen liegen für den Betrieb der Handsender bei, je eine Zelle pro Mikrofon. Das Empfangsgerät besteht aus einem Aluminium-Gehäuse, das zwar nicht sonderlich robust wirkt, aber zweckdienlich ist. Rückseitig finden sich die zwei Mono-Klinkenausgänge sowie der Netzteilanschluss, frontseitig findet man neben gut sichtbaren LEDs zur Betriebsanzeige zwei Drehknöpfe für die individuelle Pegelanpassung und die zwei Antennen, auch der Powerschalter ist hier zu finden. Dabei ist auch die Plastikfront zwar nicht extrem hochwertig, aber für den normalen umgang ausreichend. Vom Design hat man sich überlegt, dass man dem einen Mikrofon alles tiefgestellt und dem anderen alles hochgestellt einbaut. So sitzen die Drehregler direkt neben den Antennen und auf der Höhe der rückseitigen Ausgangsbuchse, die Drehregler sind daher für Menschen mit dicken Fingern nicht sonderlich gut zu erreichen. Allerdings wird man sie wohl eher auf Maximum stehen lassen und das Signal am Mixer einpegeln. Die Anordnung ist für nicht technisch versierte Menschen sinnvoll, die Konfiguration der Mikrofone ist bereits vorbelegt. Da mir das ausreicht habe ich nicht danach gesucht, ob man die Kanäle der Mikrofone umstellen kann. In jedem Fall braucht man zwei Eingänge, die Mikrofone können nicht zusammen geschaltet werden. Die Elektronik scheint nicht gut gekapselt zu sein, Klpfen am Gehäuse sorgt für ein Mikrofonieeffekt. Aber das kann ich in dieser Preisklasse tolerieren, die Aufstellung auf einer Box sollte man aber unbedingt vermeiden. Für den Transport lassen sich die Antennen nach Vorne umklappen und liegen fast bündig an der Gehäusefront an.
In der Beschreibung heißt es Non-Diversity-Empfänger. Damit ist gemeint, dass pro Empfangseinheit nur eine Antenne zur Verfügung steht, das kann theoretisch zu Phasenüberlagerungen führen vor Allem dann, wenn weiteres Drahtlos-Equipment gleichzeitig im Einsatz ist, das ist ja auch bei zwei Mikrofonen desselben Typs der Fall. Die beiden Antennen haben einen ausreichenden Abstand zueinander, so dass sie sich nicht stören, dennoch könnte bei geringem Feldeffekt durch Streuung weiterer Sender im gleichen Frequenzbereich eine Beeinträchtigung auftreten. Ohne weitere Störeffekte ist die Reichweite zumindest probiert im Haus gut, bei freier Sicht in einem Saal sollte eine größere Entfernung überbrückt werden können. Der Frequenzbereich von 863 MHz im ISM-Band wird nicht durch hochfrequente Strahlungen im SHF-Bereich beeinflusst (2,4/5 GHz bei Wi-Fi und Bluetooth), weshalb nur Komponenten im ähnlichen Frequenzbereich und darunter (beispielsweise 70-cm-Amateurfunkband) kritisch wären. Bei größeren Bühneninstallationen ist das Set daher eher ungeeignet, hier wären mehrere Empfangsantennen und ein wechselbarer Kanalbereich sinnvoll. Daran erkennt man auch, warum das System so günstig ist und Kompromisse nutzt, die den Alleinunterhalter eher nicht stören und für eine schnelle Inbetriebnahme sorgen.
Die Handsender haben einen Einsprechkorb aus Metall, innen liegt ein Schaumwindschutz, wie man das von Reportermikrofonen her kennt. Dieser ist nicht ganz so unempfindlich wie man erwarten könnte, reicht aber für kleinere Sprachvorträge aus. Das konisch zulaufende Ende liegt gut in der Hand, der dreistufige Schalter erklärt sich selbst: Aus, ein/Mute, ein/aktiv. Dabei sind kaum Schaltgeräusche zu vernehmen, wenn man das Mikrofon stummschaltet. Eine etwas schwache LED signalisiert den Betriebszustand. Die Batterieabdeckung sitzt fest am Gehäuse und kann nicht einfach abfallen. Insgesamt gewinnt das Mikrofon sicher kein Design-Preis, aber hässlich und klapprig ist es keineswegs und würde auch einen leichten Sturz sicher überstehen. Man darf auch nicht vergessen, dass man im Preisbereich um 250 Euro (Liste) nicht mal ein anständiges Reportage- oder Gesangsmikrofon bekommt, daher geht die Qualität absolut in Ordnung.
Das gilt auch für den Klang, der Maximalpegel liegt auf der Höhe eines gewöhnlichen dynamischen Mikrofons. Im Direktvergleich mit einem Sennheiser MD 46 Kabelmikrofon ist es bei gleicher Einstellung nicht leiser, eine AGC scheint aber zu greifen. Wenn man spricht, erhöht sich nämlich kurzzeitig die Rauschfahne, das liegt aber vermutlich eher an der Vorverstärkung. Hier hat man vermutlich etwas gespart und die Nachteile durch einen Kompressor ausgeglichen, der vermutlich auch Rückkopplungen entgegen wirkt. Mir scheint es, als habe man sich bei der Konzeption an Nutzer gewendet, die für gelegentliche Beschallungen ein drahtloses Mikrofon wollen und dafür nicht viel ausgeben möchten. Denn ehrlich gesagt hatte ich mit einer schlechteren Klangqualität gerechnet und Kompromisse eingeplant, hier wurde ich aber positiv überrascht. Als Gesangsmikrofon wird der Frequenzbereich der Stimme gut abgebildet und erfüllt damit den Einsatzzweck. Das Set ist aus meiner Sicht ein günstiges Einstiegsmodell, das schon eine für den Preis gute Qualität abliefert und sicher nicht für dem täglichen Einsatz gewachsen sein will.