Plastikflöte - das klingt irgendwie nach Kirmes-Tand. Dachte ich zunächst auch. Aber nachdem ich mich schweren Herzens dazu entschieden hatte, meine Holzflöte zum Durchchecken und Nachjustieren in die Werkstatt zu schicken, brauchte ich kurzfristig ein preiswertes Ersatzinstrument zum Üben. Dafür sollte Kunststoff gut genug sein. Aufgrund der vielen guten Bewertungen habe ich mich dann für diese etwas "höherpreisige" Aulos-Flöte entschieden, wobei hier bei Thomann ja selbst die noch spottbillig ist.
Was dann bei mir zu Hause ankam, hat mich doch sehr positiv überrascht! In einem kleinen, handlichen Etui aus Kunstleder befinden sich die drei Flötenteile, ein Wischstab aus Kunststoff, ein Döschen Zapfenfett, eine Grifftabelle und eine ansteckbare Daumenstütze. Die beiden Zapfen des Mittelstücks sind mit Kunststoffkappen gegen Beschädigungen geschützt. Schon beim Auspacken merkt man, dass man hier zwar kein Holz in den Händen hält, aber eben auch kein billiges Plastik, sonder einen höherwertigen, soliden Kunststoff. Alles sieht sehr sauber und präzise verarbeitet aus und vermittelt einen Eindruck von Wertigkeit (ich empfehle mal einen Blick aus Richtung Labium zum Windkanal - das ist höchste Präzision!). Dieser Eindruck bestätigt sich beim Zusammensetzen der Flöte: Die drei Teile gleiten sanft, aber absolut passgenau und luftdicht ineinander. Das so zusammengesetzte Instrument liegt merklich schwerer in der Hand als meine Mollenhauer-Flöte aus Birnbaum-Holz, aber durchaus angenehm.
Der positive Eindruck setzt sich beim ersten Anblasen der Flöte fort: Schon ein sanftes Atmen in das Instrument erzeugt in der unteren Oktave satte, volle Töne. Auch im hohen Register reicht eine minimale Erhöhung der Windgeschwindigkeit aus, um einen klaren, sauberen Klang zu produzieren. Die beiliegende Grifftabelle endet zwar bei d'', aber auch darüber hinaus erklingen die Töne intonationsrein und sprechen relativ leicht an - jedenfalls bis g'' (weiter bin ich noch nicht gekommen).
In einem Punkt macht sich hier nun doch das Material bemerkbar: Der Ton ist durchweg voll und klar, aber es fehlt ein wenig das holztypische Rauschen im unteren Register, das die Wärme in den Blockflötenklang bringt. Dadurch klingt sie z.T ein wenig "steril". Das sollte jedoch bei einem Zweitinstrument bzw. einer Flöte für den Einsatz unter ungünstigen Bedingungen von untergeordneter Bedeutung sein. Und für diesen Einsatz kann ich das Instrument nur wärmstens empfehlen, insbesondere angesichts des unschlagbaren Preises.
Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Tipps zum Umgang mit der Flöte loswerden:
Es empfiehlt sich, den Kopf der Flöte - insbesondere den Windkanal - vor dem ersten Gebrauch mit Spülwasser durchzuspülen und anschließend den Windkanal an der Luft trocknen zu lassen (alles andere kann man ganz normal abtrocknen). Dadurch bildet sich ein "Antikondens-Film" auf den Oberflächen des Windkanals, und es kommt nicht so schnell zur Tröpfchenheiserkeit.
Im Gegensatz zu anderen Rezensenten empfehle ich, auch diese Kunststoffflöte (zumindest das Kopfteil) vor dem Spielen anzuwärmen! Je geringer der Temperaturunterschied zwischen der Atemluft und den Oberflächen des Windkanals ausfällt, desto weniger Kondenswasser schlägt sich nieder. Zwar kann die Feuchtigkeit bei einer Kunststoffflöte keinen Schaden anrichten, aber Tröpfchenheiserkeit gibt es natürlich auch hier.